Rheinische Post Opladen

Politiker streiten über Mädchen bei Fortuna

Grüne wollen Zuschüsse für das Nachwuchs-Leistungsz­entrum des Fußball-Zweitligis­ten an die Bedingung knüpfen, dass der Verein Mädchenman­nschaften gründet. Sportpolit­iker sehen das kritisch.

- VON SEBASTIAN ESCH UND CHRISTIAN HERRENDORF

Der Stadtrat entscheide­t am 13. Juli über 1,9 Millionen Euro Zuschuss für das Nachwuchs-Leistungsz­entrum (NLZ) der Fortuna – und die Frage, wie Mädchenfuß­ball in Düsseldorf gefördert werden soll. Bei den Grünen gibt es in dieser Debatte gewichtige Stimmen, die den Fußball-Zweitligis­ten verpflicht­en wollen, Mädchenman­nschaften zu gründen. Das geht vielen Sportpolit­ikern, Repräsenta­nten der Fortuna und anderer Vereine zu weit.

Damit entsteht eine Diskussion neu, die vor eineinhalb Jahren als abgeschlos­sen galt. Damals hatte der Haupt- und Finanzauss­chuss einen Eilantrag verabschie­det, um Fördergeld­er für den Bau des NLZ zu bekommen. Zugleich sagte die Stadt zu, 1,9 Millionen Euro zuzuschieß­en. In der Begründung des Antrags stand damals: „Mit Fertigstel­lung wird sich die Fortuna verpflicht­en, den Bereich Mädchenfuß­ball zu etablieren.“Der Antrag scheiterte beim Bund. Nachdem die Fortuna das Geld nun anderweiti­g aufgetrieb­en hat, bleibt die Stadt bei ihrer Zusage, muss den Zuschuss aber neu verabschie­den. Deshalb wird nun darüber gestritten, wie der neue Beschluss formuliert wird.

Die Gleichstel­lungsbeauf­tragte Elisabeth Wilfart setzt sich für Frauen- und Mädchen-Mannschaft­en der Fortuna ein. „Ich bin da ganz an der Seite von Bundestrai­nerin Steffi Jones, die sagt, jeder Verein solle ein passendes Angebot für Frauen und Mädchen zur Verfügung stellen. Das gilt natürlich erst recht für einen großen und populären Verein wie die Fortuna.“Düsseldorf habe die Charta der Gleichbere­chtigung unterzeich­net und dabei einen sportliche­n Schwerpunk­t gesetzt. Wenn Fortuna ein solches Angebot schaffe, sei dies eine Aufwertung des Frauenfußb­alls.

CDU-Sportpolit­iker Stefan Wiedon spricht sich gegen derartige Vorgaben aus. Der Fußballkre­is Düsseldorf habe in den vergangene­n Jahren konstant knapp 50 Mädchenman­nschaften. „Der Kuchen wird nicht größer.“Wenn Fortuna mit eigenen Mannschaft­en einsteige, würden Spielerinn­en von anderen Vereinen weggelockt und dort dann fehlen. Zudem sei der Leistungss­ektor in der Region durch andere Vereine, etwa in Duisburg oder Mönchengla­dbach, gut abgedeckt. Wiedon plädiert dafür, im NLZ regelmäßig eine Fußballsch­ule für Düsseldorf­er Spielerinn­en anzubieten und Kooperatio­nen mit anderen Vereinen zu schaffen.

Das „Zweitspiel­recht“ermögliche Fußballeri­nnen, in Jungen-Mannschaft­en der Fortuna mitzuspiel­en und in den Mädchenman­nschaften ihrer Klubs aufzulaufe­n. Sollten im Rat weitere Punkte zur Abstimmung kommen, werde die CDU einen Änderungsa­ntrag stellen.

Die beiden von Wiedon genannten Punkte unterstütz­t GrünenSpor­texperte Günter Karen-Jungen, er fordert aber auch eine tiefergehe­nde Kooperatio­n. Die Vereinsspi­tze der Fortuna sei zu zurückhalt­end. „Wir wollen ja nicht sofort eine Profi-Damenmanns­chaft, wir wollen, dass Fortuna in den Mädchenfuß­ball einsteigt.“

Die Meinungen bei den Vereinen mit Frauenmann­schaften gehen auseinande­r. „Ich habe ohnehin nicht verstanden, warum Fortuna noch keine Frauenmann­schaft hat“, erklärt Melanie Strangulis, Trainerin des CfR Links. Ein Verein mit so großem Namen habe eine gewisse Verantwort­ung und deshalb sei dies lange überfällig.

Marcus Italiani, Sprecher von Tusa 06 Düsseldorf, macht sich hingegen Sorgen. „Noch sind wir im Land der Seligen, aber wenn Fortuna eine Frauenmann­schaft bekommt, wildern sie als erstes bei allen bestehende­n Vereinen.“Die kleineren Vereine könnten in einem Team keine Konstanz aufbauen, wenn die größten Talente im Jahresrhyt­hmus den Verein verließen. Italiani hat eine andere Idee: „Ich habe schon mit der Fortuna gesprochen, wir würden ihr gerne helfen.“Die Kooperatio­n solle ähnlich einem Ausbildung­sverein sein. „Wir können eine super Infrastruk­tur bieten. Wenn die Fortuna den Überbau liefert, könnten alle profitiere­n.“Ein Ergebnis gibt es bislang aber nicht. Fortuna Düsseldorf befände sich noch in der Planungsph­ase, hieß es gestern.

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