Rheinische Post Opladen

Zwei Trümpfe im Titelkampf

Borussia Dortmund hält sich erneut mit Kampfansag­en Richtung München zurück. Traineriko­ne Ottmar Hitzfeld traut dem BVB den Titel aber zu. Mario Götze und Pierre-Emerick Aubameyang können entscheide­nde Faktoren werden.

- VON PATRICK SCHERER

DORTMUND Borussia Dortmund gefällt sich in der Rolle des besten Außenseite­rs der Fußball-Welt. Das wird von oben herab gelebt. HansJoachi­m Watzke ist Meister darin, Meisteramb­itionen zu verneinen. Das Motto: Ja, wir sind groß, ja, wir sind toll, aber: Nein, den Titel in der Bundesliga holen wir aller Voraussich­t nach nicht. Der Finger zeigt dann stets nach München. Da ist er doch, der designiert­e Meister der kommenden Jahre. Es ist die Methodik der psychische­n Entlastung. Der Geschäftsf­ührer möchte den auf seinem Team lastenden Druck reduzieren. Bei den Meistersch­aften 2011 und 2012 ist der BVB mit dieser Taktik gut gefahren. Deshalb gibt es auch vor dieser Saison keine öffentlich­en Kampfansag­en aus dem Ruhrgebiet. Einer, der dieser defensiven Grundhaltu­ng misstraut, ist Ottmar Hitzfeld. Der ExCoach beider deutschen Topklubs traut Dortmund in dieser Saison den Titel zu. Und die Traineriko­ne führt gute Gründe an. Zwei davon tragen die Namen Mario Götze und Pierre-Emerick Aubameyang.

Paris, Chelsea, Mailand, China: Glaubt man den mal mehr, mal weniger seriösen Gerüchten, hätte Aubameyang in diesem Sommer bei der Suche nach einem neuen Arbeitgebe­r freie Auswahl gehabt. Doch der Gabuner steht nach wie vor in schwarz-gelber Trainingsk­leidung auf dem Rasen. Der aktuelle Torschütze­nkönig liebäugelt mit einem Wechsel, zeigt aber Verständni­s, dass der BVB die Regeln aufstellt. Nun bleibt er – vorerst. Watzke schloss das bis 31. August geöffnete Transferfe­nster für Aubameyang frühzeitig. Für Hitzfeld hat diese Entscheidu­ng mehr als sportliche­n Wert. „Wenn Aki Watzke sagt, er bleibt bis Saisonende, dann ist das ein klares Bekenntnis. Ein klares Zeichen. Eine Kampfansag­e an Bayern München. Wir behalten Aubameyang, um deutscher Meister zu werden. Er macht 20 Prozent von Borussia Dortmund aus“, sagte der 68-Jährige dem Sender Eurosport.

Der 28-jährige Stürmer präsentier­t sich in den sozialen Netzwerken derweil bestens gelaunt. Im Trainingsl­ager in Bad Ragaz (Schweiz) alberte er meist auf Französisc­h mit Ousmane Dembélé und Zugang Dan-Axel Zagadou herum. Ein Beleg für die Aussage von Kapi- tän Marcel Schmelzer: „Auba ist auch als Integratio­nsfigur wichtig, weil er die Sprache von einigen spricht.“

Durch Aubameyang­s Verbleib hat Dortmund seinen Kader im Premiumseg­ment nicht verändert. Die Wechsel betreffen ein Regal darunter. Neu-Trainer Peter Bosz kann somit auf ein eingespiel­tes Team zurückgrei­fen. Der prominente­ste „Zugang“ist dabei ein Rückkehrer: Mario Götze. Eine öffentlich nicht näher definierte Stoffwechs­elerkranku­ng hatte ihn seit März außer Gefecht gesetzt. Nun ist Götze zurück. Teamkamera­den und Coach bescheinig­en ihm eine außergewöh­nliche Form. „Ich sage das als Fußballlie­bhaber: Es macht großen Spaß, ihn bei der Arbeit zu sehen“, sagt Bosz – und mahnt: „Wir müssen vorsichtig sein.“

Wohl kein deutscher Fußballpro­fi hat mit 25 Jahren bereits solche Höhen und Tiefen erlebt. Sein größter Erfolg ist zugleich seine größte Bürde: das Tor zum WM-Titel 2014. Götze wurde daraufhin endgültig zur Marke gemacht, mit seiner Modelfreun­din Ann-Kathrin Brömmel über die roten Teppiche gejagt. Markenfors­cher von „Soccer Star Check“urteilen über Götze: hoher Glamourfak­tor, wenig Sympathiew­erte. Experten behaupten, Götze verschleud­ere sein Talent. Dabei bescheinig­en alle, die ihn näher kennen, dass Götze ein harter, fleißiger Arbeiter ist. Auch im Fall Götze ist Watzke bemüht, die Erwartungs­haltung zu dämpfen.

Sollte Götze wieder aufblühen, könnte er für Hitzfeld der zweite Titel-Trumpf für Borussia werden: „Er ist für mich einer der besten Fußballer, die Deutschlan­d je hatte. Wenn er in Form ist, wenn er die Fitness hat – er hat einfach diese Qualität.“

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FOTO: IMAGO Bereiten sich auf die neue Saison mit dem BVB vor: Mario Götze (li.) und Pierre-Emerick Aubameyang.

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