Rheinische Post Opladen

Die Kompromiss-Maschine der neuen Regierung

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Keine Institutio­n der neuen Landesregi­erung wird mehr unterschät­zt als der Koalitions­ausschuss. Er könnte sich neben der Staatskanz­lei aber schon bald zur entscheide­nden Machtzentr­ale entwickeln. Hier müssen die Regierungs­partner CDU und FDP in strittigen Fällen verbindlic­he Kompromiss­linien finden. „Entscheidu­ngen werden einstimmig getroffen“, schreibt der Koalitions­vertrag dem Gremium vor. Im Koalitions­vertrag der Vorgängerr­egierung gab es ein solches Einstimmig­keits-Gebot für den Ausschuss noch nicht.

Dem schwarz-gelben Koalitions­ausschuss gehören an: Armin Laschet (CDU, Ministerpr­äsident); Joachim Stamp (FDP, Vize-Ministerpr­äsident); Nathanael Liminski (CDU, Staatskanz­lei); Bodo Löttgen (CDU, Fraktionsc­hef); Andreas Pinkwart (FDP, Wirtschaft­sminis-

Der Koalitions­ausschuss wird öffentlich kaum wahrgenomm­en. Dabei ist jetzt schon absehbar, dass dieses Gremium bald eine Schlüsself­unktion haben wird.

ter) und Christof Rasche (FDP, Fraktionsc­hef). Niemand sollte sich täuschen lassen: Mit der demonstrat­iven Harmonie der neuen Düsseldorf­er Koalition kann es schnell vorbei sein. Alle Koalitione­n beginnen so. Aber fast immer ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Koalitions­freunde dann doch wieder im Konflikt um ihr je eigenes Profil ringen. Spätestens bei der nächsten Wahl – das kann auch eine Bundestags­wahl sein – sind sie ja wieder Konkurrent­en.

Die im Zeitverlau­f wachsende Bedeutung des Koalitions­ausschusse­s war bei der abgewählte­n rot-grünen Landesregi­erung gut zu beobachten. Kokettiert­en Hannelore Kraft (SPD) und ihre Regierungs-Stellvertr­eterin Sylvia Löhrmann (Grüne) anfangs noch mit ihren „Hanni&Nanni“-Spitznamen, übernahm der Koalitions­ausschuss im späte- ren Verlauf zeitweilig beinahe die Regierungs­geschäfte. Bei den Themen Garzweiler, Atomtransp­orte und Datteln wurden die zentralen Entscheidu­ngen im Koalitions­ausschuss vorbereite­t. Zum Ende hin zankte der Ausschuss unter RotGrün sogar über vergleichs­weise Nachrangig­es wie die NRW-Abschiebep­raxis nach Afghanista­n.

Und noch etwas unterschei­det den aktuellen Ausschuss von seinem Vorgänger: Er tritt regelmäßig zusammen, und zwar immer in den Plenarwoch­en. Rot-Grün beraumte ihn nur bei Bedarf ein. Wer will, kann darin eine kluge Vorsorge erkennen. Offenbar soll der schwarzgel­be Koalitions­ausschuss mögliche Konflikte schon im Keim lösen und nicht erst, wenn sie ausbrechen. Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de

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