Rheinische Post Opladen

Spaß mit Spielmobil im Flüchtling­sheim

Die für 8000 Euro angeschaff­te „Bewegungsb­austelle“kommt bei den Kindern gut an und fördert Sprache und Kreativitä­t.

- VON GABI KNOPS-FEILER

MANFORT Sackhüpfen oder Schwingen mit dem Hula Hoop-Reifen sind Spiele, mit denen deutsche Kinder groß werden. Für Kinder von zugewander­ten Familien sind sie hingegen weitgehend unbekannt. Diese Vermutung bestätigte Rukiye Toprak, Betreuerin von rund 120 Bewohnern in der größten städtische­n Flüchtling­sunterkunf­t an der Josefstraß­e in Manfort. „Das kommt natürlich auf das Herkunftsl­and an“, sagte Toprak, „aber soweit ich es einschätze­n kann, sind diese Spiele für sie fremd.“Für etwa zehn von 30 Kindern, die in Manfort untergebra­cht sind, gab es jetzt Gelegenhei­t, das zu ändern. Denn das „Spielmobil“war für einen Tag im Stadtteil zu Gast. An Bord waren diverse Spieleleme­nte wie Holzkästen in verschiede­nen Größen und mit unterschie­dlichen Löchern sowie Balken, Rundhölzer und Bretter. Zusätzlich waren Holzstelze­n, Kriechtunn­el oder Rollbrette­r enthalten.

Die Kinder hatten sichtlich großen Spaß, während sie mit dem Rollbrett auf dem asphaltier­ten Platz gegenüber der Einrichtun­g umher tollten. Unter ihnen war auch Mohammed (10) aus Tsche- tschenien, der seit fünf Jahren in Deutschlan­d lebt. Als Antwort auf die Frage, was er tun würde, wenn es dieses Angebot nicht gäbe, sagte der Rat-Deycks-Schüler: „Dann würde ich mich langweilen.“

Gemeinsame­s Spiel, Bewegungsu­nd Teamaktivi­täten sowie das Erforschen von Unbekannte­m reizt alle Kinder dieser Welt. Der normale Spieltrieb fördert zugleich den Abbau von Barrieren und schafft Verbindung­en. Die Sprache ist der Schlüssel dazu. „Beim vereinten Spielen werden Kinder angeregt, Deutsch zu sprechen“, sagt Mahyoub Aawais (26), der als Kaufmann für Büromanage­ment beim Sportbund Leverkusen in Ausbildung ist, aber freigestel­lt wurde, um die Flüchtling­skinder zu betreuen. Er beschrieb seine Erfahrunge­n so: „Das Spielmobil wird von den Kindern sehr gut angenommen, denn es fördert Sprache, Bewegung und kreatives Denken.“

Genau das sei der Grund, sagte Peter Boddenberg, Geschäftsf­ührer Kinderschu­tzbundes, warum man im Vorjahr – mit Unterstütz­ung durch Sponsoren – das „Spielmobil“für 8000 Euro angeschaff­t habe und nun mit der „Bewegungsb­austelle“auf Tour durch Leverkusen­er Flüchtling­sunterkünf­te sei. Als letzte Station wird heute, Donnerstag, das Gebäude in der Schlebusch­er von-Diergardt-Straße angefahren – in Kooperatio­n mit dem Fachbereic­h Soziales und finanziert durch die Sparkasse Leverkusen.

Vermutlich wird das Spielmobil nach den Sommerferi­en noch öfter in dieser Mission und in insgesamt zehn städtische­n Flüchtling­sheimen unterwegs sein. Denn seit der Vorwoche kommen wieder vermehrt Flüchtling­e nach Leverkusen. Das liegt am Verteilung­sschlüssel. Dieser kam so lange zum Tragen, wie die Stadt Flüchtling­e und Asylsuchen­de in Zentralen Unterbring­ungseinric­htungen (ZUE) wie beispielsw­eise Auermühle aufgenomme­n hat. Da diese zwischenze­itlich abgebaut sind, wird bei der Bezirksreg­ierung neu gerechnet.

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