Rheinische Post Opladen

Die schmerzhaf­te Rückkehr des Leitwolfs

Beim 6:0-Sieg gegen den VfB Speldorf stand Lars Bender das erste Mal seit März wieder auf dem Platz. Für den 28-Jährigen geht es in der Vorbereitu­ng vor allem darum, seiner langen Verletzung­sgeschicht­e kein weiteres Kapitel hinzuzufüg­en.

- VON DORIAN AUDERSCH

LEVERKUSEN Als Lars Bender nach gut 20 Minuten im Testspiel gegen den Oberligist­en VfB Speldorf blutend zur Seitenlini­e eilte, ahnten viele der rund 1000 Zuschauer am Kurtekotte­n Schlimmes. Bei einem Kopfballdu­ell hatte er den Ellbogen eines Speldorfer­s ins Gesicht bekommen und eine Wunde an der rechten Augenbraue erlitten. Sein Gefluche war auch auf den Zuschauerr­ängen deutlich vernehmbar. Benders Blutung wurde an der Seitenlini­e gestoppt. Es ging weiter. Kein großes Problem.

„Ja, mei – sowas passiert“, kommentier­te der gebürtige Rosenheime­r etwas später die strittige Szene im typisch bayrischen Tonfall. So lange es nicht wieder seinen Fuß erwische, sei alles in Ordnung. „Es hat Spaß gemacht, mal wieder auf dem Platz zu stehen.“Es war seine erste Partie seit dem 2:6-Debakel in Dortmund am 4. März. Eine langwierig­e Verletzung an der Ferse und dann eine Operation am Sprunggele­nk setzten den Kapitän der Werkself zuletzt monatelang außer Gefecht – und das waren nur die vorerst letzten beiden Kapitel seiner seit nunmehr zwei Spielzeite­n anhaltende­n Verletzung­smisere. Dass er mehr als drei, vier Partien am Stück bestreiten konnte, hatte Seltenheit­swert.

In der kommenden Saison soll alles besser werden. Die 45 Minuten gegen Speldorf waren dafür ein guter Anfang. Bender spielte in der Innenverte­idigung – laut seiner Aussage ein Teil des Plans, ihn aus der „Ge- fahrenzone“defensives Mittelfeld herauszuha­lten. Auf der ihm angestammt­en Position in der Zentrale geht es oft deftig zur Sache, was dem 100 Prozent fitten Bender aber eher entgegenko­mmen dürfte. Er ist ein Zweikämpfe­r, Wühler, Grätscher, Lückenfüll­er. Um aber kein unnötiges Risiko einzugehen, blieb er diesmal Teil der Abwehrreih­e. Gegen den Oberligist­en brannte nicht viel an. Das Motto: langsam reinkommen.

Heiko Herrlich war mit der Rückkehr des Kapitäns zufrieden. „Er hat seine Sache gut gemacht. Nach so einer langen Pause ist es wichtig, dass du wieder auf dem Platz stehst“, erklärte der Coach. Die Option, Bender öfter auch als Innenverte­idiger aufzubiete­n, sei durchaus gegeben, betonte der 45-Jährige mit Blick auf die Verletzung von Tin Jedvaj. „Er hat schon bewiesen, dass er das kann“, sagte Herrlich. „Grundsätzl­ich sehe ich ihn aber auf der Sechs. Da hat er auch seine meisten Stärken.“

Es dürfte also nicht mehr lange dauern, bis der Leitwolf der Werkself in die „Gefahrenzo­ne“zurückkehr­t. Wie wichtig der 28-Jährige für das Gefüge im Team ist, war bei seinen sporadisch­en Einsätzen in der vergangene­n Saison sichtbar. Wenn er spielen konnte, zeigte er überwiegen­d starke Leistungen, riss seine Mitspieler mit und ging mit seiner Art der Zweikampff­ührung voran. Umso schmerzlic­her wurde er nach seinen Verletzung­en vermisst. Nicht umsonst nannte Sportchef Rudi Völler auch Benders lange Ausfälle als einen von mehreren Gründen für die verkorkste Saison. Nun nimmt der Kapitän also den nächsten Anlauf – und ein Ellbogen im Gesicht hält ihn dabei nicht auf.

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FOTO: IMAGO Schrecksek­unde am Kurtekotte­n: Lars Bender muss seine Platzwunde behandeln lassen. Sein Coach Heiko Herrlich (r.) stellt derweil dirigieren­d die Defensive um. Der Kapitän konnte dann aber schnell wieder zurück auf den Platz.

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