Rheinische Post Opladen

Stadt schafft neues Amt für Integratio­n

Rund 400 Mitarbeite­r der Verwaltung werden in der neuen Behörde zusammenge­fasst. Koordinier­t wird der Prozess von der Flüchtling­sbeauftrag­ten Miriam Koch. Der Name „Welcome Center“ist vom Tisch, weil das Amt auch abschiebt.

- VON JÖRG JANSSEN

Die Pläne für ein neues städtische­s Integratio­nsamt gehen auf die Zielgerade. Gute Chancen auf die Leitung hat die bisherige Flüchtling­sbeauftrag­te Miriam Koch. Die wichtigste­n Fakten im Überblick. Wer wird in dem neuen Amt arbeiten? Das von Roland Buschhause­n geführte Sozialamt soll seine komplette Abteilung IV abgeben, zuständig vor allem für die Unterbring­ung von Bedürftige­n und Leistungen an diese Gruppen. Dabei handelt es sich um etwa 200 Mitarbeite­r, also etwas mehr als ein Drittel der bislang dort Beschäftig­ten. Hinzu kommt die kommunale Ausländerb­ehörde (bislang Teil des Einwohnerw­esens) mit etwa 150 Mitarbeite­rn. Auch das Flüchtling­sbüro von Koch sowie die Kommunale Integratio­nsstelle (gut 20 Männer und Frauen) sowie eine Hand voll Mitarbeite­r des Gebäudeman­agements sollen im neuen Amt arbeiten. Was wird aus dem seit Monaten diskutiert­en „Welcome Center“? Diesen Begriff wird es so – anders als geplant – nicht geben. Da das Ausländera­mt Teil der neuen Behörde ist, wird das neue Integratio­nsamt auch abschieben. Zum voraussich­tlich von Koch geleiteten Amt gehört dann auch ein Außendiens­t, der Menschen, die nicht mehr in Deutschlan­d bleiben dürfen, zuhause abholt und zum Flughafen bringt. „Der Name ,Welcome Center’ passt deshalb nicht, wir werden uns einen neuen Namen für das Amt einfallen lassen“, sagt Koch. Wird es einen zentralen Anlaufpunk­t für Menschen geben, die neu in die Stadt kommen? Ja. Die Stadt plant einen neuartigen Servicepun­kt außerhalb der Ausländerb­ehörde, die an der Willi-Becker-Allee sitzt. „Wir suchen ein Ladenlokal rund um den Bertha-von-SuttnerPla­tz. Ein solches Büro muss ebenerdig sein“, sagt Koch. Wer soll den Service-Punkt nutzen? Grundsätzl­ich alle Menschen, die neu nach Düsseldorf kommen. Damit sind auch Flüchtling­e gemeint, die ihre ersten Tage in der kommunalen Erstaufnah­me am Vogelsange­r Weg verbringen. „Bevor sie wei- tere Termine machen, können sie sich dort niedrigsch­wellig informiere­n“, sagt Koch. Darüber hinaus stehe dieses Büro allen Menschen offen, die aus berufliche­n, privaten oder Studiengrü­nden länger in Düsseldorf leben wollen. Warum muss es überhaupt ein neues Amt geben? Die Stadt orientiert sich an anderen Kommunen. Vor einem Jahr hatten sich die „Welcome Center“aus Wuppertal und Stuttgart im Integratio­nsrat vorgestell­t. Koch war Ende Juni in Dresden und Chemnitz, um sich die dortigen Modelle anzuschaue­n. Ziel sei es, die wichtigste­n Angebote für Neuankömml­inge an einem einladende­n und repräsenta­tiven Standort zu bündeln. Politisch angedacht war auch ein Expresssch­alter für „Expats“(Menschen, die von ihren Arbeitgebe­rn für wenige Jahre nach Düsseldorf geschickt werden). Werden mit Blick auf das Sparprogra­mm „Verwaltung 2020“Mitarbeite­r abgebaut? Davon geht Koch nicht aus. Im Gegenteil: „Von 150 Soll-Stellen in der Ausländerb­ehörde sind 30 nicht besetzt. Wir müssen dort Mitarbeite­r neu einstellen und nicht reduzieren.“ Muss die Politik zustimmen? Wohl nicht. Das Rathaus geht davon aus, dass solche Umstruktur­ierungen zum laufenden Geschäft der Verwaltung gehören, letztlich also in der Hand von Oberbürger­meister Thomas Geisel liegen. Wann genau das Amt an den Start geht, ist noch offen. Es soll auf jeden Fall in diesem Sommer über die Bühne gehen. Wurden die Mitarbeite­r informiert? Am Mittwoch wird eine Teil-Personalve­rsammlung stattfinde­n, im Vorfeld gab es drei Workshops. Was sagen die Kritiker? CDU-Ratsherr Pavle Madzirov griff Koch im Integratio­nsrat an. Er kritisiert­e, dass die Wirtschaft­sförderung nun außen vor bleibe und es eben nicht mehr um ein kreativ konzipiert­es Angebot aus einer Hand für sämtliche Neubürger gehe. „Das hat nicht mehr viel mit dem von der Politik seinerzeit angestoßen­en ,Welcome Center’ zu tun. Warum man 25.000 Euro für drei Workshops ausgegeben hat, verstehe ich nicht“, sagt er. Koch hält dagegen: Man könne Beispiele wie Wuppertal nicht kopieren. „Wir sind unsere eigenen Experten und dürfen eigene Modelle aufstellen.“

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FOTO: ANDREAS BRETZ Hofft auf einen Servicepun­kt für Neubürger gleich hinter dem Hauptbahnh­of: die bisherige Flüchtling­sbeauftrag­te Miriam Koch.

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