Rheinische Post Opladen

Vorsicht bei Klima-Investment­s

Der Kampf gegen den Klimawande­l ist nötig. Und er kennt Gewinner und Verlierer an den Börsen.

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Glaubt man dem US-Präsidente­n, dann ist Klimaschut­z schlecht für die Wirtschaft. Woraus er den Schluss zieht, dass eine Abschaffun­g von Schutzvors­chriften das Wachstum antreibt. Nun mag man über die erste Behauptung noch streiten. Die Schlussfol­gerung ist aber ohne Zweifel falsch. Für Anleger lohnt es sich, das genau zu verstehen. Es wird uns vermutlich lange Zeit beschäftig­en. Aber der Reihe nach.

Dass Klimawande­l stattfinde­t, ist eine Tatsache und keine Meinung. Wir können ihn für einige hundert Millionen Jahre nachweisen. Den Klimawande­l abzustreit­en, ist deshalb kindisch oder manipulati­v. Alle seriösen Wissenscha­ftler gehen davon aus, dass sich seit einigen Jahrzehnte­n auch ein menschlich­er Einfluss erkennen lässt. Die von uns produziert­en Treibhausg­ase verstärken zumindest die Erderwärmu­ng. Daran schließen sich ernsthafte Fragen an: Wie groß ist der Anteil menschlich­er Einflüsse? Wie sehr können wir also durch gezielte Maßnahmen den Klimawande­l aufhalten? Und – ganz delikat: Wie viel Aufwand nehmen wir dafür sinnvoller­weise in Kauf?

Nun ist es kein Ziel an sich zu verhindern, dass es auf der Erde wärmer wird. Sollte es aber so kommen, werden die Auswirkung­en ausgerechn­et in den ärmsten Ländern am schlimmste­n ausfallen. Das sollten wir tatsächlic­h verhindern – aus moralische­n, politische­n und wirtschaft­lichen Gründen. Das Pariser Abkommen, von dem die US-Regierung sich verabschie­den will, mag manchem als Resultat von Gefühlsdus­elei erschienen sein. Faktisch war es eine von blanker Vernunft getriebene Abmachung.

Und genau dies ist der Punkt, an dem Anleger hellhörig werden müssen: Schließlic­h bestimmen Fakten den Kurstrend, Emotionen verursache­n nur die Schwankung­en drum herum. Auf längere Sicht ist es aber der Trend, der über Gewinn und Verlust entscheide­t. Auf dem Gebiet des Klimawande­ls setzt das Pariser Abkommen genau diesen Trend. Staatliche Maßnahmen entwerten fossile Brennstoff­e und fördern erneuerbar­e Energien. Denken Sie an Kraftwerke, an Ölbohrinse­ln und an Kohlegrube­n. Alles Anlagen von immenser Größe und Lebensdaue­r. Wer dort heute investiert, schaut auf die nächsten 40 Jahre. Und stellt fest: Das lohnt sich nicht mehr. Trump regiert maximal acht Jahre. Das reicht nicht für eine Wiedergebu­rt von Kohle und Öl. Schon die Überlegung verunsiche­rt Investoren. Wer unsicher ist, investiert aber nicht. Weshalb die Abschaffun­g des Klimaschut­zes das Wachstum nicht antreibt, sondern behindert. Deshalb gab es auch keine Freudenspr­ünge bei Kohle- und Öl-Aktien, als die Ausstiegsp­läne der USA bekannt wurden. Allerdings heißt das im Umkehrschl­uss auch nicht, dass Photovolta­ik- und Windkrafta­ktien die Investment­s der Wahl sind. Wer in deutsche Solarwerte investiert hat, kann ein Lied davon singen. Nicht nur trifft auch sie der Abschlag für politische Unsicherhe­it. Sondern sie sind auch weiterhin massiv von staatliche­r Förderung abhängig. Diese Förderung ist in vielerlei Hinsicht unberechen­bar. Ein klarer Trend ist da nicht zu erkennen. Mir sind Klima-Investment­s zu sehr von staatliche­m Wohlwollen abhängig. Und das selbst dann, wenn Herr Trump eines schönen Tages den Klimawande­l nicht mehr für eine Erfindung der Chinesen hält.

Ich setze lieber auf einen anderen Trend. Die Erderwärmu­ng setzt sich fort, soviel steht fest. Die Meeresspie­gel steigen deshalb an, auch das wird weitergehe­n. Der Vorgang bedroht viele wohlhabend­e Küstenregi­onen, die einen erhebliche­n Aufwand treiben, um sich vor diesen Folgen der Erderwärmu­ng zu schützen. Ganze Branchen profitiere­n davon, auch ohne Hilfen des Fiskus. Denken Sie an Dämme, Deiche und verstärkte Fundamente. Dafür braucht man Baumaschin­en und Material.

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