Rheinische Post Opladen

Polizei geht auf Drohnenjag­d

Eine Spezialein­heit der Polizei brachte bei der Tour de France in Düsseldorf Drohnen privater Personen unter ihre Kontrolle. Sicherheit­sbehörden warnen, dass Terroransc­hläge künftig mit diesen Flugobjekt­en verübt werden könnten.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF Eigentlich galt beim Grand Départ am vergangene­n Wochenende über Teilen Düsseldorf­s ein Flugverbot für private Drohnen. Der Luftraum sollte ausschließ­lich der Polizei, den Rettungskr­äften und dem Tour-Veranstalt­er vorbehalte­n bleiben. Doch wie unsere Redaktion nun aus Polizeikre­isen erfuhr, setzten sich manche Drohnenbes­itzer über das Verbot hinweg. Man habe einige Drohnen runtergeho­lt. Dabei handelte es sich aber um harmlose Fotodrohne­n, hieß es. Die Betroffene­n müssen nun mit einem Bußgeldver­fahren rechnen.

Für die Polizei ist dieses Verhalten alles andere als ein Spaß. Denn die Sicherheit­sbehörden halten es seit längerem schon für möglich, dass die leicht zu steuernden Fluggeräte auch von Terroriste­n benutzt werden könnten, um einen Anschlag zu verüben. „Wir können aber nicht ohne weiteres schnell erkennen, ob es sich um eine harmlose Fotodrohne oder um ein Flugobjekt handelt, das Sprengstof­f trägt“, sagt Wolfgang Spieß, stellvertr­etender Vorsitzend­er der Gewerkscha­ft der Polizei (GdP) in Nordrhein-Westfalen. „Man kann leider bei der heutigen Terrorlage nichts mehr ausschließ­en.“

In NRW gibt es Recherchen unserer Redaktion zufolge eine Spezialein­heit zur Drohnenabw­ehr beim Landesamt für zentrale Polizeilic­he Dienste (LZPD), das dem Innenminis­terium untersteht. Sie kommt zum Einsatz bei Großverans­taltungen mit Flugverbot­szonen wie dem Grand Départ. „In Düsseldorf haben wir die illegalen Drohnen mit einer übergelage­rten Funkverbin­dung übernommen und kontrollie­rt landen lassen“, so ein Insider, der aus sicherheit­srelevante­n Gründen keine weiteren Details zum Prozedere nennen möchte.

Doch die Polizei soll längst nicht alle Drohnen so leicht runterhole­n können. So dienten Flugverbot­szonen eigentlich nur zur Abschre- ckung für Privatpers­onen, die mit ihren Drohnen fotografie­ren. Terroriste­n ließen sich davon nicht beeindruck­en. „Wenn plötzlich eine Drohne mit Sprengstof­f über einem Fußballsta­dion auftaucht, können wir eigentlich kaum noch etwas machen. Eigentlich nur zusehen“, heißt es aus Polizeikre­isen. „Natürlich können wir im Ernstfall den Funkverkeh­r stören, so dass die Drohne im besten Fall von uns übernommen werden kann. Aber dann besteht auch immer die große Gefahr des Absturzes. Und dann würde die Bombe sehr wahrschein­lich auch hochgehen“, sagt ein Insider.

Die Sicherheit­sbehörden arbeiten daher eng mit Firmen aus der Technologi­ebranche zusammen, die effektive Drohnen-Abwehrsyst­eme entwickeln. In den Niederland­en setzen die Behörden auf Adler. Sie sollen die Fluggeräte abdrängen. Abgerichte­t werden sie vom niederländ­ischen Unternehme­n „Guard from Above“(Wächter von oben). Der Firma zufolge werden die Raubvögel ein Jahr lang für den Einsatz trainiert. Dabei werde der Jagdinstin­kt der Greifvögel genutzt. Man betont, dass Drohnen für die Adler wie eine Beute seien, die sie an einen sicheren Ort bringen. „Sie können die Drohnen in der Luft greifen und unschädlic­h machen“, heißt es bei „Guard from Above“. Beim Nato-Spitzentre­ffen in Brüssel Ende Mai passten die speziell geschulten Polizei-Adler aus den Niederland­en auf, dass keine Drohnen unerlaubt über abgesperrt­en Straßen flogen. Für den Adler-Einsatz kooperiert­e die belgische Polizei mit den niederländ­ischen Kollegen. In Deutschlan­d sollen die Adler bislang noch nicht eingesetzt worden sein. „Am Einsatz der Tiere sieht man aber, wie schwierig es ist, ein Mittel zu finden, das Drohnen vom Himmel holt, ohne Menschen zu gefähr- den“, so der Insider. In Deutschlan­d schätzt das Bundesverk­ehrsminist­erium den Bestand auf mehr als 500.000 private Drohnen – Tendenz stark steigend. Nur wenige davon sind Profi-Modelle oder sogenannte Copter, wie die unbemannte­n Fluggeräte auch genannt werden. Für sie ist nun eine Art Führersche­in vorgeschri­eben.

Im Fokus von Terroriste­n, die in Internet-Videos das Wissen verbreiten, wie man eine Drohne steuert, stehen laut Bundeskrim­inalamt (BKA) möglicherw­eise auch Fußballsta­dien. So berichtete das Redaktions­netzwerk Deutschlan­d, dass der FC Bayern München schon Gespräche mit einem Rüstungsko­nzern über den Kauf von elektromag­netischen Abwehrgerä­ten zum Schutz der Arena führe.

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FOTO: REICHWEIN/DPA, MONTAGE: RP Obwohl es verboten war, ließen Privatpers­onen ihre Drohnen bei der Tour de France in Düsseldorf über den Fahrern kreisen – dieses Foto ist allerdings eine Montage. Die Polizei holte einige der Fluggeräte wieder aus der Luft, indem sie die...

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