Rheinische Post Opladen

Lukaku ist nun teurer als Ronaldo

- VON ROBERT PETERS

DÜSSELDORF/MANCHESTER Romelu Lukaku (24) hat ziemlich gute Laune. Er wird vom englischen PremierLea­gue-Klub FC Everton zum LigaRivale­n Manchester United wechseln. So erfüllt sich schon ein sportliche­r Traum. Jedenfalls hat der belgische Nationalsp­ieler das flugs verkündet. „Ich bin froh, dass ich dabei helfen kann, Geschichte zu schreiben“, sagte Lukaku. Darunter tun es die Jungs ja nicht. Geschichte geschriebe­n hat er schon mal durch die Ablösesumm­e. 100 Millionen Euro will Manchester zahlen. Damit ist der Belgier nun der drittteuer­ste Spieler der Welt nach seinem künftigen Teamkolleg­en Paul Pogba (105 Millionen Euro) und Gareth Bale von Real Madrid (100,76 Millionen Euro). Lukaku darf sich in dem son- derbaren Licht sonnen, teurer zu sein als Cristiano Ronaldo (Real), der beim Wechsel von Manchester nach Madrid 94 Millionen Euro wert war. Das ist aber bereits acht Jahre her. Trösten wird das Ronaldo nicht.

Im Sommerwett­bewerb der großen Exzentrike­r gibt ebenfalls Lukaku den Ton an. Anfang Juli wurde er wegen Ruhestörun­g in Los Angeles vorübergeh­end festgenomm­en. Er hatte offenbar sehr lautstark gefeiert – vielleicht den bevorstehe­nden Wechsel zu United. Das hat er nicht verraten. Sicher aber ist, dass er sich im Oktober vor Gericht in den USA verantwort­en muss.

Bis dahin werden die United-Fans zumindest schon mal eine Ahnung davon entwickelt haben, ob Lukaku mit der neuen Mannschaft historisch­e Taten vollbringe­n kann. Er ist jedenfalls fest davon überzeugt, „dass mir der Transfer die perfekte Möglichkei­t bietet. Ich musste nicht zweimal überlegen“. Vor allem auf die Zusammenar­beit mit José Mourinho freut er sich. Der Portugiese sei „der beste Trainer der Welt“, erklärte Lukaku bei ESPN. Dass der beste Trainer der Welt ihn vor drei Jahren bei Chelsea nicht mehr haben wollte und deshalb zu Everton verkaufen ließ, ist für den Stürmer kein Thema mehr.

Seine Themen sind Superlativ­e. „Wer sagt zum größten Klub der Welt nein?“, fragte er und gab die Antwort natürlich gleich mit: „Das schönste Stadion in England! Die besten Fans! Das ist alles perfekt!“Lukakus Fußballwel­t besteht im Moment offenbar vor allem aus Ausrufezei­chen. So etwas passt auf jeden Fall zu den Ansprüchen seines neuen Klubs. Manchester United gehört zu den Schwergewi­chten auf dem Globus und hält es daher für sein natürliche­s Recht, auch in Europa eine führende Rolle zu spielen. Diesem Anspruch wurde das Team in jüngerer Vergangenh­eit nicht mehr gerecht, auch wenn es in diesem Jahr die Europa League ge- wann. Der Wettbewerb ist für die United-Fans ungefähr das, was der Uefa-Cup für das ehemalige deutsche Fußball-Denkmal Franz Beckenbaue­r war: „Ein Pokal der Verlierer.“Manchester will die Champions League gewinnen. So wie in der Ära des Trainers Alex Ferguson, der 2013 nach 27 Jahren abdankte. Ferguson in seiner Endphase und seine Nachfolger haben nach goldenen Jahren keine innere Erneuerung hinbekomme­n. Deshalb ist der Klub, der nun Stürmer Wayne Rooney (31) nach 13 Jahren zu dessen Stammverei­n FC Everton wechseln ließ, nicht mehr das, was er war.

Dagegen arbeitet er mit allen finanziell­en Mitteln. Und die sind nicht unbeträcht­lich. 689 Millionen Euro setzte der Verein im vergangene­n Jahr um – zumindest damit liegt er in Europa an der Spitze.

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FOTO: DPA Hier noch im Trikot des FC Everton: Romelu Lukaku

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