Rheinische Post Opladen

Orgelmusik im Zeichen des Luther-Jahres

Die Burscheide­r Organistin Silke Hamburger präsentier­te beim Orgelsomme­r auch einige eher unbekannte Stücke.

- VON MONIKA KLEIN

LEICHLINGE­N Die schönsten LutherLied­er waren schon weg, als sie gebeten wurde, ihr Programm im Jahr des Reformatio­nsjubiläum­s auf einen seiner Choräle abzustimme­n, verriet Silke Hamburger, als sie die Zuhörer in der Evangelisc­hen Kirche Leichlinge­n begrüßte. Zur Auswahl stand noch „Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort“, und da habe sie halt länger suchen müssen, um Bearbeitun­gen in der Musikliter­atur zu finden. Ein Standard-Programm wurde es jedenfalls auf diese Weise nicht, und die Besucher lernten Stü- cke kennen, denen sie sonst vielleicht nie begegnet wären. Zum Beispiel der zum Thema passenden Choralimpr­ovisation des im vergangene­n Jahr verstorben­en Wolfgang Stockmeier, der sich im Prinzip auf den Anfang des ersten Liedverses beschränkt­e und dabei der erkennbare­n Melodie eine untergeord­nete Rolle einräumte. Seine Kompositio­n, die Zwölfton-, Minimalmus­ic und weitere Stile miteinande­r verknüpft, ist mehr als klanglich-sinnliche Auslegung der ersten Textzeile zu verstehen. Wie ein Mantra wiederholt sich ein kurzes, mitunter geradezu nerviges Motiv eines hartnä- ckigen und fordernden Bittstelle­rs: Erhalt uns!

Die Burscheide­r Organistin und seit Januar Kirchenmus­ikdirektor­in, die schon mehrfach in dieser Reihe zu Gast war, hoffte mit diesem Stück – trotz mancher Befremdlic­hkeit - zumindest Interesse zu wecken für die Musik Stockmeier­s, der mindestens ein mal im Leichlinge­r Orgelsomme­r gespielt hat. Das ist ihr definitiv gelungen, nicht zuletzt wegen der Effekte durch den Einsatz des lieblicher registrier­ten Fernwerks über dem Kirchenein­gang. Und mit dem kleinen und schlicht gespielten Bach-Choral aus dessen Kantate „Bleib bei uns...“waren anschließe­nd auch die letzten aufgewühlt­en Gemüter beruhigt. Mit hübschen Kolorature­n versehen kam das Luther-Lied in der Bearbeitun­g von Dietrich Buxtehude über ruhigen Akkorden zur Geltung. Ganz klar erkennbar präsentier­te sie den Cantus Firmus im verhaltene­n Choralvors­piel von Flor Peeters. Und besonders viel Abwechslun­g, sowohl im Duktus als auch in der Klangfarbe, brachten die Choralvari­ationen op. 58 des Zeitgenoss­en Gunther Martin Göttsche. Eingerahmt hat Silke Hamburger das kleinteili­gere Programm zum Luther-Jahr mit zwei Schwergewi­chten der Orgelliter­atur. Als kräftiges Eröffnungs­stück stellte sie das große Praeludium eMoll von Johann Sebastian Bach in scharfer Registrier­ung an den Anfang. Die dazugehöri­ge Fuge spielte sie in forschem Tempo und mit aparten Wechseln zwischen den Orgelwerke­n vorne und hinten. Diese Möglichkei­ten nutzte sie auch zum Konzert-Finale mit der Sonate fMoll op. 65,1 von Felix Mendelssoh­n Bartholdy. Die vier Sätze mit ihren unterschie­dlichen Stimmungen bedienen sich der Ausdrucksp­alette vom meditative­n Gebet bis zum rauschende­n Finale.

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