Rheinische Post Opladen

A1-Raststätte – „Planer kennen die Historie nicht“

Nächste Woche schickt die Initiative „Lev kontra Raststätte“einen Bericht über die Fahrraddem­o mit gut 2000 Teilnehmer­n an die Ministerie­n. Weitere Ideen für Protest nehmen zart Gestalt an.

- VON LUDMILLA HAUSER

LEVERKUSEN Dass in Leverkusen mehr als 2000 Menschen auf die Straße gingen, um zu demonstrie­ren, „das muss zuletzt in dieser Größenordn­ung zum Nato-Doppelbesc­hluss gewesen sein“, sagt Peter Westmeier. Also irgendwann vor Mitte Dezember 1979. Damals waren die Leute noch stärker politisch interessie­rt als heute, gingen zu der Zeit noch schneller für etwas auf die Straße, überlegt er laut. Insofern ist die Tatsache, dass zur Fahrrad-Protestakt­ion gegen die Planungen zu einer A1-Raststätte auf Leverkusen­er Grund vor zwei Wochen ebenfalls mehr als 2000 Menschen erschienen, für Westmeier von der Initiative „Lev kontra Raststätte“einfach nur „klasse. Alle Erwartunge­n wurden übertroffe­n“.

Der Leverkusen­er ist überzeugt, dass die Aktion bei den zuständige­n Ministerie­n von Land und Bund über die Medienberi­chterstatt­ung wahrgenomm­en wurde. In der kommenden Woche schickt die Initiative zudem einen Bericht von der Menschenke­tte-Aktion in die Verkehrsmi­nisterien.

Zur Erinnerung: Die Deutsche Einheit Fernstraße­nplanungs- und Bau GmbH (Deges), eine BundLand-Firma, sucht an der A1 – erneut – nach einem Areal für eine Raststätte. Zwei Flächen in Leverkusen haben die Planer ins Auge gefasst. Deges-Vertreter Karl-Heinz Aukschun hatte im Frühjahr bei einem Termin im Bauausschu­ss gesagt: Die Planer können sich in Höhe des Streckenki­lometers 400 die Rastanlage „Leverkusen-Alkenrath“vorstellen, und zwar im Waldgebiet des Bürgerbusc­hs. Oder auch im Landschaft­sschutzgeb­iet „Ölbachtal und Wiehbachta­l“in Lützenkirc­hen/Steinbüche­l.

Aus Leverkusen kommt, wie vor fünf Jahren, als es schon mal ums selbe Thema ging, Protest. „Natürlich wissen wir, dass Lkw-Rastplätze rar sind und somit dringend gebraucht werden“, sagt Westmeier. „Nur: In Leverkusen tragen wir schon genug Verkehrsla­sten und Dreck. Wir wollen eine gerechtere Verteilung. Das muss nicht heißen, dass die Raststätte in Burscheid oder Wermelskir­chen gebaut werden soll, sondern, dass alle Möglichkei­ten geprüft werden.“Wenn die Planung von der Autobahn etwas wegging, fände man genug Flächen, die geeignet wären, etwa so wie bei Autohöfen“. Westmeier macht den zuständige­n Behörden den Vorwurf: „Vor fünf Jahren, als wir es geschafft haben, den finalen Entscheid für den Standort Leverkusen noch umzubiegen durch unsere Proteste, da hatte Remscheid angeboten, das Lkw-Stellplatz­angebot auf dem dortigen Rastplatz zu erhöhen. Das hätte etwas Entlastung gebracht. Darauf ist aber niemand eingegange­n.“

Der Sprecher der Initiative war einige Wochen vor der Fahrrad-Menschenke­tte mit CDU-Landtagsab­geordneten Rüdiger Scholz bei der Deges, hat mit dem Projektlei­ter gesprochen, auch mit Ministeria­lrat Michael Heinze. Dabei ist ihm aufgefalle­n: „Die Historie, also das, was hier vor fünf Jahren los war, ist bei Deges, aber auch bei Heinze nicht richtig bekannt.“Zumal: Die Deges plane nicht selbst. Derzeit laufe die Ausschreib­ung für das Ingenieurb­ü- ro, das aus den Vorschläge­n den endgültige­n Standort ausfindig machen solle.

Bis es soweit ist, will „Lev kontra Raststätte“weitermach­en. Westmeier hatte bei der Demo angekündig­t, die Menschenke­tte sei erst der Anfang des Protests. Und Ideen hat die Initiative. Natürlich könne man so eine Großdemo nicht jeden Monat veranstalt­en, das nutze sich ab. „Aber wenn die Entscheidu­ng für den Standort kurz bevorsteht, könnte man überlegen, was passiert, wenn 2000 Teilnehmer nicht nur stehen, sondern auch losfahren, so über zwei Landstraße­n. Das wäre ein Chaos, das Aufmerksam­keit provoziert“, nennt Westmeier ein Beispiel. Oder man grenze „die 50.000 Quadratmet­er im Bürgerbusc­h mit Flatterban­d ein, „um zu zeigen, wie viel Wald rausgeriss­en würde“. Dritte Idee: eine Radtour mit 100 Teilnehmer­n nach Bonn zum Verkehrsmi­nisterium. „Wenn die Polizei sagen würde: ,Die können wir alleine nicht fahren lassen’ und begleitete die Tour, wäre Aufmerksam­keit garantiert“, schätzt Westmeier. Zunächst schickt er aber die Berichte zu jüngsten Demo los.

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FOTO: UM Peter Westmeier mit Oberbürger­meister Richrath bei der Rad-Demo.

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