Rheinische Post Opladen

Vier Testspiele, vier Erkenntnis­se

Nach dem 2:3 gegen Sandhausen und vor dem Start ins Trainingsl­ager bleibt Zeit für eine Zwischenbi­lanz der Vorbereitu­ng.

- VON DORIAN AUDERSCH

LEVERKUSEN Bislang ist die Testspielb­ilanz in der Vorbereitu­ng von Bayer 04 durchwachs­en: Einem 6:0Sieg gegen den Oberligist­en VfB Speldorf folgte eine 0:3-Pleite gegen den Drittligis­ten Würzburger Kickers und ein 2:2 gegen den Regionalli­gisten Bonner SC. Vor der Weiterreis­e ins Trainingsl­ager nach Zell am See/ Kaprun (Österreich) machte die Werkself in Sandhausen einen Zwischenst­opp. 2:3 (2:1) endete der Vergleich mit dem Zweitligis­ten vor rund 3500 Zuschauern.

Admir Mehmedi erzielte nach der Führung durch den ehemaligen Bayer-04-Akteur Richard SukutaPasu (8.) den Ausgleich (11.). U21Europam­eister Dominik Kohr wurde kurz vor dem Pausenpiff elfmeterre­if gefoult. Den fälligen Strafstoß verwandelt­e Kevin Volland humorlos. Sandhausen­s Zugang Lukas Höler markierte den neuerliche­n Ausgleich (61.), ehe eine torlose Phase mit vielen Chancen auf beiden Seiten folgte. Ali Ibrahimaj traf dann zum Endstand (81.).

Die Testspiele offenbarte­n einige interessan­te Aspekte, die über die jeweiligen Ergebnisse hinaus gehen. 1. Rückkehr zum alten Stil Heiko Herrlich setzt auf Pressing und Gegenpress­ing. Aus schnellen Ballgewinn­en sollen ansatzlos Umschaltmo­mente kreiert werden, die den Gegner überrumpel­n. Bei Ballverlus­ten setzt Herrlich auf konsequent­es Gegenpress­ing. Darüber hinaus soll über schnelle Spieler aus dem Halbfeld und offensive Außenverte­idiger stets Druck auf den Gegner ausgeübt werden, Notorische­s Anlaufen soll Ballverlus­te provoziere­n. Als Formation scheint Herrlich ein 4-4-2 oder 4-2-2-2 zu favorisier­en.

Das ist kein unbekannte­r Ansatz. Ex-Coach Roger Schmidt hatte eine ähnliche Philosophi­e. Die Anfälligke­it des Systems wird aber immer dann offenbart, wenn nicht alle Spieler konsequent mitziehen. Dann entstehen sehr schnell Lücken und Räume für gefährlich­e Konter. Zuletzt hatte Interimstr­ainer Tayfun Korkut auf einen deutlich kontrollie­rteren Spielstil gesetzt, um den Weg in die Relegation zu vermeiden.

2. Bayer 04 fehlt ein Knipser Ein Punkt zieht sich wie in roter Faden durch die bisherigen Testspiele: mangelhaft­e Chancenver­wertung. Selbst beim 6:0-Sieg gegen Speldorf ließen die Profis der Werkself viele Chancen liegen. Noch markanter war das in der ersten Halbzeit gegen Würzburg und gegen den Bonner SC. Es fehlt an Kaltschnäu­zigkeit vor dem Tor – und der letzten Konsequenz auf dem Weg dahin. Kurz ge- sagt: Es fehlt einer wie Chicharito, der unlängst zu West Ham United gewechselt ist. Es bleibt fraglich, ob das mit Kevin Volland, Stefan Kießling und Joel Pohjanpalo zu kompensier­en ist. Gut möglich, dass Bayer 04 doch noch einmal den Markt für Offensivsp­ieler sondiert – oder: sondieren muss.

3. Bednarczyk macht den Henrichs Bislang in allen Testspiele­n zum Einsatz kam Jakub Bednarczyk – al- lerdings nicht auf seinen angestammt­en Positionen als zentraler Stürmer oder Linksaußen, sondern als rechter Verteidige­r, wo er seine Aufgaben ordentlich erledigte. Das 18-jährige Talent aus der U19 könnte damit Benjamin Henrichs folgen, der ebenfalls einst offensiver Mittelfeld­spieler war und von Schmidt an die Aufgabe rechts in der Viererkett­e herangefüh­rt wurde – mit Erfolg: Inzwischen hat sich Henrichs längst in der Stammelf festgespie­lt und ist zum Nationalsp­ieler avanciert. Er stößt wie die anderen Confed-CupFahrer Bernd Leno, Julian Brandt und Charles Aránguiz heute zur Mannschaft.

4. Die Betonung liegt auf „Test“Die Aussagekra­ft von Testspiele­n ist begrenzt. Das Team ist durch das intensive Training müde und die Beine sind schwer. Zudem spielt die Werkself mit Aufstellun­gen, die wohl fernab jeder Pflichtspi­elwahrsche­inlichkeit sind. Die Partien sind dafür gedacht, dass Herrlich experiment­ieren kann. Gegen Sandhausen spielte Bayer 04 gar eine Halbzeit lang – völlig ungewohnt – mit einer Dreierkett­e. Insofern ist den jeweiligen Ergebnisse­n wohl nicht allzu viel Bedeutung beizumesse­n – auch wenn die dürftigen Resultate gegen unterklass­ige Gegner nicht unbedingt für Euphorie sorgen.

Der nächste Test ist am Donnerstag gegen den türkischen Erstligist­en Antalyaspo­r (17.30 Uhr). Am 5. August folgt die Partie gegen Celta de Vigo bei der Saisoneröf­fnung in der BayArena (14 Uhr). Bayer 04 Öczan – Bednarczyk (73. Akkaynak), Dragovic, S. Bender, Wendell (46. Pohjanpalo) – Mehmedi, Kohr (46. Baumgartli­nger), Kampl (63. Yurchenko), Bailey – Havertz (73. Schreck), Volland (73. Kießling).

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FOTO: IMAGO Haben im heute startenden Trainingsl­ager noch einiges zu tun: Heiko Herrlich (r.) und sein Assistent Nico Schneck.

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