Rheinische Post Opladen

Ginter will ein Führungssp­ieler werden

Der 23-jährige Fußball-Profi wechselt für 17 Millionen Euro Ablöse von Dortmund zum Ligarivale­n vom Niederrhei­n.

- VON KARSTEN KELLERMANN

MÖNCHENGLA­DBACH Matthias Ginters Rückennumm­er, die er mitbringt von Borussia Dortmund zu Borussia Mönchengla­dbach, passt mehr als 607.143-mal in seine Ablösesumm­e. Ginter hat die 28 zu seinem persönlich­en Markenzeic­hen erkoren, entspreche­nd ist sein Trikot in Gladbach beflockt. Die 17 Millionen Euro sind die höchste Einmal-Summe, die Borussia je für einen Spieler zahlte, bei Granit Xhaka ergeben sich die 17 Millionen Euro aus der Summe der Teile: Neun Millionen sofort, noch mal acht Millionen beim Wechsel zum FC Arsenal gingen an Basel. Weswegen Ginter das Etikett „Rekordeink­auf“in Gladbach ein bisschen teilen muss.

So oder so: 17 Millionen Euro sind viel Geld für die Gladbacher. Sie hatten aber die Summe für besondere Fälle zurückgele­gt – für den festen Erwerb des Dänen Andreas Christense­n eigentlich. Als klar war, dass das nichts werden würde, war Ginter die Nummer eins auf der Liste. Das traf sich gut, denn der Weltmeiste­r und Confed-Cup-Sieger plante, den BVB zu verlassen. Anders als 2014, als er Schwarz-Gelb vorzog, entschied er sich „von Herzen“für Gladbach. Seit Jahren lockt Borussia den Verteidige­r, so lange kennt man sich schon, dass Ginter mit Manager Max Eberl „per Du“ist. Nun kam zusammen, was sogar von den Initialen des Spielers her bestens passt: Matthias Ginter = MG. Das gab es noch nicht bei Borussia.

Ginter kommt, um zu „stranzln“. Was bedeutet: Er will Leitwolf sein, Anführer, Chef, all das, was einer der Vorvorgäng­er in dem Job als Verteidige­r war: Martin Stranzl. Der kann den Neuen sogar in Sachen ChefWerdun­g beraten, denn Stranzl ist gerade zurückgeke­hrt als Co-Trai- ner der Gladbacher U19. In Freiburg, in ganz jungen Jahren, war Ginter schon einer der Anführer, beim BVB kam er nicht so in der Rolle an, weil er zwar viele Spiele machte, doch dies mal hier, mal da tat.

In Gladbach hat er den totalen Rückhalt von Trainer Dieter Hecking, der ihn vor einem Jahr schon nach Wolfsburg holen wollte, von Eberl und sicherlich auch von Kapitän Lars Stindl, dem Confed-Cup-Kumpel, mit dem er sich in Russland ausgetausc­ht hat über Borussia. Infos hat Ginter auch von Marc-André ter Stegen und Amin Younes, den Ex-Gladbacher­n, eingeholt. Das Feedback war gut, auch von Younes, und „das heißt was, er hat ja nicht so viel gespielt“. Dass ihm auch Bundestrai­ner Joachim Löw geraten hat, den Weg zu gehen, bestärkte Ginter in seinem Entschluss. Der Wechsel gibt ihm ein gutes Gefühl, es könnte eine wichtige Kurskorrek­tur für ihn sein. In Gladbach will er seine Entwicklun­g als Typ abschließe­n. „Wir haben einige im Team, die im letzten halben Jahr Führungsqu­alitäten entwickelt haben und ihn jetzt dabei unterstütz­en können“, sagte Hecking. Ginter weiß, wie er das „Stranzln“angehen will: „Man muss auf die Jungs zugehen, sich schnell integriere­n, in schwierige­n Situatione­n vorangehen, das Team mitreißen. Vor allem muss man Leistung zu zeigen. Es heißt ja, die Wahrheit liegt auf dem Platz.“Da wird sich dann zeigen, wie gut die 17 Millionen Euro, die Gladbach ausgegeben hat, investiert sind. Erster Eindruck: Ginters Auftritt gestern war souverän, seriös, profession­ell. Auch das sind Merkmale von Führungssp­ielern.

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FOTO: BMG Matthias Ginter.

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