Die Anatomie einer Trennung
Roman Katie Kitamura, 1979 in Kalifornien geboren, ist US-Amerikanerin mit japanischen Wurzeln. Das erklärt vielleicht ihre Zuneigung zu Themen wie ritueller Strenge, Entdeckertum, kühler Beobachtung. Dies ist auch der Ton in ihrem großartigen Roman „Trennung“. Eine Frau reist ihrem Mann hinterher, der angeblich in Griechenland für ein neues Buchprojekt recherchiert. Die Beziehung ist schon seit langer Zeit erloschen, sie hat zu viele Wunden gerissen bekommen, und jetzt will die Frau die Trennung vollziehen. Aber es geht nicht. Es schiebt sich eine unsichtbare Blockade in den Kopf der Frau. Kitamura beschreibt das mit den Mitteln der literarischen Chirurgie. Aber sie zeigt auch Verständnis für das Obszöne, Dreiste, das zum Menschen offenbar dazugehört. Kitamura wurde 2005 mit der Dissertation „The Aesthetics of Vulgarity and the Modern American Novel “promoviert. Das erklärt viel. Ein Buch als Reise ins Innere der Emotionen. w.g. KatieKitamura, „Trennung“, Hanser Verlag, 253 Seiten, 22 Euro Denn Jay-Z rappt so dringlich und virtuos wie seit Jahren nicht. Er ist nicht mehr so wendig wie einst, er schleift die Kanten der Worte nicht mehr so scharf wie früher. Er ist weicher geworden, ohne aber an Nachdrücklichkeit zu verlieren; man hört einem Kerl zu, der über biografische Brüche philosophiert, und die neue, düster angegrübelte Weisheit steht Jay-Z verflixt gut.
Außerdem hat Ernest Dion Wilson, genannt No I.D., tolle Arrangements für seinen Chef geschaffen. HipHop-Alben haben zumeist mehrere Produzenten pro Lied, aber hier ist eine Person für alles verantwortlich. Jeder Song basiert auf einem Sample – Nina Simone, Fugees und Donny Hathaway –, und die meisten Stücke wären schon als Instrumentals bemerkenswert.
Das ist HipHop für Erwachsene, vielleicht gibt es demnächst auch in diesem Genre späte Karrieren und verblüffende Neu-Ausrichtungen wie einst bei Johnny Cash und Frank Sinatra. Philipp Holstein