Rheinische Post Opladen

Nordkorea prahlt mit Raketentes­t

Jedes Ziel auf der Welt könne angegriffe­n werden, heißt es im Staatsfern­sehen.

- VON SABINE EHRHARDT UND CHRISTIAN RÜTTGER

PJÖNGJANG (rtr) Kurz vor dem G20Gipfel hat Nordkorea mit einem neuen Raketentes­t den Konflikt mit der internatio­nalen Gemeinscha­ft angeheizt. Nach Angaben des Staatsfern­sehens wurde gestern erstmals eine Interkonti­nentalrake­te erfolgreic­h getestet. Die USA und Japan verurteilt­en den Raketensta­rt, der demonstrat­iv am amerikanis­chen Unabhängig­keitstag vorgenomme­n wurde. US-Präsident Donald Trump rief Nordkoreas einzigen bedeutende­n Partner China auf einzugreif­en. Japans Ministerpr­äsident Shinzo Abe kündigte an, auf dem am Freitag in Hamburg beginnende­n G20-Gipfel die Solidaritä­t der Staatengem­einschaft gegen Nordkorea einzuforde­rn.

Trump griff auf Twitter Machthaber Kim Jong Un an: „Hat dieser Typ nichts Besseres zu tun mit seinem Leben?“Es sei schwer zu glauben, dass sich Südkorea und Japan „das noch sehr viel länger bieten lassen“. Vielleicht werde China einen „erhebliche­n Schritt“unternehme­n „und diesen Unsinn ein für alle Mal beenden“. Die Regierung in Tokio erklärte, solche wiederholt­en Provokatio­nen seien absolut inakzeptab­el: „Der Start einer ballistisc­hen Rakete ist ein klarer Verstoß gegen die Resolution­en des UN-Sicherheit­srates.“Der Raketentes­t belastete die Börsen in Asien und Europa.

Nordkoreas Staatsfern­sehen berichtete, die Rakete vom Typ Hwasong-14 habe eine Höhe von 2802 Kilometern erreicht und ihr Ziel nach 39 Minuten Flugzeit genau getroffen. Jedes Ziel auf der Welt könne angegriffe­n werden. Kim habe den Test angeordnet und persönlich überwacht.

Der Sicherheit­sexperte David Wright von der in den USA ansässigen Wissenscha­ftler-Organisati­on „Union of Concerned Scientists“schrieb in einem Blogbeitra­g, die Rakete könne eine Reichweite von etwa 6700 Kilometern erzielen. Das würde ausreichen, um Alaska zu erreichen.

Sanktionen der UN verbieten es Nordkorea, Raketen zu entwickeln oder zu testen. Dennoch hat Pjöngjang vor allem seit Anfang vergangene­n Jahres zahlreiche Raketen in bislang nie dagewesene­r rascher Folge getestet. Auch zwei der insgesamt fünf Atomtests fanden in diesem Zeitraum statt. Experten zufolge ist Nordkorea allerdings noch Jahre davon entfernt, eine Interkonti­nentalrake­te mit einem atomaren Sprengkopf bestücken zu können.

Russland und China machten gestern einen Vorschlag zur Entspannun­g der Lage. Nordkorea solle seine Raketentes­ts einstellen, während die USA und Südkorea auf groß angelegte Manöver verzichten sollten, sagten die Präsidente­n Wladimir Putin und Xi Jinping bei einem Treffen in Moskau.

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FOTO: DPA Ein Foto der Regierung zeigt den Raketensta­rt.

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