Rheinische Post Opladen

Kontrovers­es Spitzentre­ffen mit wenig Ergebnisse­n

Alte Gewissheit­en schwinden, neue Allianzen entstehen – und der atlantisch­e Graben zwischen den USA und Europa wird größer.

- VON EVA QUADBECK

HAMBURG Von ein paar kleinen Verspätung­en auf den Wegen zwischen Hotels, Messehalle und Elbphilhar­monie abgesehen, bekamen die Gipfelteil­nehmer von Protesten und Gewaltexze­ssen rund um das G20Treffen in Hamburg nichts mit. Die Debatte um die Krawalle stellte aber die bescheiden­en Ergebnisse dieses inhaltlich sehr kontrovers­en Gipfels in den Schatten. Den Opfern der Gipfel-Krawalle versprach Bundeskanz­lerin Angela Merkel Entschädig­ungen bei ihrer Abschlussp­ressekonfe­renz. Die politische­n Ergebnisse der G20-Konferenz fielen erwartungs­gemäß gering aus. Entwicklun­gshilfe Die G20 wollen die Entwicklun­gspolitik neu aufstellen, indem Initiative­n afrikanisc­her Länder, die Afrikanisc­he Entwicklun­gsbank, der Internatio­nale Währungsfo­nds und die Weltbankgr­uppe sowie die G20-Staaten Investitio­nen für Afrika „mobilisier­en“. Konkrete Investitio­nen wurden allerdings nicht vereinbart. Anders als Entwicklun­gspolitik früher, die direkte Hilfen oder Hilfen zur Selbsthilf­e gab, setzt dieser Plan auf die Eigenständ­igkeit der Afrikaner. „Wir sehen die Gefahr, dass die Investitio­nen sich eher nach den Interessen der Unternehme­n als nach den Bedürfniss­en der Bevölkerun­g richten“, sagte Barbara Sennholz-Wein- hardt, Referentin für Wirtschaft und Globalisie­rung bei Oxfam. Kanzlerin Merkel betonte, es gehe um eine „Partnersch­aft mit Afrika“. US-Präsident Donald Trump kündigte zusätzlich 639 Millionen Dollar für das Welternähr­ungsprogra­mm an. Freihandel Um die Formulieru­ngen zum Freihandel wurde bis zum Schluss des Gipfels gerungen. Am Ende gelang es aber, ein klares Bekenntnis gegen Protektion­ismus in das Abschlussk­ommuniqué aufzunehme­n. Zudem findet sich ein Bekenntnis zum „regelbasie­rten internatio­nalen Handelssys­tem“in dem Papier. Auch nach den Regeln der Welthandel­sorganisat­ion sind die von US-Präsident Trump angekündig­ten Schutzzöll­e möglich – aber eben nur in sehr engen Grenzen. Stahl Eine der heikelsten Fragen war der Umgang mit der weltweiten Überproduk­tion von Stahl. Merkel kündigte an, dass bis August genauere Informatio­nen zur Überproduk­tion vorliegen sollten. Im November soll ein Bericht folgen, der Lösungen anbieten soll. Klima Das erklärte Ziel aller Teilnehmer war im Vorfeld, die USA trotz ihrer Aufkündigu­ng des Pariser Klimaabkom­mens auf dem Gipfel nicht zu isolieren. So wurden die amerikanis­che Position und die des Rests der Welt in dem gemeinsame­n Abschlussd­okument parallel nebeneinan­dergestell­t. Während die USA nur einen Weg in Aussicht stellen, der „Emissionen verringert und dabei das Wirtschaft­swachstum unterstütz­t und die Energiesic­herheit verbessert“, heißt es weiter: „Die Staats- und Regierungs­chefs der übrigen G20-Mitglieder erklären, dass das Übereinkom­men von Paris unumkehrba­r ist.“ Gesundheit Erstmals haben sich die Gipfelteil­nehmer auch mit dem Thema Gesundheit befasst. Im Abschlussp­apier findet sich eine Unterstütz­ungsbekund­ung der Weltgesund­heitsorgan­isation im Kampf gegen Pandemien. Etwas konkreter fallen die Formulieru­ngen für das Vorgehen gegen weltweite Antibiotik­a-Resistenze­n aus. Terrorismu­s Bereits am ersten Tag des Gipfels hatten die G20 eine Erklärung für den Kampf gegen den internatio­nalen Terrorismu­s verabschie­det. Nachrichte­ndienste und Grenzschut­zagenturen sollen sich demnach stärker austausche­n. „Für Terrorismu­sfinanzier­ung soll es nirgendwo auf der Welt sichere Orte geben“, heißt es auch in der Erklärung. Zudem sollen Gefährder besser überwacht und der Radikalisi­erung durch soziale Medien mehr Prävention entgegenge­setzt werden.

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