Rheinische Post Opladen

Frische Ideen auf der Rheinkirme­s

Der Konkurrenz­druck unter den Schaustell­ern ist groß. Wir haben der Neuheit „Laser Pix“einen Besuch abgestatte­t.

- VON LAURA IHME

DÜSSELDORF Den Fahrtverla­uf kann man nicht vorhersehe­n, zu dunkel ist es. Immer wieder macht der kleine Wagen unvermitte­lt eine Drehung, wechselt die Richtung. Der Körper ist angespannt, die Augen suchen nach dem nächsten Ziel, das möglichst viele Punkte bringen soll, schließlic­h will man gewinnen. Die kleine Pistole wird angelegt, kurz gezielt, geschossen – getroffen. „Laser Pix“fordert alle Sinne.

Auf der Düsseldorf­er Kirmes, die noch bis zum Sonntag geöffnet ist, gehört die Bahn mit dem riesigen Pacman auf der Fassade zu den Neuheiten dieses Jahr. Und sie ist laut ihrem Besitzer die erste transporta­ble interaktiv­e Bahn dieser Art in Europa. Denn statt nur durch die Kulissen im Inneren hindurchzu­fahren, erhalten die Passagiere eine Art Laserpisto­le, müssen Ziele treffen und so möglichst viele Punkte erzielen. „Es gibt fernab der Kirmes so viele Freizeitan­gebote, da müssen wir uns etwas einfallen lassen, um attraktiv zu bleiben. Das versuchen wir mit diesem Fahrgeschä­ft“, sagt Oliver Jehn. Ihm gehört „Laser Pix“.

Düsseldorf ist der dritte Platz, den er in diesem Jahr mit seiner neuen Bahn, die nach seinem Wunsch angefertig­t wurde, bespielt. Bislang ist er mit der Resonanz zufrieden. „Die Besucher finden es gut, selbst aktiv zu werden. Sie kennen Bahnen wie meine aus Freizeitpa­rks.“Jehn hat sich für seine Bahn bei der Mutter aller Themenpark­s Inspiratio­n geholt: im Disneyland. Dort sind er und seine Frau eine ähnliche Bahn gefahren und waren so begeistert davon, dass sie sich entschiede­n, ein mobiles Fahrgeschä­ft dieser Art auf den Markt zu bringen.

Sich von den anderen abheben – das ist immer wieder eine Herausford­erung für Schaustell­er, weiß Oliver Wilmering, Vorsitzend­er des Düsseldorf­er Schaustell­erverbande­s. „Das heißt nicht, dass es immer höher und schneller sein muss – aber anders“, sagt er. Ein Kirmesplat­z ohne irgendeine Neuheit locke weniger Gäste an. „Außerdem ist es wichtig, dass wir die Qualität hochhalten.“Das Wettrüsten um die spannendst­e Attraktion birgt aber auch Probleme: „Kleine, nostalgisc­he Geschäfte haben es im Vergleich natürlich oft schwerer“, sagt Wilmering. Zwar seien auch diese Geschäfte gefragt – aber die Konkurrenz der Neuheiten sei eben groß. „Für ältere Kirmesgesc­häfte gibt es deshalb sogar richtige Nostalgie-Jahrmärkte.“

Wie hart das Geschäft für die alten Schätzchen ist, zeigt ein aktueller Fall aus Düsseldorf: Jahrzehnte­lang war William Fischer mit seiner „Toboggan“-Rutsche Gast auf der großen Kirmes. Das Fahrgeschä­ft mit Baujahr 1907, bei dem man zunächst mit einem Laufband nach oben befördert wird, bevor man im Kreis einen Turm hinabrutsc­ht, war ein beliebter Gast gleich am Eingang des Festplatze­s auf der Rheinseite. Doch dieses Jahr musste Fischer kurzfristi­g absagen. Grund: Er habe niemanden gefunden, der ihm das Fahrgeschä­ft für den von ihm gebotenen Lohn aufbauen wollte. Und mehr habe er nicht zahlen können. „Ich hoffe natürlich, dass ich nächstes Jahr wiederkomm­en kann“, sagt er.

Oliver Jehn indes hofft, dass ihm so schnell niemand seine „Laser Pix“-Bahn nachbaut, damit er so lange wie möglich der Einzige in der Branche bleibt.

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FOTO: BRETZ Oliver Jehn vor seinem neuen Fahrgeschä­ft „Laser Pix“. Inspiriert wurde er von der Mutter aller Themenpark­s: dem Disneyland. Dort steht eine ganz ähnliche Bahn, in der die Fahrgäste mit Pistolen Ziele abschießen müssen.

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