Grand Départ will dem Regen trotzen
Ausgerechnet zum größten Sportereignis seit Jahren sind die Prognosen schlecht. Schon heute Abend zur Teampräsentation empfiehlt sich eine Regenjacke. Immerhin: Sportlich hat das Wetter seinen eigenen Reiz.
Die Radprofis blicken gespannt auf die Wetterberichte – und die Verantwortlichen für den Grand Départ verfolgen die Prognosen mit zunehmender Anspannung: Ausgerechnet vor dem größten Sportereignis seit Jahren ist das Wetter gekippt, bis zum Abschied des Tour-Zirkus am Sonntag wird die Sonne laut den Prognosen des Deutschen Wetterdiensts wohl kaum zu sehen sein. Dafür droht viel Regen. Bei der Stadt gibt man sich optimistisch, dass trotzdem Hunderttausende Zuschauer kommen. „Die Rheinländer haben im Karneval schon oft gezeigt, dass ihnen ein bisschen Regen nichts ausmacht“, sagt Stadtsprecherin Kerstin Jäckel – und hofft auf viele Besucher im bunten RegenPoncho, wie man sie bei ähnlichem Wetter in Frankreich oft erblickt.
In der Tat empfiehlt sich eine Regenjacke für jeden Tourbesucher, auch Regenschirme dürfen die Zuschauer mitbringen. Überdachte Plätze gibt es höchstens an Gastronomie-Ständen – die Tour de France ist ein Freiluftevent. Besondere Vorkehrungen trifft die Stadt nicht, sagt Jäckel. Auf amtliche Unterstützung beim Trockenbleiben können nur die Gäste bei den offiziellen Empfängen hoffen, allen voran am Freitag auf Schloss Benrath: Das Protokoll sieht bei solchen Anlässen vor, dass ein Regenschirm gereicht wird.
Rund anderthalb Jahre, nachdem Düsseldorf den Zuschlag für den Grand Départ erhielt, startet heute das öffentliche Programm. Um Bestzeiten wird noch nicht gekämpft: Die 198 Fahrer zeigen sich ab 18.30 Uhr auf dem Burgplatz und fahren über die Rheinuferpromenade zum Landtag. Zu sehen sind auch „Living Sculptures“bekannter Düs- seldorfer Persönlichkeiten sowie Auftritte der Band Fresh Music Live, des Tanzhauses und von 80 Kindern des Musikprojekts Singpause, die mit Tenor Sascha Dücker auftreten.
Mit Glück wird es zumindest dabei trocken bleiben: Der Wetterdienst geht zwar davon aus, dass es über den Tag Schauer geben wird, auch Gewitter sind möglich. Bei bis zu 23 Grad und schwachem Wind wird es aber recht warm. Am Abend könnte der Regen abgezogen sein, sagt Meteorologin Ines Wiegand.
Die gute Nachricht für die folgenden Tage: Unwetter, die zu einer Ab- sage führen könnten, sind nicht zu erwarten. Es bleibt allerdings nass, die Temperaturen fallen auf unter 20 Grad. Das gilt allen voran ausgerechnet für den Samstag, wenn Düsseldorf beim Zeitfahren seinen großen Auftritt haben wird. Die Meteorologin geht davon aus, dass keine Sonne zu sehen ist – aber „merkliche Regenmengen“zu erwarten sind. Zur zweiten Etappe am Sonntag wird das Wetter besser, trocken bleibt es aber wohl wieder nicht.
Für die Radprofis stellt der Regen kein Hindernis dar. Im vergangenen Jahr mussten sie sich bei der neun- ten Etappe durch Andorra sogar durch Hagel kämpfen. Sportlich ist das unsichere Wetter im Gegenteil eine spannende Komponente, meint Sven Teutenberg, Ex-Radprofi und sportlicher Leiter des Organisationsbüros. Die Fahrer müssen sich entscheiden, ob sie auf spezielle Regenreifen setzen. Die bestehen aus weicherem Gummi und versprechen mehr Halt – können aber Zeit kosten. Vor allem aber ist die Entscheidung gefragt, wann die Teams ihre besten Fahrer an den Start schicken. Gesetzt ist, dass die Favoriten den Abschluss bilden. Die Teams können aber die Reihenfolge ihrer anderen Starter bestimmen und werden dabei auch auf den Verlauf des Wetters achten. „Das ist ein Pokerspiel“, sagt Teutenberg.
Auch am Rahmenprogramm ändert sich nichts. Mikko Leandros von der Düsseldorfer Partyband Porno al Forno, die unter anderem zum Tour-Abschluss am Sonntagabend vor dem Landtag auftritt, verspricht Party auch bei Nässe. „Wir sind hart im Nehmen.“Die Band hat einen Hit für Wetter-Notfälle dabei: „Dann spielen wir ,Wann wird’s mal wieder richtig Sommer.’“