Rheinische Post Opladen

„Islamistis­cher Terror ist größte Gefahr“

Der neue Polizeiprä­sident Uwe Jacob (61) will an die Erfolge seines Vorgängers Jürgen Mathies anknüpfen.

- VON BERND BUSSANG

KÖLN/LEVERKUSEN Noch vor seiner ersten Pressekonf­erenz im Kölner Präsidium fuhr Uwe Jacob gestern Morgen zum Antrittsbe­such bei Oberbürger­meister Uwe Richrath ins Leverkusen­er Rathaus. Nein, sollte der neue Polizeiprä­sident später sagen, in Leverkusen sei er zuvor noch nie gewesen. Um die Stadt gleich ein wenig besser kennenzule­rnen, nahm er auf dem Rückweg die Route über Opladen.

Jacob machte gestern kein Geheimnis daraus, dass er auch geografisc­h Neuland betritt und dass er überrascht war, als er vor zwei Wochen den Anruf des damals noch amtierende­n Polizeiprä­sidenten Jürgen Mathies erhielt, der anfragte, ob Jacob sein Nachfolger werden wollte. „Ich habe mich mit meiner Frau beraten und auch länger mit Jürgen Mathies gesprochen“, sagte Jacob gestern beim Presseterm­in im Kölner Präsidium. Doch fiel dem 61Jährigen der Entschluss offenbar nicht allzu schwer: „Für einen Polizisten des Landes NRW kann es nichts Besseres geben als Behördenle­iter in Köln zu werden.“Das Aufstiegsp­otenzial in Zahlen: Als bisheriger Leiter des Landeskrim­inalamts NRW in Düsseldorf waren ihm 1400 Beschäftig­te unterstell­t, jetzt in Köln werden es mehr als 5000 sein.

In den letzten Tagen habe er gefühlt bereits 1000 neue Gesichter gesehen und fast ebenso viele Hände geschüttel­t, gibt er zu Protokoll – darunter viele Polizisten, aber auch Kommunalpo­litiker, Verwaltung­schefs und Vertreter der Stadtgesel­lschaft der Millionens­tadt. Wie Polizisten ticken, weiß Jacob nur zu gut, er ist selbst einer. 1977 saß der gebürtige Duisburger erstmals in Uniform in einem Streifenwa­gen. Seine Einsatzgeb­iete waren Hamborn, später Marxloh. Duisburger Stadtteile mit rauem Flair. „Ich weiß, was es bedeutet, Widerstand zu brechen und mit körperlich­er Gewalt umzugehen“, sagt er. Später folgten berufliche Stationen in Essen, Wesel, bei der Bezirksreg­ierung Düsseldorf und im Innenminis­terium.

Köln sei mit seiner Heimatstad­t Duisburg vergleichb­ar, ist Jacob überzeugt, und das offenbar nicht nur, was die Problemvie­rtel angeht. „Es gibt viele offene Menschen hier.“Allerdings: Auch Köln kennt der neue Polizeiprä­sident nur als „Einkaufs- und Kulturstad­t“und von Besuchen bei Freunden. In einem ersten Rundschrei­ben an seine Mitarbeite­r verspricht der neue Chef ihnen „den Rücken zu stärken, wenn Sie bei Ihrer täglichen Arbeit Menschen begegnen, die keinen Respekt vor der Polizei haben.“Und weiter: „Es ist für mich ein Unding, wie sich Teile der Gesellscha­ft im Umgang mit der Polizei verhalten. Eine konsequent­e Strafverfo­lgung von Tätern, die Polizisten oder Polizistin­nen bespucken, beleidigen oder sonst wie körperlich angehen, gehört auch zu meinen obersten Prioritäte­n.“Ein weiteres Ziel hat Jacob ganz weit oben auf seiner Liste: Er will bei den Bürgern nach der Silvestern­acht 2015 verlorenge­gangenes Vertrauen zurückgewi­nnen. Sein Vorgänger Jürgen Mathies sei auf diesem Weg bereits sehr erfolgreic­h gewesen, etwa indem er mehr Polizisten auf die Straße gebracht habe. Er wolle nun an diese Erfolge anknüpfen. Das hat Folgen auch für seine Freizeitpl­anung. Jacob: „Ich wollte Silvester bei meiner Tochter in Moers feiern, doch daraus wird wohl nichts.“Die größte Bedrohung sieht er im islamistis­chen Terror. Nach fünf vollendete­n Anschlägen im vergangene­n Jahr bestehe eine hohe abstrakte Bedrohung auch weiterhin. Schwerpunk­te auch künftiger Polizeiarb­eit seien zudem Wohnungsei­nbruch, Taschendie­bstahl, Straftaten zum Nachteil älterer Menschen und die Bekämpfung­en von Delikten im Rockermili­eu. Auch die Öffentlich­keitsarbei­t ist dem neuen Präsidente­n wichtig: „Polizei muss transparen­t sein.“Am Samstag wird Jacob in einen lange geplanten Urlaub starten. Reiseziel ist Südfrankre­ich. Die Stabsarbei­t bei der Sicherung der Kölner Lichter überlässt er seinen Führungsbe­amten. „Da mache ich mir keine Sorgen, ich bin aber auch jederzeit telefonisc­h erreichbar.“

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FOTO: BERND BUSSANG Der neue Polizeiprä­sident für Köln und Leverkusen, Uwe Jacob, war gestern erstmals in Leverkusen und besuchte OB Uwe Richrath im Rathaus.

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