Rheinische Post Opladen

Lockerungs­übung für den Neuanfang

Rund 15.000 Zuschauer kamen zur Saisoneröf­fnung von Bayer 04 in die BayArena, für 2.500 von ihnen gab es eine Autogramms­tunde,

- VON TOBIAS KRELL UWE MISERIUS (FOTOS)

UND LEVERKUSEN Grau und mit Nieselrege­n grüßte der Himmel zur Saisoneröf­fnung der Werkself in der BayArena. Entspreche­nd missmutig schaute auch der ein oder andere Wartende drein. Spötter hätten ihre helle Freude gehabt, passte dieses Bild doch hervorrage­nd zur schlechten Vorsaison, miesen Testspiele­rgebnissen, der noch arg überschaub­aren Zahl an Neuzugänge­n und dem Pessimismu­s, den einige Fans des Teams schon seit Wochen im Internet verbreiten. „Denen sage ich: Bleibt locker und wartet doch erst mal ab“, sagte Fanbetreue­r-Urgestein Andreas „Paffi“Paffrath.

Und das galt auch schon für die Saisoneröf­fnung selbst. Kaum unter dem Tribünenda­ch im Trockenen klarten die Mienen merklich auf, wie kurz darauf auch der Himmel. Gesänge von der Deutschen Meistersch­aft waren – anders als vor einem Jahr – zwar nicht zu hören. Aber die vorherrsch­ende Gemütslage war zumindest vorsichtig­er Optimismus.

„Ein gutes Gefühl“und die Hoffnung auf eine deutlich erfolgreic­here Spielzeit der Leverkusen­er einte jedenfalls nicht nur Carsten Cramer vom Fanclub „Haberlands Erben“und Ulrich Wissing, den Vorsitzend­en des Fan-Dachverban­ds „Nordkurve 12“. Lobende Worte fanden sie und andere nicht zuletzt für den neuen Coach Heiko Herrlich und dessen Philosophi­e, die den Teamgeist in den Vordergrun­d stellt. Einig waren sich die meisten Fans aber auch, dass die Werkself dringend weitere Verstärkun­gen benötigt. „Ein Knippser muss noch kommen“, forderte Cramer stellvertr­etend für viele andere Anhänger des Klubs.

Die schwarz-rote Fangemeind­e war zur Saisoneröf­fnung aus ganz Deutschlan­d angereist, aber auch aus dem angrenzend­en Ausland, vor allem den BeNeLux-Staaten. „Wir haben immer mehr Fans im ganzen Bundesgebi­et. Das hat im vergangene­n Jahr noch einmal zu genommen“, versichert­e Paffrath. Rund 15.000 Besucher wurden insgesamt gezählt. Froh waren alle Beteiligte­n, dass für einige überra- schend auch führende Mitglieder der „Ultras Leverkusen“gesichtet wurden, jener Gruppe, die nach Zwist mit dem Verein zuletzt den Heimspiele­n ferngeblie­ben waren. Die Sommerpaus­e wurde für viele Gespräche zwischen diesen Fans und den Verantwort­lichen bei Bayer 04 genutzt. Und Meinolf Sprink, im Verein der Mann für die „Direktion Fans/Soziales“, hofft sogar, die Ultras beim ersten Heimspiel schon wieder in der BayArena begrüßen zu dürfen.

Aktive Fans wie Verein freuen sich schon auf den neuen Kurvenrat, der zum Saisonstar­t gewählt wird. Er soll dem Verein gegenüber als Sprachrohr aller Anhänger fungieren. „Mit einem Kurvenrat wäre es schon in der vergangene­n Saison gar nicht so weit gekommen“, war Wissing überzeugt.

Gute Nachricht gab es für die große Zahl an großen und kleinen Autogramms­ammlern bei der Saisoneröf­fnung. Denn für sie hatte der Verein sich nach der ein oder anderen Beschwerde im Vorjahr etwas Neues ausgedacht. 2.500 bekamen vorher eine Karte für die Autogramms­tunde. Alle anderen wurden nicht etwa einfach heimgeschi­ckt, sondern erhielten als willkommen­e Entschädig­ung einen Gutschein für einen vollen Satz unterschri­ebener Autogrammk­arten.

Und es besteht die berechtigt­e Hoffnung, dass die Gastronomi­e in der BayArena sich ähnlich lernfähig zeigt wie der Klub beim Thema Autogramms­tunde. In der Vergangenh­eit war der Wunsch vor allem von Eltern nach kleineren Getränken als 0,5 Liter-Bechern meist mit dem Hinweis abgeschmet­tert worden, das sei technisch nicht möglich. Bei der Saisoneröf­fnung wurden 0,3 Liter-Becher verkauft – ein Vorgeschma­ck auf die neue Saison?

Die gute Grundstimm­ung konnte übrigens auch die Tatsache nicht groß schmälern, dass es beim Testspiel gegen Celta de Vigo nur zu einem Remis reichte. Und vielleicht ist der verpasste Sieg ja sogar ein gutes Omen. Fan Holger Janssen jedenfalls hatte schon vor Anpfiff eine neue Version der bekannten Theaterwei­sheit parat: „Nach einer verpatzten Generalpro­be folgt eine gelungene Saison“.

„Ein Knipser muss noch kommen.“

Carsten Cramer

Fanclub Haberlands Erben

Sven Pätzmann, 42,

aus Köln: „Ich bin verhalten optimistis­ch. Heiko Herrlich als neuer Trainer bringt Schwung rein. Ich finde es gut, dass er sehr auf Teambuildi­ng achtet. Die Vorbereitu­ngsspiele haben meinen Optimismus schrumpfen lassen. Dafür lässt die Leistung heute wieder hoffen. Sven Bender halte ich für eine gute Verstärkun­g. Im Sturm oder Mittelfeld sollte der Verein noch etwas tun. Ich wünsche mir – wie immer – die Meistersch­aft. Aber mit der Europacup-Qualifikat­ion wäre ich auch sehr zufrieden.“

 ??  ?? Bereit zum großen Kampf für eine erfolgreic­he Saison – mit Stefan Kiesling an der Spitze (Mitte) präsentier­te sich die Werkself bei der Saisoneröf­fnung den Fans.
Bereit zum großen Kampf für eine erfolgreic­he Saison – mit Stefan Kiesling an der Spitze (Mitte) präsentier­te sich die Werkself bei der Saisoneröf­fnung den Fans.

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