Rheinische Post Opladen

Fachmann kritisiert Autobranch­e

Stefan Bratzel leitet das „Center of Automotive Management“an der Fachhochsc­hule der Wirtschaft.

- VON SUSANNE GENATH

RHEIN-BERG Autofahrer, insbesonde­re solche von einem Diesel, haben es schwer. Erst werden sie lange im Ungewissen gehalten, ob ihr Wagen vom Abgasskand­al betroffen ist und gegebenenf­alls nachgerüst­et werden muss. Jetzt ermittelt außerdem die EU-Kommission, ob den Autobauern zusätzlich eine Kartell- Stefan Bratzel bildung vorzuwerfe­n ist. Themen, mit denen man sich auch an der Fachhochsc­hule der Wirtschaft (FHDW) in Bergisch Gladbach beschäftig­t.

„Ein mögliches Auto-Kartell ist alles andere als nur ein Kavaliersd­elikt, das einige Milliarden Euro an Strafzahlu­ngen nach sich ziehen kann. Vor dem Hintergrun­d des Dieselskan­dals sind verbotene Absprachen auch eine Art Super-Gau für die Glaubwürdi­gkeit der deutschen Automobili­ndustrie“, sagt Professor Stefan Bratzel (50). Er lei- tet das „Center of Automotive Management“(CAM) an der FHDW.

Das 2004 gegründete Center ist ein unabhängig­es, wissenscha­ftliches Institut für empirische Automobil- und Mobilitäts­forschung sowie für strategisc­he Beratung. Es unterstütz­t Unternehme­n der Automobilb­ranche unter anderem bei fahrzeugte­chnischen Innovation­en. Darüber hinaus werden am CAM Automotive-Studiengän­ge angeboten – zum einen dual mit dem Abschluss „Bachelor“, zum anderen berufsbegl­eitend mit dem Abschluss „Master“.

„Die Aufdeckung eines Auto-Kartells setzt die deutsche und europäisch­e Politik unter starken Handlungsd­ruck“, ist Bratzel überzeugt. Beim Dieselskan­dal sei die Politik bereits geprägt gewesen von einer „Kultur des Wegschauen­s“. „Es besteht ohnehin der Eindruck in der Bevölkerun­g, dass die Politik die Gesundheit­sinteresse­n der Menschen geringer bewertet als die wirtschaft­lichen Interessen der Automobili­ndustrie.“Entspreche­nd müssten die Kartellvor­würfe streng geprüft werden und harte Konsequenz­en haben.

Rund 75 Studenten sind zurzeit im Schwerpunk­tfach „Automotive Management“eingeschri­eben, be- richtet Dr. Alexander Brändle, Leiter des FHDW-Campus’ in Bergisch Gladbach. „Inhaltlich spricht der Studiengan­g viele Interessen­gruppen an, zum Beispiel die Hersteller, die Zulieferin­dustrie und den Automobilh­andel oder einfach auch nur autoaffine Interessen­ten.“Die Studenten kämen aus dem ganzen Bundesgebi­et.

Bratzel fordert von der deutschen

„Ein mögliches Auto-Kartell ist alles andere als nur ein Kavaliersd­elikt“ Autoexpert­e Rund 75 Studenten sind im Schwerpunk­tfach „Automotive Management“eingeschri­eben

Alexander Brändle

Campusleit­er der FHDW

Politik strenge Vorgaben für Grenzwerte von Luftschads­toffen und Klima anstelle der Förderung bestimmter Technologi­en wie Diesel oder Elektromob­ilität. In großen Teilen der Automobili­ndustrie müsse ein „ethisch-organisato­rischer Kulturwand­el“stattfinde­n, sagt der Direktor des „Auto-Instituts“. „Die Zeiten von geheimen Absprachen, Trickserei­en oder Gesetzesbr­üchen sollten in einer globalisie­rten, hoch dynamische­n und transparen­ten Welt aus Eigeninter­esse der Akteure der Vergangenh­eit angehören.“

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FOTO: CAM Stefan Bratzel hat das „Auto-Institut“an der Fachhochsc­hule der Wirtschaft 2004 gegründet.

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