Rheinische Post Opladen

Miss Marple bekommt Konkurrenz aus Hitdorf

Die 74-jährige Edith Studen hat nach eigenen Angaben schon etliche Straftaten verhindert – für die jüngste Polizei-Hilfe wurde sie jetzt geehrt.

- VON INA BODENRÖDER

KÖLN/LEVERKUSEN Die berühmte Amateurdet­ektivin Miss Marple aus den Kriminalro­manen der englischen Schriftste­llerin Agatha Christie hat in Hitdorf ein Pendant, das ihr in kaum etwas nachsteht: Edith Studen (74) hat nach eigenem Bekunden schon viele Straftaten verhindert oder zu ihrer Auflösung beigetrage­n, weil sie „die Flöhe husten hört“.

Auch am 25. Mai dieses Jahres hat diese Eigenschaf­t wesentlich dabei geholfen, dass die Polizei einen Einbrecher dingfest machen konnte. Dafür hat der Kölner Polizeiprä­sident Jürgen Mathies gestern sie und zwölf weitere Bürger im Rahmen der Kampagne „Hinsehen, handeln, Hilfe holen“geehrt. „Es ist wichtig, dass die, die in der Lage dazu sind, richtig reagieren“, sagte Mathies im Polizeiprä­sidium.

Zwar solle man sich nicht selbst gefährden, aber unbedingt die Polizei rufen. So hat es Edith Studen auch an besagtem Tag im Mai gehalten. „Ich wohne genau gegenüber der Kindertage­sstätte der Arbeiterwo­hlfahrt in Hitdorf“, erzählte die Rentnerin. Beim Kochen beobachtet­e sie aus ihrem Küchenfens­ter einen Mann, der mit einer Eisenstang­e über das Kita-Gelände schlich. Sofort habe sie die Polizei alarmiert und den Beamten am Telefon beschriebe­n, was sich auf der anderen Straßensei­te zutrug. So sei es schließlic­h möglich gewesen, dass der Mann wenig später von den Polizisten gefesselt auf der Erde lag. Wie sich im Laufe der Untersuchu­ngen herausstel­lte, wurde er bereits gesucht, war schon mehrere Male straffälli­g geworden.

„Er hätte doch den ganzen Kindergart­en verwüsten können“, erläutert die patente Seniorin Studen, warum sie so engagiert eingegriff­en habe, und das offenbar nicht zum ersten Mal. „Ich werde von jedem Geräusch wach, da kann ich doch nicht einfach weiterschl­afen“, be- tonte die 74-Jährige. Käme ihr das Verhalten einer Person merkwürdig vor, würde sie sie auf jeden Fall ansprechen. „Sie beschreibe­n genau das Verhalten, das wir uns von Nachbarn wünschen“, bestätigte denn auch gestern Polizeiprä­sident Jürgen Mathies, dass sie es damit genau richtig macht.

Die anderen gestern Geehrten hatten sich ähnlich couragiert gezeigt und nicht weggeschau­t: der Kölner Taxifahrer beispielsw­eise, der durch seine Aufmerksam­keit verhindert­e, dass eine alte Frau durch Betrüger am Telefon viel Geld verlor. Oder die zwei jungen Frauen, die am Rosenmonta­g einschritt­en, als ein Mann mitten in Köln auf einem Bahnsteig von einer Gruppe überfallen und ausgeraubt werden sollte: Außer dem Verlust seines Mobiltelef­ons ist dem Opfer dadurch nicht mehr zugestoßen. „Durch ihr Handeln haben sie Menschen in Not geholfen oder durch ihren Notruf die Festnahme von Straftäter­n erleichter­t“, dankte Mathies allen.

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FOTO: BODENRÖDER Die engagierte Hitdorferi­n Edith Studen holte sich gestern Lob von Polizeiprä­sident Jürgen Mathies für ihre Aufmerksam­keit ab.

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