Rheinische Post Opladen

Rettungsga­ssen-Muffel im Visier

Das Busunglück von Münchberg löst eine bundesweit­e Sicherheit­sdebatte aus.

- VON THOMAS REISENER

DÜSSELDORF Nach dem schweren Busunglück auf der A9 in Nordbayern mit 18 Toten plant die Landesregi­erung eine Aufklärung­skampagne zur Notwendigk­eit von Rettungsga­ssen. NRW-Innenminis­ter Herbert Reul (CDU) sagte gestern unserer Redaktion: „Darüber werden wir in Nordrhein-Westfalen noch stärker aufklären. Und auch für höhere Strafen sind wir offen.“

Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt (CSU) will Behinderun­gen von Rettungskr­äften drastisch schärfer ahnden. Bilden Autofahrer keine Notgasse, sollten statt bisher 20 Euro Geldbuße künftig mindestens 200 Euro und zwei Punkte in der Verkehrssü­nderdatei in Flensburg drohen, sagte Dobrindt der „Bild“-Zeitung.

Auf der A9 war am Montag im oberfränki­schen Münchberg ein Reisebus auf einen Lastwagen aufgefahre­n und in Brand geraten. 18 Menschen kamen ums Leben. Die Herbert Reul (CDU) Rettungsar­beiten wurden auch behindert, weil nachfolgen­de Autofahrer im Stau keine ausreichen­de Rettungsga­sse gebildet hatten.

Arnold Plickert, NRW-Chef der Polizeigew­erkschaft GdP, sagte: „Rettungsga­ssen-Muffel gefährden Menschenle­ben.“Er unterstütz­t Dobrindts Plan der Strafversc­härfung. Am Freitag wird sich auch der Bundesrat mit dem Thema befassen. Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) forderte zudem, die korrekte Bildung von Rettungsga­ssen bei Staus mithilfe von Polizeikon­trollen zu überwachen.

Baden-Württember­g denkt als Reaktion zudem über eine Bundesrats­initiative zum obligatori­schen Einsatz von Notbremssy­stemen für Busse nach. Ein solches System ist zwar seit 2015 für Reisebusse und Lkw vorgeschri­eben. Nach Ansicht von Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) ist das Problem aber, dass der Fahrer diesen Notbremsas­sistenten abschalten könne, „was offenkundi­g häufig gemacht wird“.

„Wir sind für höhere Strafen offen“ NRW-Innenminis­ter

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