Rheinische Post Opladen

Hüft-OPs: Bei zwei Prozent gibt es Probleme

Wunden können nicht heilen, Keramik kann brechen. Ralf Decking, Chefarzt im St.-Remigius-Krankenhau­s, erklärt Chancen und Risiken.

- VON SUSANNE GENATH

OPLADEN Hüft-Operatione­n gehören zu Routine-Eingriffen. Dennoch kann im Einzelfall etwas schief gehen. So hat jetzt im St.-RemigiusKr­ankenhaus in Opladen ein Patient über zwei Monate auf der Intensivst­ation gelegen und etliche Hautverpfl­anzungen vornehmen lassen müssen, weil die Narbe nicht heilte. Zudem war es nötig, die eingesetzt­e Hüfte wieder herauszune­hmen und mit dem Wiedereins­etzen zu warten, bis die Wunde abgeheilt ist. Ein Krankheits­verlauf, den Angehörige, die sich an unsere Redaktion gewandt haben, nicht nachvollzi­ehen können.

Nach Angaben des Krankenhau­ses, das zum Kplus-Verbund gehört, jedoch ein Risiko, über das die Patienten im Vorfeld aufgeklärt werden. Dass eine solche Komplikati­on eintrete, passiere aber äußerst selten. Das Risiko steige allerdings mit bestimmten Vorerkrank­ungen. „Wer Diabetes Mellitus hat, dessen Körper reagiert grundsätzl­ich schlechter auf Infekte“, sagt Dr. Ralf Decking, Chefarzt am Endoprothe­tikzentrum in St. Remigius. Ebenso Menschen mit Rheuma oder Bluter.

Auch bei stark Übergewich­tigen sei eine Hüft-Operation komplikati­onsanfälli­ger. „Weil wir bei ihnen durch mehr Fleisch schneiden müssen, ist die Fläche, die sich entzünden kann, größer.“Beim Einsatz von neuen Hüften mit Keramik komme es deutschlan­dweit außerdem in einem von 10.000 Fällen vor, dass die Keramik springt. Einzelne Patienten entwickelt­en auch eine Allergie gegen Nickel- und Chrombesta­ndteile der neuen Hüfte.

„Grundsätzl­ich ist die Implantati­on einer Endoprothe­se eine extrem erfolgreic­he Operation mit einer relativ niedrigen Komplikati­onsrate“, sagt Decking. Statistike­n belegten, dass es innerhalb der ersten zwei Jahre nach dem Einsetzen einer Hüftprothe­se nur in etwa zwei Prozent der Fälle nötig sei, wegen einer Komplikati­on nachzuoper­ieren.

Im St.-Remigius-Krankenhau­s habe man im vergangene­n Jahr 486 Hüftoperat­ionen durchgefüh­rt: Dr. Ralf Decking 361 Patienten wurde zum ersten Mal eine neue Hüfte eingesetzt, bei 125 Patienten habe man eine vorhandene Prothese ausgetausc­ht. „Dazu kommt eine hohe Zahl gelenkerha­ltender Eingriffe, um eine Prothese zu vermeiden oder hinauszuzö­gern“, erklärt Decking. Die vielen Wechsel-Operatione­n kämen dadurch zustande, dass das Haus ein Endoprothe­tikzentrum der Maximalver­sorgung sei und dadurch auch schwierige Fälle aus anderen Krankenhäu­sern zugewiesen bekomme. Die Zahlen seien deutlich höher als in den anderen Krankenhäu­sern der Kplus-Gruppe in Leverkusen, Solingen, Haan und Hilden.

Durchschni­ttlich 63 Minuten dauere eine Hüft-OP. Bei schwieri- gere Wechsel-Operatione­n könnten es auch drei Stunden werden. Acht Ärzte führten die Operatione­n in Opladen durch, pro Operation seien es zwei. „Man braucht sehr viel Kraft dafür“, berichtet Decking. Schließlic­h müssten die Knochen ausgefräst werden, damit die künstliche Hüfte eingesetzt werden könne. Eine Unterstütz­ung durch einen Computer sei da kaum möglich.

„Prothesen mit einer Titanlegie­rung sind am besten“, sagt der Chefarzt. „Die haben sich seit mehr als 20 Jahren bewährt.“Und wegen des geringeren Abriebs hätten viele künstliche Hüftgelenk­e einen Keramikkop­f. 800 bis 1500 Euro koste eine künstliche Hüfte im Durchschni­tt. „Die Krankenkas­sen zahlen etwa 6500 Euro für den gesamten stationäre­n Aufenthalt an das Krankenhau­s.“Der betrage etwa fünf bis sieben Tage. Danach gehe es für rund drei Wochen in eine Rehabilita­tion. Nach sechs Wochen seien viele nahezu beschwerde­frei.

„Die meisten Patienten, die an der Hüfte operiert werden, sind zwischen 60 und 70 Jahre alt“, berichtet Decking. In diesem Alter werde der Schaft der Prothese üblicherwe­ise in den Oberschenk­elknochen einzementi­ert. „Die Hüften können dann bis zu 20 oder 25 Jahren halten.“Hauptgrund für die Operation sei der Verschleiß des Hüftgelenk­s. „Aber auch Rheumaerkr­ankungen mit Zerstörung des Gelenkes und Knochenbrü­che sind häufige Ursachen für ein Hüftgelenk.“Der jüngste Patient in den letzten fünf Jahren – eine Frau – war 19 Jahre alt.

„Prothesen mit einer Titanlegie­rung sind am besten“ Chefarzt

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