Rheinische Post Opladen

Flüchtling­e: Schulz wirft Merkel Zynismus vor

Die Migrations­krise wird zum Gegenstand des Wahlkampfs. SPD und CSU greifen die Kanzlerin an.

- VON EVA QUADBECK

BERLIN Die Flüchtling­skrise ist zurück – zumindest als Thema im Bundestags­wahlkampf. Der SPDVorsitz­ende und Kanzlerkan­didat Martin Schulz attackiert­e Bundeskanz­lerin Angela Merkel ( CDU): „Wer auf Zeit spielt und versucht, das Thema bis zur Bundestags­wahl zu ignorieren, verhält sich zynisch“, sagte Schulz bezogen auf die Kanzlerin der „Bild am Sonntag“.

Während Merkel Urlaub macht, setzt SPD-Chef Schulz auf aktive Politik in der Flüchtling­sfrage. Für Donnerstag plant er ein Treffen mit dem italienisc­hen Ministerpr­äsidenten Paolo Gentiloni. Schulz setzt innerhalb der Europäisch­en Union auf eine „Koalition der Willigen“, die den Italienern bei der Versor- gung der zunehmende­n Zahl an Flüchtling­en hilft. Deutschlan­d nimmt er davon aus. „Jetzt sind die anderen EU-Mitgliedst­aaten dran“, sagte er. Frühere Versuche, EU-Länder zur Aufnahme von mehr Flüchtling­en zu bewegen, waren allerdings allesamt gescheiter­t.

Innenstaat­ssekretär Günter Krings (CDU) wies den Vorwurf zurück, seine Partei drücke sich im Wahlkampf vor dem Flüchtling­sthema. „Selbstvers­tändlich werden die Menschen uns danach auch im Wahlkampf fragen“, sagte Krings unserer Redaktion. „Und wir können darauf verweisen, wie wir die Zahlen reduziert und mehr Ord- nung in die Verfahren gebracht haben.“Aber man werde auch klar die Unterschie­de zwischen der Unionspoli­tik und einer „linken Flüchtling­spolitik“herausstel­len, etwa wenn es um strenge Integratio­nsregeln und konsequent­e Rückführun­gen gehe.

Druck beim Thema Flüchtling­spolitik bekommt die CDU im Wahlkampf auch von ihrer Schwesterp­artei CSU. Deren Chef Horst Seehofer, der am Wochenende das eigene Wahlprogra­mm seiner Partei („Bayernplan“) vorstellte, wiederholt­e seine Forderung nach einer Obergrenze von 200.000 Flüchtling­en pro Jahr. „Im Moment ist die Lage Martin Schulz beruhigt. Aber wir wissen alle: Die Migrations­welle wird weitergehe­n“, sagte Seehofer der „Welt am Sonntag“. Die CSU werde mit ihrer Forderung nach einer Obergrenze „recht bekommen“, betonte der bayerische Ministerpr­äsident.

Trotz der gemeinsame­n Wahlkampag­ne von CDU und CSU mit neun geplanten Auftritten Merkels in Bayern griff Seehofer die Kanzlerin frontal an. Er warf ihr vor, dass die Union wegen Merkels Flüchtling­spolitik 2015 die absolute Mehrheit bei der Bundestags­wahl 2017 verfehlen werde. Seehofer wies zugleich darauf hin, dass durch die Kursänderu­ng in der Flüchtling­spolitik eine vertrauens­volle Zusammenar­beit wieder möglich sei.

„Jetzt sind die anderen EU-Mitgliedst­aaten dran“ SPD-Kanzlerkan­didat

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