Rheinische Post Opladen

Kredit für Kauf des Kanalnetze­s könnte 50 Jahre laufen

Die Suche nach einem Geldgeber für den Stadtentwä­sserungsbe­trieb läuft: Für 599 Millionen Euro wird er der Stadt das Kanalnetz abkaufen. Kämmerin Dorothée Schneider organisier­t den Deal.

- VON LAURA IHME

Die Vorbereitu­ngen für den größten städtische­n Finanz-Deal seit Jahren laufen auf Hochtouren: Nachdem der Stadtrat in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpaus­e die Übertragun­g des städtische­n Kanalnetze­s an die eigene Tochter, den Stadtentwä­sserungsbe­trieb, beschlosse­n hat, geht es nun darum, den richtigen Geldgeber zu finden.

Geprüft werden die Möglichkei­ten dazu von Düsseldorf­s Kämmerin Dorothée Schneider. Sie wird in den kommenden Wochen mit Banken über Angebote sprechen, Laufzeit und Verzinsung des Kredites verhandeln. Diesen muss der Stadtentwä­sserungsbe­trieb aufnehmen, um die 599 Millionen Euro für das Kanalnetz an die Stadt zahlen zu können. Ebenso muss die Kämmerin entscheide­n, ob das Geld auf einmal oder nach und nach gelie- hen wird. Vorher muss jedoch noch die Kommunalau­fsicht dem ganzen Deal zustimmen.

„Wir müssen vor der Bezirksreg­ierung belegen, dass wir als Stadt mit dem Geld, das wir durch den Verkauf erhalten, ausschließ­lich vermögensm­ehrende Investitio­nen tätigen. Ist diese Verständig­ung abgeschlos­sen, können wir beginnen, mit den Banken zu verhandeln“, sagt Schneider. Der Kämmerin kommt beim Kanal-Deal eine Doppelroll­e zu: Als Verwalteri­n des städtische­n Haushaltes ist sie einerseits verantwort­lich für das Geld, das die Stadt durch den Verkauf einnimmt. Weil der Stadtentwä­sserungsbe­trieb jedoch eine städtische Tochter ist, kümmert sie sich auch um die Seite, die den Kredit aufnimmt.

Diese Zusammenhä­nge machen den Deal gleicherma­ßen einfach und komplizier­t: Die Stadt braucht frisches Geld, weil ihre Rücklagen aufgebrauc­ht sind. Das AmpelBündn­is aus SPD, Grünen und FDP hat deshalb den Verkauf des Kanalnetze­s an den eigenen Tochterbet­rieb auf den Weg gebracht, kommt so an Geld, ohne selbst einen Kredit aufzunehme­n und somit Schulden zu machen. Die 599 Millionen Euro Erlös sollen für Investitio­nen in Schulen und Bäder genutzt werden.

Schulden macht mit dem Kredit nun die Stadttocht­er. Für sie lohnt sich der Deal jedoch auch: Statt weiter eine Pacht für das Kanalnetz und die Klärwerke zu zahlen, bezahlt sie eben künftig einen Kredit ab. Großer Vorteil der Lösung aus Sicht der Politiker: Der Bürger merkt nichts davon, die Gebühren für das Abwasser steigen nicht.

Um dies zu gewährleis­ten, muss Kämmerin Schneider aber auch geschickt mit den Geldgebern verhandeln. Der jährliche Zins für den Kredit soll bis zu 1,4 Prozent betragen. Laufzeit des Kredites: 30 bis 50 Jahre. „Diese Dauer ist bei solchen Summen und vor dem Hintergrun­d langfristi­ger Abschreibu­ngsdauern von Kanälen nicht unüblich“, sagt die Kämmerin. Sie glaubt nicht, dass ein Geldinstit­ut allein als Geldgeber reichen wird, vermutlich wird die Summe aufgeteilt. Selten war die Zeit für eine Kreditaufn­ahme so günstig wie jetzt zur Niedrigzin­sphase. Damit das so bleibt, will Dorothee Schneider ebenfalls verhandeln, dass der Zins nicht plötzlich während der langen Laufzeit steigt. Sie möchte sich nun so schnell wie möglich mit Banken treffen, um eine Lösung zu finden.

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RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Über den Zugang an der Erwin-von-Witzleben-Straße gelant man in den Abwasserka­nal in Golzheim.

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