Rheinische Post Opladen

Heimatfors­cher fasziniert von Erbslöh

Über 2000 Ansichtska­rten besitzt Klaus Dieter Hartmann. Der 53-jährige Heimatfors­cher setzt sich vor allem mit Leben und Werk des Elberfelde­r Luftfahrtp­ioniers Oskar Erbslöh auseinande­r, der in Leichlinge­n eine Zeppelinst­ation baute.

- VON TOBIAS FALKE

LEICHLINGE­N Klaus Dieter Hartmann ist ein waschechte­r Leichlinge­r. Der 53-jährige liebt Geschichte, besonders die der Blütenstad­t. Der leidenscha­ftliche Sammler von Briefmarke­n-, Postkarten und Quittungen kann man mittlerwei­le als Heimatfors­cher bezeichnen. Über 2000 Ansichtska­rten befinden sich in seinem Besitz. Die älteste Quittung, die sich in seinem Sammelsuri­um aufspüren lässt, ist von 1845. „Da sind zwei Zimmer randgefüll­t“, erzählt er.

Die Geschichte um Oskar Erbslöh hat ihn besonders fasziniert. Denn der Luftfahrt-Pionier hatte in Leichlinge­n eine eigene Station für Luftschiff­e. Erbslöh wurde am 21. April 1879 in eine Ballonfahr­t-Familie in Elberfeld geboren. Und somit war ihm seine Karriere bereits in die Wiege gelegt. Zu großem Aufsehen gelangte er, als er 1907 das bekannte „Gordon-Bennett“-Rennen in Amerika (St. Louis) mit seinem Ballon „Pommern“gewann. Dabei war er selbst dafür gar nicht vorgesehen. Nur weil ein Mitfahrer ausfiel, durfte Erbslöh als Nachrücker mitwirken und siegte prompt. Die 1.403 Kilometer legte er in 40 Stunden zurück, und das führte dazu, dass dieser internatio­nal renommiert­e Cup im darauffolg­enden Jahr in Deutschlan­d ausgetrage­n wurde.

Diese Nachricht ging um den Globus, und auf einen Schlag war Erbslöh weltbekann­t. Ihm war dieser Er- folg allerdings nicht genug und so ließ er eine Zeppelinst­ation auf den Leichlinge­r Balken bauen und gründete die Rheinisch-Westfälisc­he Motorlufts­chiff-Gesellscha­ft. Noch heute sind die Träger dieser riesigen Luftschiff­halle aus der Luft deutlich erkennbar.

Im Oktober 1909 war es soweit: der erste Aufstieg eines Luftschiff­es auf dem Land. Doch ganz erfolgreic­h waren Erbslöhs Versuche nicht immer. Noch im gleichen Jahr musste er mit einem Ballon in Gladbach notlanden. Und nur ein Jahr später geschah das große Unglück.

Am 13. Juli 1910 startete die „Erbslöh“mit fünf Besatzungs­mitglieder­n zu einer Fahrt in den Tod. Bei Nebel hob das Luftschiff ab, bevor die Menschen an Land einen großen Knall hörten. Der Temperatur­unterschie­d zwischen Nebel und nebelfreie­r Luft (die pralle Sonne schien) soll der Auslöser der Explosion gewesen sein. Alle fünf Personen, einschließ­lich Oskar Erbslöh, starben im Zeppelin über Pattscheid. In diesem Jahr, mehr als 100 Jahre später, wird es eine Briefmar- ke für Oskar Erbslöh geben. Darauf ist Klaus Dieter Hartmann stolz. Abgeschlos­sen hat er mit dem Luftschiff-Pionier noch nicht. „Da gibt es eine ganze Menge zu entdecken“, erklärt er. So habe das bekanntest­e deutsche Luftschiff „Graf Zeppelin“ einige Jahre später als Zeichen der Anteilnahm­e einen Trauerkran­z über Leichlinge­n abgeworfen. Klaus-Dieter Hartmann: „Wann das genau war, kann man noch nicht zu hundert Prozent sagen. Jetzt gilt es, das herauszufi­nden.“

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FOTOS-COPYRIGHT: HARTMANN Nach seinem Erfolg beim Gordon-BennettRen­nen in St. Louis ließ Oskar Erbslöh eine Zeppelinst­ation in Leichlinge­n bauen. Aus der Luft sind die Träger der Luftschiff­halle noch heute zu erkennen.
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Oskar Erbslöh im Jahr 1907 beim Sieg im Korb seines Ballons „Pommern“.
 ??  ?? Porträtauf­nahme des Elberfelde­r Luftfahrtp­ioniers Oskar Erbslöh.
Porträtauf­nahme des Elberfelde­r Luftfahrtp­ioniers Oskar Erbslöh.

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