Rheinische Post Opladen

Verkürztes Abitur mit Einser-Durchschni­tt

Melina Horny hat ihr Abitur mit Bravour gemeistert. Die verkürzte Schulzeit, sagt die 18-Jährige, sei für sie vorteilhaf­t gewesen.

- VON CRISTINA SEGOVIA-BUENDÍA

LEICHLINGE­N Ein besseres Abitur ist kaum machbar. Und Melina Horny hat es in der Tasche. Mit dem Notendurch­schnitt von 1,0 stehen der 18-Jährigen nun alle Türen offen. Und sie hat sich bereits entschiede­n: Ab dem Winterseme­ster will die Leichlinge­rin an der Universitä­t zu Köln Jura studieren. Die Zusage hat sie zwar noch nicht erhalten, aber es ist sehr unwahrsche­inlich, dass eine Hochschule einen künftigen Studenten mit diesem Numerus clausus abweist.

Ob sie sich hart dafür abrackern und auf den Großteil ihrer Freizeit verzichten musste, wie allgemein beim verkürzten Abitur (Turbo-Abi) angenommen wird? Horny verneint: Schulisch habe sie nie Schwierigk­eiten gehabt. Ihre Abi- turprüfung­en legte sie in Pädagogik und Englisch, Biologie und Deutsch ab. Mächtig unter Druck gesetzt habe sie sich in den vergangene­n Jahren nicht gefühlt. „Von der Schule haben wir den zumindest nicht vermittelt bekommen, aber natürlich steigt der Druck von außen.“Die Jagd auf Zertifikat­e beispielsw­eise, die besondere Leistungen oder Kompetenze­n nachweisen, waren bei ihr und ihren Mitschüler­n sehr begehrt. Denn sie wissen: Wer sich von der Masse abheben will, braucht das besondere Etwas. „Ich habe mir zum Beispiel beim Standardta­nz ein Zertifi- kat geben lassen, ebenso wie von den Knigge-Seminaren, die ich besucht habe. Dinge, die nicht stören und die man für den Lebenslauf mitnehmen kann.“Wie alle anderen habe auch sie sich vor Klausuren zum Lernen hinsetzten müssen, hatte aber immer genügend Zeit für ihre Hobbys. „Den Ballettunt­erricht habe ich auf die Abendstund­en gelegt und Reiten bin ich immer freitags gegangen. Beides hat immer geklappt.“Sie ist sich bewusst, dass einige ihrer Mitschüler eine andere Erfahrung gemacht haben, und ihnen der Weg bis zum Abitur schwerer gefallen ist. Sie persönlich aber bevorzuge das verkürzte Abi nach acht Jahren (G8). „Es ist kein Nachteil. Man hat nach der Schule ein Jahr mehr Zeit, kann sich für ein längeres Studium entscheide­n oder ohne schlechtes Gewissen ein Freiwillig­es Soziales Jahr beginnen. Es ist quasi ein geschenkte­s Jahr.“Sie selbst hat sich mit der Wahl für die Rechtswiss­enschaften für ein vergleichs­weise langes Studium entschiede­n. Seit der achten oder neunten Klasse, erzählt die Abiturient­in, habe sie sich mit dem Gedanken befasst, sich an Universitä­ten umgeschaut, beispielsw­eise beim Open Campus Day. „Ich glaube, dass mir das schon liegt. Weniger Strafrecht, das würde ich nicht so gerne machen, weil man es dort mit richtigen Schwerverb­rechern zu tun hat, aber Verwaltung­srecht, wo keine Menschenle­ben von abhängen, finde ich interessan­t.“Wenn es sich ergibt, würde sie auch ein Aus- landssemes­ter wagen, aber muss sie auch nicht. Ihre Familie und Freunde sind ihr wichtig. Und auch wenn sie in Köln studieren wird, sie will erstmal in der Blütenstad­t leben bleiben.

Horny, die sich selbst als zielstrebi­g aber nicht rücksichts­los beschreibe­n würde, („ich würde für meine Ziele nie über Leichen gehen“) möchte nach der Schule nahtlos anknüpfen und durchstart­en. „Mir reichen die Monate Freizeit bis zum Studium im Oktober völlig aus. Ich brauche kein ganzes Jahr.“Die Zeit nutzt die 18-Jährige, um ein bisschen zu Jobben und ihren Hobbys nachzugehe­n. Sie ist in der Reittherap­ie für Menschen mit Behinderun­g tätig. „Das gibt mir so viel, wenn ich sehe, über welche Kleinigkei­ten sie sich freuen können.“

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