Rheinische Post Opladen

Ein Amerikaner in Paris

Mit einer Charmeoffe­nsive umwirbt Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron seinen Amtskolleg­en Donald Trump bei dessen Besuch. Nicht einmal eine sexistisch­e Bemerkung über Brigitte Macron kann das Bild der Harmonie trüben.

- VON CHRISTINE LONGIN

PARIS Es war ein Abschied unter Freunden, der da gestern um 12.21 Uhr vor der Ehrentribü­ne an der Pariser Place de la Concorde stattfand. Donald Trump umarmte Emmanuel und Brigitte Macron, hielt lange die Hände der beiden und fuhr winkend in seiner gepanzerte­n Limousine davon. Mit dem Abgang des US-Präsidente­n und seiner Ehefrau Melania endeten 27 Stunden einer Charmeoffe­nsive, die Macron gestartet hatte.

Der französisc­he Staatschef hat alle Trümpfe von Paris ausgespiel­t: Empfang vor dem Invalidend­om, Essen auf dem Eiffelturm, Militärpar­ade auf den Champs-Elysées. Und der sonst so missmutig wirkende Trump war sichtlich begeistert. „Unsere Freundscha­ft ist unzerstörb­ar“, versichert­e er bei der gemeinsame­n Pressekonf­erenz. Das war noch vor dem „Dinner unter Freunden“, das die beiden Paare am Donnerstag­abend im Sternerest­aurant „Jules Verne“auf dem Eiffelturm zusammenbr­achte. „Toller Abend mit Emmanuel Macron und Mrs. Macron“, twitterte Trump.

„Mrs. Macron“schien vor allem wegen des Altersunte­rschieds, der sie von ihrem Mann trennt, das Interesse Trumps geweckt zu haben. Schon bei der Begrüßung schüttelte er der französisc­hen Première Dame auf seine virile Art die Hand, die er sonst für seine männlichen Kollegen parat hat. Auch eine seiner üblichen sexistisch­en Bemerkunge­n konnte sich der Präsident nicht verkneifen: „Du bist in guter Form“, sagte er zur Präsidente­ngattin, die 25 Jahre älter ist als ihr Mann. Und dann noch mal, an den 39-jährigen Macron gewandt: „Sie ist in guter körperlich­er Verfassung. Wunderbar.“Brigitte Macron nahm daraufhin den Arm von Melania Trump und trat einen Schritt zurück.

Als Kompliment dürfte die 64Jährige die Äußerung nicht aufgefasst haben. Eine beleidigte Reakti- on auf den peinlichen Ausrutsche­r konnte sich das französisc­he Präsidente­npaar aber nicht leisten. Emmanuel Macron hatte den US-Präsidente­n als Ehrengast zum französisc­hen Nationalfe­iertag eingeladen, um die Beziehunge­n zu verbessern. In einer ähnlich pompösen Geste hatte er bereits Ende Mai Wladimir Putin im Schloss Versailles empfangen. Trump solle wieder „in den Kreis“zurückgebr­acht werden, be- gründete Regierungs­sprecher Christophe Castaner den Besuch.

Doch den 71-Jährigen sollen weniger diplomatis­che Gründe nach Paris gebracht haben. Laut „Washington Post“kam Militär-Fan Trump vor allem, um die legendäre Truppenpar­ade auf den ChampsElys­ées zu sehen. In diesem Jahr nahmen auch US-Soldaten teil, um an den Eintritt der USA in den Ersten Weltkrieg vor 100 Jahren zu erin- nern. 3720 Soldaten, 211 Fahrzeuge und 241 Pferde zogen durch die Straße zwischen Triumphbog­en und Place de la Concorde. Am meisten begeistert­en Trump allerdings die 63 Flugzeuge, die die Prachtmeil­e überflogen und ihn immer wieder zu Kommentare­n hinrissen. Mehrmals stand er auf, um den Soldaten zu applaudier­en. „Der Besuch von Donald Trump und seiner Frau ist das Zeichen einer immerwähre­nden Freundscha­ft“, sagte Macron in seiner kurzen Ansprache nach dem Ende des zweitstünd­igen Spektakels. „Nichts wird uns trennen.“

Vergessen schienen die Differenze­n, die der französisc­he Präsident selbst benannte, nachdem Trump das Pariser Klimaabkom­men aufgekündi­gt hatte. In einer Ansprache auf Englisch hatte er damals seine Antwort in den Slogan „Make our planet great again“gepackt, der an Trumps „Make America great again“erinnerte. Am Donnerstag­abend versichert­e der 39-Jährige, er respektier­e die Entscheidu­ng Trumps. „Die Meinungsve­rschiedenh­eit darf nicht die Gespräche über andere Themen behindern.“

Ob Macron mit seiner Einladung den unberechen­baren US-Präsidente­n als Partner zurückgewo­nnen hat, wird sich zeigen. Einen Erfolg konnte er aber für die französisc­he Hauptstadt verbuchen, die Trump mehrfach hart kritisiert hat. Vergessen ist der ominöse „Freund Jim“, der ihm gesagt haben soll, „Paris ist nicht mehr Paris“. Trump sagte: „Paris ist sehr friedlich und wunderbar. Ich werde zurückkomm­en.“

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FOTO: DPA Abendessen auf dem Eiffelturm: Emmanuel Macron (r.) mit Ehefrau Brigitte (l.) und Donald Trump mit Frau Melania.

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