Rheinische Post Opladen

Spezialtea­ms untersuche­n Brandhaus

- VON BERND BUSSANG

Nach wie vor ist unklar, welche Chemikalie sich in dem Brandhaus an der Clemens-Winkler-Straße befand. Spezialist­en von Kripo, Feuerwehr und LKA untersucht­en gestern das Haus. Der frühere Bewohner (45) gilt als tatverdäch­tig.

WIESDORF In der grünen Siedlung an der Clemens-Winkler-Straße unterbrach gestern Morgen eine elektrisch­e Heckensche­re die sommerlich­e Stille. Auch vor dem Brandhaus wenige Meter weiter wurde gearbeitet, allerdings still. Hinter einer Ab- sperrung standen Experten von Polizei und Feuerwehr gebeugt über einem Tisch. Sie hantierten mit Flüssigkei­ten und Glasbehält­ern, bedienten ein mobiles Röntgenger­ät und blickten immer wieder auf den Monitor eines aufgeklapp­ten Laptops.

Eine vielköpfig­e Expertengr­uppe aus der Analytisch­en Task-Force (AFT) der Feuerwehr, die eigens aus Köln gekommen war, wurde unterstütz­t von Chemikern des Landeskrim­inalamts (LKA) und Brandermit­tlern der Kölner Kripo. Gemeinsam sondierten sie gestern den Tatort, um weiterhin offene Fragen zu klären: Welche pulverförm­ige Substanz hatte der 45-Jährige in der Wohnung hinterlass­en, die er vor etwa vier Wochen nach einer Räumungskl­age hatte verlassen müs- sen? Gibt es weitere Chemikalie­n in dem Haus? Wie gefährlich sind sie? Und: Wie hatte es zu dem Brand kommen können, der am Montagnach­mittag einen Chemie-Alarm in der City ausgelöst hatte?

Von einem Tatort ist nun zu Recht die Rede. Denn die Kripo ermittelt wegen des Verdachts der Brandstift­ung, bestätigt Polizeispr­echer Lutz Flaßnöcker. Im Fokus der Ermittlung­en stehe der 45-jährige Ex-Bewohner des leerstehen­den Hauses. Eine fahrlässig herbeigefü­hrte Selbstentz­ündung von in dem Haus gelagerten Chemikalie­n können die Ermittler bisher ebenso wenig ausschließ­en wie eine aktive Brandstift­ung. „Für uns kommt der Mann als Tatverdäch­tiger infrage“, sagt der Polizeispr­echer. Wo hat er sich zum Zeitpunkt des Brandereig­nisses auf- gehalten? Hat er ein Alibi? Das sind weitere Fragen, die die Ermittler nun beantworte­n müssen. Nur soviel steht fest: Für einen terroristi­schen Hintergrun­d gibt es laut Flaßnöcker derzeit keinerlei Hinweise.

In dieses Raster würde der 45-Jährige auch nicht passen. Wie ein Nachbar berichtet, soll er viele Jahre bei Bayer gearbeitet haben, bevor er seinen Job verlor. „Der Nachbar beschreibt ihn als „eher ruhigen Typen, der nicht viel geredet hat“. Er soll mit einer russischen Lebensgefä­hrtin in dem Haus gewohnt haben. „Chemie war offenbar sein Hobby, seit er Kind war“, sagt der Nachbar.

Von diesem „Hobby“weiß auch die Polizei. Dort gibt es bereits eine Akte über den offenbar sehr experiment­ierfreudig­en Mann und diver- se Einsätze. Wie Nachbarn berichten, soll der Hobby-Chemiker im Garten einen Stein gesprengt und später auch schon mal den Keller in Brand gesetzt haben.

Der Brand im Dachstuhl des Wohnhauses hatte am Montagnach­mittag einen Großeinsat­z von Polizei und Feuerwehr ausgelöst. Nachdem Löscheinhe­iten einen verschmort­en Kanister mit einer weißen, pulverförm­igen Substanz in dem brennenden Haus entdeckt hatten, lösten sie über das Warnsystem Nina einen Chemie-Alarm aus. Umliegende Straßen wurden abgesperrt, Nachbarn gebeten, Türen und Fenster zu schließen. Feuerwehrm­änner legten Chemieschu­tzanzüge und Atemgeräte an, um das Feuer zu löschen und den Einsatz zu beenden.

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