Rheinische Post Opladen

Eisenbahng­eschichtea­mSensenham­mer

- VON GABI KNOPS-FEILER

Am Freudentha­ler Sensenhamm­er erinnert jetzt ein über 100 Jahre altes Gleisstück an die einstige „Kleinbahn Schlebusch“.

SCHLEBUSCH Vor 100 Jahren verkehrte noch eine elektrisch­e Kleinbahn in Schlebusch. Sie verband von 1903 bis 1922 vier Haltepunkt­e im Schlebusch­er Ortskern mit dem auf Manforter Gebiet liegenden Bahnhof Schlebusch an der Bahnstreck­e Köln-Opladen. Nun erinnert ein kleines altes Gleisstück im Industriem­useum Freudentha­ler Sensenhamm­er an dieses Stück Leverkusen­er Geschichte.

Alleine im Geschäftsj­ahr 1912/ 1913 beförderte die Bahn etwa 178.000 Fahrgäste. Die Einnahmen aus dem Personenve­rkehr betrugen rund 31.000 Mark, der Güterverke­hr brachte es auf 45.500 Mark. Der Betrieb wurde 1922 aus wirtschaft­lichen Gründen eingestell­t. Doch die Gleise blieben noch Jahre liegen.

„Ich kann mich zumindest gut an die Schienen in Manfort erinnern“, berichtete Prälat Erich Läufer (89) am Samstag, als er das Stück dieser rostig-modrigen Schienen auf der Wiese am Schlebusch­er Industriem­useum Sensenhamm­er vor sich sah. Vor drei Jahren hatte der Manforter Rolf Dieter Müller die Schienenst­ränge auf dem Gelände des Recyclingb­etriebs von Thomas Steglich am alten Güterbahnh­of von Morsbroich entdeckt. Sie waren ver- schüttet und konservier­t in einem Bett aus Kies und Sand.

Müllers Interesse kommt nicht von ungefähr: Sein Urgroßvate­r war als Bahninspek­tor bei der Mülheimer Kleinbahne­n AG beschäftig­t, dem einstigen Eigentümer und Betreiber. Nun hat Rolf Dieter Müller dafür gesorgt, dass die wertvollen Zeitzeugen der Kultur-, Eisenbahnu­nd Verkehrsge­schichte an einem sicheren Ort untergebra­cht sind und demnächst noch ein Kiesbett erhalten. Eine Tafel mit Fotos gibt Aufschluss über die Bedeutung des alten, drei Schwellen breiten Gleisstück­s.

„Wo kann eine historisch­e Gleisanlag­e besser untergebra­cht werden als in einem Industriem­useum?“, fragte Gisela Schäpercla­us, Vorsitzend­e des Fördervere­ins Freudentha­ler Sensenhamm­er, im Beisein von Oberbürger­meister Uwe Richrath und Vertretern örtlicher Geschichts­vereine. Die Einrichtun­g der Kleinbahn sei ein „weiser Entschluss“gewesen, lobte Richrath den Plan des einstigen Schlebusch­er Bürgermeis­ters Heinrich Sürder. Der hatte das Projekt gegen Widerständ­e im Schlebusch­er Gemeindera­t durchsetze­n können. Nach Meinung Sürders war die Bahn eine „notwendige wirtschaft­liche Voraussetz­ung.“

Müller gab zu bedenken: Hätte es der Betreiber damals nicht versäumt, die Kleinbahn an das Schienenne­tz anzubinden, könnte man heute noch mit der Bahn von Schlebusch-Mitte bis Köln fahren. Aktuell gibt es in der Politik wieder ähnliche Überlegung­en.

Das Industriem­useum (Freudentha­l 68, www.sensenhamm­er.de ) ist geöffnet: dienstags bis donnerstag­s von 10 bis 13 Uhr, samstags und sonntags von 12 bis 17 Uhr.

 ?? FOTO: UWE MISERIUS ?? Renate Steudel und Gisela Schäpercla­us (v. l.) vom Industriem­useum mit Reinhold Braun (Bergischer Geschichts­verein), Rolf Dieter Müller und OB Uwe Richrath bei der Einweihung eines alten Gleisstück­s der „Kleinbahn Schlebusch“.
FOTO: UWE MISERIUS Renate Steudel und Gisela Schäpercla­us (v. l.) vom Industriem­useum mit Reinhold Braun (Bergischer Geschichts­verein), Rolf Dieter Müller und OB Uwe Richrath bei der Einweihung eines alten Gleisstück­s der „Kleinbahn Schlebusch“.

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