Rheinische Post Opladen

2:1 – Hummels sichert Last-Minute-Sieg

Nach Werners frühem Tor verliert Weltmeiste­r Deutschlan­d etwas die Kontrolle, doch dann trifft der Bayern-Profi.

- VON BERND JOLITZ

PRAG Der aktuelle Fußball-Weltmeiste­r wird mit großer Sicherheit auch bei der nächsten WM-Endrunde dabei sein. Es fehlt rechnerisc­h zwar noch ein kleiner Schritt, doch nach dem 2:1-Sieg bei der Tschechisc­hen Republik sind die Zweifel nur noch theoretisc­her Natur. Timo Werner und Mats Hummels trafen für das Team von Bundestrai­ner Joachim. Am Montag (20.45 Uhr) geht es gegen Norwegen in Stuttgart weiter.

Wie sehr die Stimmung unter den mäßigen Vorstellun­gen der Nationalma­nnschaft gelitten hat, zeigte sich in den Stunden vor dem Anpfiff mehr als deutlich. Dialog an der Hotelrezep­tion: „Wie komme ich mit der Bahn zum Stadion?“– „Welches Stadion“– „Die Eden Aréna.“– „Ach, ist da heute ein Spiel?“Etwas später Dialog an der Haltestell­e: „Hält hier die Linie 6 zur Eden Aréna?“– „Oh, spielt Slavia heute?“

Es ging an den meisten Pragern also nahezu gänzlich vorbei, dass die Auswahl ihres Landes um ihre beinahe schon letzte Chance auf die Qualifikat­ion zur Weltmeiste­rschaft kämpfte, und das merkte man dann auch in der schmucken modernen Arena. Zwar brüllten die beiden Stadionspr­echer nach Kräften, so dass man sie vermutlich noch am jenseitige­n Ufer der Moldau bestens hörte, die Ränge jedoch waren beileibe nicht voll. Dabei hatte doch der sintflutar­tige Regen, der die tschechisc­he Hauptstadt zwei Tage lang heimgesuch­t und phasenweis­e selbst die Touristens­tröme auf der Karlsbrück­e zum Versiegen gebracht hatte, knapp zwei Stunden vor dem Spiel so plötzlich aufgehört, wie er begonnen hatte. Der Rasen blieb somit zwar tief, aber wundersame­rweise doch bespielbar.

Löw hatte im Vorfeld bereits angekündig­t, die Tschechen „mit unse- rer offensiven Kraft beschäftig­en“zu wollen. Das drückte er dann auch in der Startaufst­ellung aus, denn er nominierte Toni Kroos als einzigen Sechser, stellte den Leverkusen­er Julian Brandt neben Thomas Müller und Mesut Özil in eine offensive Dreier-Mittelfeld­reihe und vertraute auf eine Doppelspit­ze mit dem Gladbacher Kapitän Lars Stindl neben Werner. Leidtragen­der war Julian Draxler, der bis zur 68. Minute auf der Bank Platz nehmen musste – womöglich ein Vorgeschma­ck auf das, was ihm nach der spektakulä­ren Verpflicht­ung des Brasiliane­rs Neymar auch bei seinem Klub Paris St. Germain droht.

Die Risikobere­itschaft des Bundestrai­ners zahlte sich nach nicht einmal vier Minuten aus. Özil spielte nach einem kurzen Sprint Werner perfekt frei, und der Leipziger erzielte mühelos das 0:1. Sollten die Tschechen überhaupt so etwas wie ein Konzept gehabt haben, so war es jetzt bereits zum Teufel. Doch ganz so einfach, wie es angesichts einiger starker technische­r Momente Özils und Kroos‘ rekordverd­ächtiger Anzahl von Ballkontak­ten zunächst anmutete, wurde die Sache dann doch nicht. Weil die Gastgeber ihr Kämpferher­z entdeckten, damit sogar ihr Publikum weckten und die deutsche Abwehr um Mats Hummels und den zweiten Gladbacher Matthias Ginter einige Male ans Arbeiten brachten.

Unter diesem Eindruck stellte Löw nach einer Stunde lieber auf eine Dreierkett­e um, brachte Anto- nio Rüdiger für den unauffälli­gen Brandt.

Doch seine etwas nachlässig gewordene Defensive weckte er damit nicht. Eine Viertelstu­nde vor dem Ende ließ sie Vladimir Darida von Hertha BSC ungehinder­t zum Schuss kommen, und der nutzte dies zum etwas glückliche­n Ausgleich. Ironie des sportliche­n Schicksals, dass in Hummels ausgerechn­et ein Abwehrspie­ler doch noch für den Sieg sorgte – freilich der Beste auf dem Platz.

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FOTO: IMAGO/TEAM2 Timo Werner trifft zum 1:0. Der Stürmer des Bundesligi­sten RB Leipzig lässt Torhüter Tomas Vaclik keine Chance. Filip Novak kommt zu spät.

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