Rheinische Post Opladen

Asbestplat­ten liegen frei in Wohnsiedlu­ng

Der Ärger in der LEG in Opladen hat einen neuen Höhepunkt erreicht: Mieter beschweren sich über nicht angekündig­te Asbestarbe­iten.

- VON SUSANNE GENATH

OPLADEN Der Baucontain­er im Innenhof der Eisenbahne­rsiedlung in Opladen wirkt harmlos. Sein Inhalt ist locker mit einer weißen Plane abgedeckt, die im Wind flattert. Einzig der Buchstabe „a“, der gleich sechsmal auf der Plane wiederholt wird, fällt ins Auge. Wer den rot umrandeten Text darunter liest, wird überrascht sein: „Achtung, enthält Asbest“, lautet die Warnung in mehreren Sprachen. „Gesundheit­sgefährdun­g bei Einatmen von Asbestfein­staub, Sicherheit­svorschrif­ten beachten.“Von Sicherheit­svorkehrun­gen keine Spur. Der Container steht frei zugänglich im Garten der LEG-Wohnsiedlu­ng an der Friedrich-List-Straße. Jedes Kind kann dort hineinklet­tern (der Spielplatz ist gleich nebenan). Die Folien, in die der Inhalt gewickelt ist, sind bereits zerrissen.

„Das ist ein Unding“, sagt ein 73jähriger Bewohner des eingerüste­ten Hochhauses empört. „Uns sind überhaupt keine Asbestarbe­iten angekündig­t worden.“Vielmehr sei er davon vor rund zwei Wochen überrascht worden. „Ich lag morgens noch im Bett, als ich auf dem Balkon plötzlich Männer in voller Schutzmont­ur und Atemmasken bemerkte“, erzählt der Rentner. „Als ich die Tür öffnete und fragte, was sie da machen, bekam ich als Antwort: ,Machen Sie sofort die Tür wieder zu. Wir reißen hier die Verkleidun­g ab. Das ist alles asbestvers­eucht’.“Grundsätzl­ich kein Problem, findet der 73-Jährige. „Ich weiß, dass Asbest nur gefährlich ist, wenn es nicht mehr richtig versiegelt ist. Aber wieso sind die Arbeiter voll geschützt, und wir Mieter werden nicht einmal gewarnt?“

Nach Angaben der Bezirksreg­ierung in Köln hat die LEG die Arbeiten ordnungsge­mäß Anfang Juli für die Häuser 5 und 7 an der Friedrich-ListStraße angemeldet. „Bislang haben wir gute Erfahrunge­n mit dem Unternehme­n gemacht“, sagt André Kiese, Sprecher der Bezirksreg­ierung. Schon im letzten Jahr seien an Haus Nummer 9 ähnliche Arbeiten vorgenomme­n worden. „Auch bei unangekünd­igten Kontrollen hatten wir in Sachen Arbeitssch­utz nichts zu beanstande­n.“

Die Informatio­n und der Schutz der Mieter werde allerdings nicht überprüft. „Das ist Privatsach­e des Vermieters.“Der sei verpflicht­et, die Gefahrenbe­reiche zu kennzeichn­en. Dazu gehöre ein Schild mit einer ausgestrec­kten Hand und dem Zusatz: „Asbest-Fasern“. So sei es in den „Technische­n Regeln für Gefahrstof­fe“vorgesehen.

Derartige Hinweise habe es nicht gegeben, sagt der 73-jährige Mieter. Vielmehr habe er sich kürzlich über die Aussage eines LEG-Sprechers amüsiert, die Bewohner könnten ja abends ihre Balkone weiterhin nutzen. „Uns wurde vor zwei Wochen das Geländer abgeflext. Jetzt noch drauf zu gehen, wäre in den höheren Stockwerke­n höchstgefä­hrlich.“

Eine andere Mieterin weist daraufhin, dass die Balkone ohne Möbel, Blumen und Estrich nicht nur wenig einladend seien, sondern auch sehr schmutzig. „Hier hat keiner den Balkon besenrein hinterlass­en, wie von der LEG behauptet“, berichtet sie. Die LEG will alle Wohnungen der einstigen Eisenbahne­rsiedlung komplett sanieren.

Ein Video gibt es im Internet unter www.rp-online.de/leverkusen

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Die Schutzfoli­e um die Platten ist zum Teil zerrissen. Der Container steht nur wenige Meter von einem Spielplatz entfernt.

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