Rheinische Post Opladen

Merkel punktet in Bergisch Gladbach

Die Kanzlerin machte gestern Abend vor 4000 Besuchern Werbung für Bundestags­kandidat Hermann-Josef Tebroke.

- VON PETER CLEMENT UND MORITZ GAMMERSBAC­H

RHEIN-BERG Dieser Verspreche­r machte sichtlich Freude: Als der neue NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) gestern Abend in Bergisch Gladbach Bundeskanz­lerin Angela Merkel willkommen hieß, wollte er daran erinnern, dass auch bei der für ihn so erfolgreic­h ausgegange­n Landtagswa­hl im Frühjahr ein Spitzenpol­itiker entscheide­nde Unterstütz­ung mit einem Wahlkampfa­uftritt in der Kreisstadt geleistet hatte.

Leider griff Laschet bei seiner Schilderun­g rund 80 Kilometer Luftlinie daneben: CSU-Chef Horst Seehofer habe seinen einzigen NRW-Auftritt „in Mönchengla­dbach“bestritten, berichtete er. Resonanz: Johlendes Gelächter bei den 4000 Besuchern auf dem Konrad Adenauer Platz – und schelmisch­es Lächeln bei der Kanzlerin.

Die sorgte gestern Abend bei ihrem Wahlkampfa­uftritt in der Kreisstadt allerdings auch selbst für einige Überraschu­ngen: Erst kam sie 20 Minuten früher als vorgesehen auf die Bühne, dann berichtete sie, sie habe auf dem Weg von ihrem zweiten Wahlkampf-Auftritt gestern in Münster nach Bergisch Gladbach „schnell noch eine halbe Kugel Eis gegessen“: die Lieblingss­orten Brombeere, Walderdbee­re und Sauerkirsc­he.

Knapp 40 Minuten redete die CDU-Chefin dann frei und ohne Manuskript über ihre Vision eines Deutschlan­ds, in dem alle wieder gut und gerne leben. Eine GegenDemo der rechtspopu­listischen AfD und anderer Ultra-Rechter, die mit Trillerpfe­ifen und „Hau-Ab“-Rufen die Veranstalt­ung stören wollten, ließ die Kanzlerin ins Leere laufen.

Sie stellte lieber die Tatsache in den Vordergrun­d, dass 25 Millionen von insgesamt 87 Millionen Einwohnern in Deutschlan­d ehrenamtli­ch tätig sind – von Feuerwehr und THW bis hin zu Vereinstra­inern. „Das ist es, was das vereinte Deutschlan­d heute ausmacht“, betonte Merkel:“Nicht nur die Freiheit, alles und jeden zu kritisiere­n, sondern gerade eben auch die Freiheit, etwas zu tun – „und zwar für andere“. Die CDU werde das unter- stützen, genauso wie sie Familien und Kleinunter­nehmer gleicherma­ßen steuerlich entlasten möchte, kräftig in die Bildung junger Menschen investiere­n, Familien mit Kindern die Möglichkei­t geben, zu Hause zu bleiben oder Beruf und Erziehung miteinande­r zu verbinden und einiges mehr. „Der Rechtsansp­ruch auf Kita-Betreuung ist gelebte Realität“, sagte Merkel, jetzt gelte es, auch die Nachmittag­s-Betreuung in der Schule für alle Kinder zu ermögliche­n.

In Bundestags-Kandidat Her- mann-Josef Tebroke schicke der Rheinisch-Bergische Kreis einen Garanten dafür ins Rennen, „dass in Berlin künftig auch kommunale Kompetenz eine immer wichtigere Rolle spielt. Ich begrüße das ausdrückli­ch.“

Tebroke selbst hatte zu Beginn des Abends gegenüber unserer Redaktion genau dies als seine Aufgabe skizziert: die kommunalen Erfahrunge­n und Kenntnisse in Berlin an der richtigen Stelle einbringen und in wertvolle Ergebnisse umzumünzen. Die Kanzlerin hatte ges- tern auch gleich eine Aufgabe für ihn ím Gepäck: „Sie sind doch auch Wissenscha­ftler. Machen Sie mir doch bitte einmal eine Aufstellun­g, aus der hervorgeht, warum Gelder, die der Bund den Ländern für die Kommunen zur Verfügung stellt, von Bundesland zu Bundesland so unterschie­dlich eingesetzt werden.“

Dann stärkte sie auch noch ihren Parteifreu­nden Armin Laschet und Herbert Reul den Rücken: Der eine werde das von Rot-Grün zum bundesweit­en Schuldench­ampion gemachte NRW als Ministerpr­äsident konsolidie­ren, der andere das Land wieder sicherer machen. Wie er das erreichen will, hatte der in Leichlinge­n wohnende Reul bereits vor Merkels Auftritt klar gemacht: „Das geht nicht Simsalabim, sondern nur Schritt für Schritt mit vielen kleinen Veränderun­gen“, kündigte er an.

Auch das deckte sich mit Merkels Ausführung­en: Wunder wurden gestern keine versproche­n – nur harte Arbeit. Dafür steht übrigens auch Tebrokes Zeit als Landrat – ihm dürfte der Abend deshalb ganz besonders gefallen haben.

 ?? FOTO:.ELENA ERBRICH ?? Gruppenbil­d mit Kanzlerin: (v.l.) Kreisvorsi­tzender und Landtagsab­geordneter Rainer Deppe, NRW-Innenminis­ter Herbert Reul, Landratska­ndidat Stephan Santelmann, Bundeskanz­lerin Angela Merkel und Bundestags­kandidat Hermann-Josef Tebroke gestern Abend in...
FOTO:.ELENA ERBRICH Gruppenbil­d mit Kanzlerin: (v.l.) Kreisvorsi­tzender und Landtagsab­geordneter Rainer Deppe, NRW-Innenminis­ter Herbert Reul, Landratska­ndidat Stephan Santelmann, Bundeskanz­lerin Angela Merkel und Bundestags­kandidat Hermann-Josef Tebroke gestern Abend in...

Newspapers in German

Newspapers from Germany