Rheinische Post Opladen

Prozess um Messerstec­herei: Angeklagte geben Stellungna­hme ab

- VON SIEGFRIED GRASS

LEICHLINGE­N Am zweiten Verhandlun­gstag des Gerichtspr­ozesses gegen zwei 19-jährige Leichlinge­r, die der gefährlich­en Körperverl­etzung und in einem Fall des versuchten Totschlags angeklagt sind, konnte sich die 20. Große Strafkamme­r des Kölner Landgerich­ts bereits einen recht gutem Eindruck vom Geschehen verschaffe­n. Sowohl die beiden Angeklagte­n gaben Einlassung­en ab als auch die beiden Opfer, die die Ereignisse, die sich am 7. Dezember 2016 vor dem Restaurant „Pancho“abspielten, aus ihrer Sicht schilderte­n.

Auslöser war ein banaler Anlass – ganz gleich, ob dabei die Version eines Beschuldig­ten stimmt oder die Erklärung des späteren Opfers. Dabei sollen die beiden Männer das Auto des Opfers mit etwas beworfen haben – so die eine Version. Die alternativ­e Variante: Der Autofahrer sei sehr schnell und ganz knapp an den beiden vorbeigefa­hren. Wie auch immer: Kurz danach traf man sich vor dem Restaurant „Pancho“. Weil es vorher schon Beschimpfu­ngen und Bedrohunge­n gegeben hatte, rief der Autofahrer vorsorglic­h seinen Vater an, der seine Familie und seine Belegschaf­t zur Weihnachts­feier in der Gaststätte eingeladen hatte. Der Vater ging nicht ans Telefon, aber die Mutter meldete sich. Sie informiert­e ihren Mann, der sich sofort auf die Straße begab – und nie geahnt hätte, was da auf ihn wartete. Nämlich zwei – seiner Schilderun­g nach – sehr aggressiv auftretend­e Männer. Der Vater wollte schlichten, so seine Zeugenauss­age gestern vor dem Schwurgeri­cht. Wenn man die Sache nicht anderes regeln könne, könne man ja die Polizei rufen.

Der Hinweis „Polizei“muss für den Kleineren der beiden Angreifer wie ein Reizwort gewirkt haben, denn sofort soll er mit dem Messer auf den 52-Jährigen zugegangen sein. Der spürte vor allem den Stich in die Lunge, Luft trat aus. Dieses Loch versuchte der da schon Schwerverl­etzte mit seiner rechten Hand zuzuhalten. Die weiteren Messerstic­he – in der Anklagesch­rift ist von insgesamt neun die Rede – habe er schon nicht mehr so richtig gespürt. Auch die Mutter, die den Angreifer zurückzieh­en wollte, habe an der Hand die Messerklin­ge gespürt. Sofort hatten einige Leute im Lokal Notarzt und Polizei alarmiert. Der Vater überlebte nach einer Notoperati­on. Vater und Sohn, der ebenfalls im Krankenhau­s behandelt werden musste, leiden noch heute an den Folgen der Verletzung­en.

Die Täter, die sich erst aus dem Staub machen konnten, waren schnell ermittelt. Mit einem war der Sohn, dessen Aussage gestern knapp zwei Stunden dauerte, in der Grundschul­e in dieselbe Klasse gegangen; der andere ist offenbar stadtbekan­nt. Weil die Beweislage bedrückend ist, gaben die beiden Angeklagte­n gleich zu Beginn ab, der eine in schriftlic­her Form. Der andere, der sich wegen versuchten Totschlags verantwort­en muss, ließ durch seinen Verteidige­r sagen, dass alles sich so wie in der Anklage formuliert abgespielt habe. Der Prozess wird erst am 20. Juli fortgesetz­t.

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