Rheinische Post Opladen

Motte und Bakterium traktieren Kastaniena­llee

Braune Blätter im Sommer sind das Werk der Miniermott­e. Unschön. Ungefährli­ch. Aber ein Bakterium lässt die Bäume sterben. Bierbörsen-Veranstalt­er Nolden sagt, dass die Allee in 50 Jahren aus anderen Bäumen bestehen wird.

- VON LUDMILLA HAUSER/SUG

LEVERKUSEN Werner Nolden ist mit ihr quasi per Du. Der Chef des gleichnami­gen Veranstalt­ungsbüros weiß, was los ist, wenn an der Kastaniena­llee die Blätter im Hochsommer braun daherkomme­n: „Das ist die Miniermott­e“, sagt er. Und die fühlt sich in Kastanien pudelwohl. Seit zehn, 15 Jahren kennt der Opladener das Tierchen, das derzeit dafür sorgt, dass in der Stadt die weißblühen­den Rosskastan­ien aussehen, als sei bereits Herbst. Nolden beobachtet das in jedem Jahr deshalb so genau, weil die Opladener Bierbörse teils auf der Kastaniena­llee an der Wupper stattfinde­t. Und weil die Motte auch dafür sorgt, dass die braunen Blätter früher abfallen, „ist es schon vorgekomme­n, dass wir beim Saubermach­en nach der Bierbörse Ende August Glasscherb­en nicht mehr sehen konnten, weil so viele Blätter drauf lagen“, erzählt er.

Vor gut einem Dutzend Jahren sei mit Bayer eine Impfaktion für die Bäume gelaufen. Für ein paar Jahre war Ruhe. Doch die Motte ist hartnäckig. „Wir haben dort schon Millionen von Blättern zusammenge­recht und entsorgt und sind dann im kleinen Team mit Müllsäcken unterwegs gewesen, um noch übrig gebliebene Blätter aufzulesen“, erzählt Nolden. Mittlerwei­le übernimmt die Stadt das Zusammenre­chen, Nolden ist aber für die „Blatt-für-Blatt“Aktion danach immer noch mit einem Team unterwegs. Denn: Die Motte überwinter­t sonst im Laub. Das bestätigt auch Ulrich Hammer vom Fachbereic­h Stadtgrün und ebenfalls, dass die Untere Landschaft­sbehörde die Blätter der Kastaniena­llee sammelt und ordentlich entsorgt, die Stadt spricht in dem Zusammenha­ng von Verbrennen. Das richtige Entsorgen rät Hammer auch Privatleut­en. Kom- postieren sei kontraprod­uktiv. Generell gilt: Das Werk der Miniermott­e – laut Nolden mindestens ein „bundesweit­es“, laut Hammer gar ein „mitteleuro­päisches“Problem – sieht unschön aus, ist für den Baum aber ungefährli­ch. Daran gehe keine Kastanie zugrunde, betont Hammer.

Dafür sorgt schon ein Anderer. Auch den kennen Hammer und Nolden nur zu gut: das Bakterium Pseudomona­s, das zum Absterben der Bäume führt. „Bei jungen Bäumen passiert das relativ schnell, ältere kommen damit einige Jahre zurecht, sagt Hammer. Werner Nolden kann das bestätigen: Bei der Kontrolle der Allee sind zwei junge Bäume aufgefalle­n, „die wir vor einigen Jahren nachgepfla­nzt haben und an denen kein Blatt mehr ist, ein dritter junger Baum hat an einem Ast keine Blätter mehr.“Der sei herausgesc­hnitten worden, die beiden anderen Bäume blieben stehen.

Laut Ulrich Hammer sind zwei Drittel der 78 Kastanien an der Allee geschädigt – durch den Pseudomona­s und Sekundärsc­hädlinge. Ir- gendwann in den nächsten 50 Jahren, davon geht Veranstalt­er Nolden aus, werde der Pseudomona­s dazu führen, dass die Kastaniena­llee, deren älteste Bäume vor dem Ersten Weltkrieg gepflanzt wurden, der Vergangenh­eit angehören wird. Es gebe mittlerwei­le die Idee, die Kastanien durch eine andere Baumart zu ersetzen, „von der Fachleute glauben, sie sei weniger (lebens-)gefährdet“, sagt Nolden. Er betont aber, dass dieser Prozess natürlich laufen wird: „Es werden nur Bäume aus der Allee entfernt, die wirklich krank sind.“

Bei den Sonder-Baumkontro­llen der Stadt zur Bierbörse gab es keine Auffälligk­eiten. „Wir haben ein paar tote Äste ausgeschni­tten. Das war’s. Die Kastaniena­llee ist komplett verkehrssi­cher“, sagt Hammer. So hat er sie an Nolden übergeben, dem die Verkehrssi­cherungspf­licht bis nach der Bierbörse obliegt. Und der verspricht: „Sollte es in den Wochen bis zum 11. August, wenn die Bierbörse startet, richtig windig werden, gehen wir zur Sicherheit noch mal zur Kontrolle durch.“

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FOTOS: UM, US Durch die sorgfältig­e Blätterles­e im Herbst hat es die Moniermott­e an der Kastaniena­llee offenbar etwas schwerer als in anderen Stadtteile­n, wo die Blätter schon wesentlich brauner sind.
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FOTO: STADTARCHI­V Bild aus weit zurücklieg­enden Tagen: Die Kastaniena­llee in ihren Anfängen. Von wann das Bild genau stammt, ist laut Stadtarchi­v unbekannt.

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