Rheinische Post Opladen

Schnäppche­n beim Autokauf

- VON DENISE PEIKERT

EU-Import, Tageszulas­sung, Sondermode­ll: Wer einen Neuwagen kauft, für den ist es nicht immer einfach, den Überblick zu behalten. Hier einige Tipps.

Was möchte ich, und wie viel darf es kosten? Für Herbert Engelmohr vom Automobilc­lub von Deutschlan­d (AvD) ist das die wichtigste Frage beim Kauf eines Neuwagens. „Wir empfehlen, nicht mehr als ein Jahres-Netto-Einkommen für ein neues Auto auszugeben“, sagt Engelmohr.

Sind diese Fragen geklärt, beginnen die meisten Recherchen im Internet – auf den Seiten der Hersteller. Immer häufiger bieten aber auch Händler neue Autos auf einem der einschlägi­gen Gebrauchtw­agenPortal­e an. Für Martin Ruhdorfer vom ADAC hat die OnlineRech­erche vor allem einen Vorteil: „Mit einem Angebot aus dem Netz kann man gut zu seinem Händler um die Ecke gehen und fragen: Kannst Du da mithalten?“

Zur Vorsicht mahnt er bei Neuwagenve­rmittlern aus dem Netz. Dort gebe es zwar oft üppige Rabatte von um die 25 Prozent. „Das gilt aber immer nur für eine bestimmte Motorisier­ung oder ein Basismodel­l mit geringer Ausstattun­g“, sagt Ruhdorfer. Zudem würden häufig zusätzlich­e Kosten fällig, etwa für die Abholung des Wagens oder die Lieferung an einen vom Kunden gewünschte­n Ort.

Wer einen Neuwagen im klassische­n Sinne will, also ein selbst konfigurie­rtes Auto ab Werk, hat geringen Verhandlun­gsspielrau­m beim Händler. „Da kommt es vor allem auch auf die Finanzieru­ng an“, sagt Engelmohr. Ist der Händler bereit, zum Händlerpre­is zu finanziere­n? Lohnt sich ein Barkauf? Und wie ist es mit Lea- sing? „Für alle, die den Wagen beruflich nutzen und steuerlich absetzen können, kann sich das lohnen“, sagt Engelmohr. Auch die, die ihren Wagen regelmäßig austausche­n, sollten über Leasing nachdenken.

Wer sich ein bestimmtes Modell mit einer bestimmten Ausstattun­g wünscht, muss nicht zwingend selbst konfigurie­ren. „Schauen Sie, ob Sie bei den Sondermode­llen der Hersteller die Ausstattun­g finden, die Sie wollen“, rät Ruhdorfer. Auch Händler bieten oft bestimmte Ausstattun­gsmodelle an, bei denen womöglich das Richtige dabei ist.

Mit dem ersten Händlerang­ebot sollten sich die Kunden den Experten zufolge nie zufrieden geben. Es lohne sich, bei der Konkurrenz vorzusprec­hen. „Sie sollten aber nicht um des Feilschens Willen feil- schen, sondern mit konkreten Angeboten anderer Autohäuser oder aus dem Internet“, sagt Georg Tryba von der Verbrauche­rzentrale NordrheinW­estfalen und gibt noch einen Tipp: „Fragen Sie am Schluss der Verhandlun­g noch einmal nach Zusatzleis­tungen wie kostenlose­n Winterreif­en und Inspektion­sgutschein­en.“

Neuwagen-Schnäppche­n gebe es dagegen oft im letzten Quartal eines Jahres. Denn da müssten viele Händler ihre Verkaufsqu­oten noch aufbessern, damit sie im folgenden Jahr bei den Hersteller­n wieder günstige Konditione­n bekommen.

Wer nicht unbedingt ein Auto direkt aus der Produktion möchte, weil ihm vielleicht die damit verbundene Wartezeit zu lang ist, der kann viel Geld sparen. So werden laut Ruhdorfer bis zu 40 Prozent aller neuzugelas­senen Wagen zuerst von den Händlern angemeldet – die sogenannte­n Tageszulas­sungen. Sie schönen die Statistik der Branche, die Autos sind aber manchmal keinen einzigen Kilometer auf der Straße gefahren. „Da kann man bis zu 30 Prozent sparen“, sagt Ruhdorfer. Er rät, beim Händler nachzufrag­en, wie lange das Auto schon auf dem Hof steht – und nach mehr Rabatt zu verlangen, je älter der Wagen ist. Noch günstiger fährt oft, wer sich für einen Vorführwag­en entscheide­t, die häufig auch nur wenige Kilometer auf dem Tacho haben.

Wer bereit ist, bei einem Händler in einer anderen Stadt zu kaufen, der hat eine größere Schnäppche­n-Auswahl. Ruhdorfer zufolge lohnt sich das vor allem bei hochpreisi­gen Wagen. Was sich dagegen oft nicht rechnet: Nur fürs Angucken durch die halbe Republik zu fahren. Außerdem hat der Händler um die Ecke auf lange Sicht Vorteile: „Wenn man dort kauft, sind die Händler später kulanter, wenn es zum Beispiel um einen kostenlose­n Leihwagen während der Inspektion geht“, sagt Ruhdorfer.

Bei bestimmten Modellen können sich Importe aus dem europäisch­en Ausland lohnen. Händler in den Nachbarlän­dern können oft günstigere Konditione­n mit den Hersteller­n aushandeln – und kaufen absichtlic­h mehr Autos, als sie im eigenen Land absetzen können. Diese Autos sind den Experten zufolge aber auch deshalb günstiger, weil ihre Ausstattun­g kleiner ist.

Allerdings sind hier die Preisvorte­ile in den vergangene­n Jahren geschrumpf­t. „Deutschlan­d ist nicht mehr der hochpreisi­gste Markt in Europa“, sagt Engelmohr. Ein Import kann sich jedoch immer noch lohnen, sogar dann, wenn ein Vermittler die Formalität­en übernimmt. Aber Obacht: „Oft gilt für ausländisc­he Wagen nicht die in Deutschlan­d übliche Gewährleis­tung und Garantie.“

Und wer sein Auto finanziere­n muss, für den sei ein Import meist nicht das Richtige: „Da gibt es selten günstige Kreditange­bote, weil die Bank der Autoherste­ller mit dem Kauf nichts zu tun hat“, sagt Engelmohr.

Je älter der Wagen ist, desto mehr Rabatte sind möglich

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FOTO: ARIFOTO UG Eine Tageszulas­sung ist nur eine Möglichkei­t, um weniger als den offizielle­n Listenprei­s eines Neuwagens zu bezahlen.

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