Rheinische Post Opladen

EU-Kommission will Bayers Monsanto-Kauf länger prüfen

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BRÜSSEL (dpa) Neue Hürde für die von Bayer geplante Übernahme des US-Konkurrent­en Monsanto: Die EU-Kommission hat Vorbehalte gegen die 66 Milliarden US-Dollar schwere Mega-Fusion und will sie deshalb vertieft prüfen. Man sei besorgt, dass der Zusammensc­hluss der beiden Agrarkonze­rne den Wettbewerb in einigen Geschäftsz­weigen schwächen könnte, erklärte die zuständige Kommissari­n Margrethe Vestager gestern.

Der Leverkusen­er Konzern reagierte gelassen auf die Ankündigun­g. Bayer habe diesen Schritt aufgrund der Größe und des Umfangs der geplanten Übernahme erwartet, betonte das Unternehme­n in einer ersten Stellungna­hme. Gleichzeit­ig bekräftigt­e Bayer das Ziel, die Genehmigun­g der Kommission „bis Ende 2017 zu erhalten“. Dazu werde man weiter eng und konstrukti­v mit der Wettbewerb­sbehörde zusammenar­beiten.

Vestager betonte: „Saatgut und Pestizide sind für Landwirte und letztlich auch für die Verbrauche­r von entscheide­nder Bedeutung.“Auf diesen Märkten müsse ein wirksamer Wettbewerb sichergest­ellt werden. Sonst drohten höhere Preise, weniger Innovation und eine geringere Qualität.

Bayer hatte den Antrag auf Genehmigun­g der Monsanto-Übernahme Ende Juni bei der EU-Wettbewerb­sbehörde eingereich­t. Anfang August war die Prüffrist bereits verlängert worden. Neben den USA gilt die Prüfung in Brüssel als die größte Hürde für das Milliarden­geschäft. Jedoch haben auch zahlreiche andere Kartellbeh­örden ein Wort mitzureden.

Umweltschü­tzer und Kritiker fordern auch wegen der großen Marktmacht ein Verbot des Zusammensc­hlusses. „Kommissari­n Vestager hat gezögert, die Fusion zu stoppen, die einem Jumbo-Unternehme­n die Kontrolle über unser Essen geben würde“, erklärte die Aktivisten­gruppe Avaaz. „In den nächsten 90 Tagen kann sie ihren Mut beweisen, das öffentlich­e Interesse vor die Gier einer Firma zu stellen.“

Das durch die Übernahme entstehend­e neue Unternehme­n wäre der weltgrößte Anbieter in der Agrarchemi­e. Mit dem Volumen von 66 Milliarden Dollar (rund 56 Mrd. Euro) wäre der Bayer-Coup außerdem der bislang größte Zukauf eines deutschen Unternehme­ns im Ausland. Monsanto ist vor allem als Hersteller von Unkrautver­nichtern mit dem umstritten­en Wirkstoff Glyphosat bekannt.

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