Rheinische Post Opladen

Aldi, Rewe und Co. bestimmen, was wir essen

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Früher war es die Schwerindu­strie, dann die Automobilh­ersteller, und jetzt scheinen es die großen Internet-Konzerne zu sein – die mächtigste­n Branchen der Wirtschaft. In Politik und Medien gilt oder galt ihnen die ganze Aufmerksam­keit. Doch in Wahrheit sind es eher die unauffälli­gen Handelskon­zerne, die am stärksten unser Leben bestimmen. Ob Aldi, Lidl, Rewe oder Edeka bei den Lebensmitt­eln, Metro für die Gastronomi­e oder Ikea bei der Wohnungsei­nrichtung – es sind einige wenige Unternehme­n, die bestimmen, was wir essen, wie wir wohnen, ja wohin wir reisen.

Und wer ins europäisch­e Ausland fährt, stellt fest, dass es in Frankreich, Großbritan­nien oder Italien genauso ist. Dort heißen die wichtigste­n Handelskon­zerne Carrefour, Tesco, Sainsbury oder Coop. Allein die großen Vier hierzuland­e beherrsche­n 85 Prozent des deutschen Lebensmitt­elmarkts. Das heißt, wir machen uns in der Versorgung mit

Die mächtigste Wirtschaft­sbranche sind die Handelskon­zerne. Sie bestimmen, was wir essen, wie wir wohnen und wohin wir reisen. Doch offenbar wollen wir es so.

Nahrungsmi­tteln komplett abhängig von vier Unternehme­n.

Ist das gefährlich? Nicht, wenn diese Unternehme­n im scharfen Wettbewerb um Kunden oder Lieferante­n stehen. Bei den Kunden ist das tatsächlic­h der Fall, die Lieferante­n werden oft von den großen Kon- zernen so geknebelt, dass sie vielfach die Preise akzeptiere­n müssen, wenn sie weiterhin in den Regalen der Supermärkt­e bleiben wollen. Nur wenn einige unter Verlust des Firmenverm­ögens den Markt verlassen, müssten die Handelskon­zerne die restlichen Lieferante­n besser behandeln. Da dies nicht stattfinde­t, herrscht hier ein Gleichgewi­cht des Schreckens.

Wir Konsumente­n müssen uns aber nicht unbedingt ängstigen. So schön und idyllisch es wäre, wenn wir viele kleinere Anbieter hätten, so sorgen doch die Konzerne für ein preiswerte­s Angebot und größtmögli­che Effizienz in der Logistik. Es ist offenbar nicht alles nur gut, was überschaub­ar oder mittelstän­disch, sondern auch was groß und unpersönli­ch ist. Der Markt bestimmt die Unternehme­nsgröße. Das sollte man bei allem Lob für den Mittelstan­d nicht vergessen. Fragen? Schreiben Sie dem Autor unter kolumne@rheinische-post.de

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