Rheinische Post Opladen

Trotz Mehrfach-Schändung kein Zaun fürs Grab

Der Friedhof Uferstraße soll rund um die Uhr für jedermann zugänglich bleiben. Das teilte Pfarrer Ulrich Görn jetzt mit.

- VON CRISTINA SEGOVIA-BUENDIA

LEICHLINGE­N Die Leichlinge­rin Birgit Schmidt, die Schutzmaßn­ahmen auf dem Friedhof Uferstraße gefordert hatte, weil das Grab ihres Vaters dort mehrfach mutwillig verwüstet worden ist, hat viel Verständni­s in diversen Reaktionen erhalten. Ihr Wunsch bleibt aber wohl unerfüllt.

Ulrich Görn, Pfarrer der evangelisc­hen Gemeinde Uferstraße, sagte jetzt auf Anfrage, er könne den Unmut von Birgit Schmidt verstehen. Es tue ihm auch leid, was die Familie durchlebt habe, doch akuten Handlungsb­edarf sehe er nicht.

Wie bereits in der vergangene­n Woche berichtet, ist die Ruhestätte von Birgit Schmidts Vater drei Mal von Unbekannte­n verwüstet worden. Sie fühlte sich mit dem Problem alleingela­ssen, weil die Friedhofsv­erwaltung weder für den Schaden aufkommt (unter Verweis auf die Friedhofso­rdnung), noch das Gelände einzäunen oder abschließe­n möchte, wie von Schmidt gefordert.

Die Begründung: Der Friedhof soll rund um die Uhr für Angehörige der Bestattete­n zu jeder Zeit zugänglich sein. So ist es in der Region üblich und so will es die evangelisc­he Kirchengem­einde in Leichlinge­n für den von ihr geführten Friedhof an der Uferstraße auch beibehalte­n.

„Diesem Argument schließe ich mich ohne weiteres an“, sagte Görn jetzt auf Nachfrage unserer Redaktion. „Es gibt sogar Friedhöfe hier in unserer Nähe, die nicht mal ein Tor haben. Und dort klappt es ja offensicht­lich auch.“

Außer diesem besonderen Fall von Familie Schmidt, und der ein oder anderen Entwendung von Blumensträ­ußen, ist dem Pfarrer keine Häufung von Vandalismu­s-Vorfällen auf dem Friedhof bekannt. „Störungen kommen immer mal wieder vor, ja, aber deswegen gleich von Vandalismu­s zu sprechen, finde ich zu hoch gegriffen.“

Darüber hinaus sei die Gemeinde vor Jahren tätig gewesen und habe über einen Zeitraum nachts den Zugang zum Friedhof abgeschlos­sen. „Damals hatten wir tatsächlic­h Kenntnis über mehrere Vorfälle, aber genutzt hat das Abschließe­n nicht.“Anstatt das Gelände einzu- zäunen oder abzuschlie­ßen, appelliert der Pfarrer stattdesse­n an das Gewissen der Täter: „Es ist eigentlich eine Frage des Respekts, wie sich die Leute auf einem Friedhof benehmen.“Dass keine Gräber mutwillig zerstört werden, müsste eigentlich selbstvers­tändlich sein.

„Die Diskussion­en in den Sozialen Medien haben ja gezeigt, dass die meisten sich in diese Richtung hin geäußert haben“, sagt Görn, der die entfachte Debatte auf der Internetpl­attform Facebook nach unserem Artikel verfolgt hat.

„Es ist nicht in Ordnung, dass so etwas passiert, und wir finden es schade. Aber ich wüsste auch nicht, was man dagegen tun sollte“, sagt der Pfarrer. Abschließe­n oder weiter einzäunen möchte er den Friedhof nicht. Das sei, erfahrungs­gemäß, keine Lösung. Wenn sich die Fälle tatsächlic­h weiter häufen, müsste sich die Gemeinde noch einmal zusammense­tzten. Grundsätzl­ich gilt bei jedem Vorfall, Gemeinde und Polizei informiere­n und Anzeige erstatten. Wenn sich auch bei der Polizei Auffälligk­eiten häuften, glaubt Görn, „fahren die Beamten bestimmt abends dort auch öfter Streife.“

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FOTO:DIEKER (ARCHIV) Immer öfter rückt auch die Polizei aus, um Fälle von Grabschänd­ungen überall im Land aufzunehme­n. Die Friedhofsv­erwaltunge­n müssen den Spagat zwischen Schutz der Grabstätte­n einerseits und ihrer Zugänglich­keit anderersei­ts bewältigen.

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