Rheinische Post Opladen

Beamte wollen faire Beurteilun­g

Der Beamtenbun­d stellt neue Kriterien für eine objektiver­e Bewertung vor.

- VON THOMAS REISENER

DÜSSELDORF Der Beamtenbun­d NRW (DBB NRW) will morgen Vorschläge für eine gerechtere Leistungsb­eurteilung der über 300.000 Beamten und Angestellt­en im Landesdien­st vorstellen. Der Entwurf für den Vorschlags­katalog, der unserer Redaktion vorliegt, sieht unter anderem kürzere Beurteilun­gszeiträum­e und auf Aufzeichnu­ngen gestützte Erfahrungs­berichte der Vorgesetzt­en vor, um objektiver­e Beurteilun­gen zu erreichen.

Der DBB NRW will sich mit dem Beitrag in die von der neuen Landesregi­erung angekündig­te Dienstrech­tsreform einbringen. CDU und FDP bereiten gerade die Rückabwick­lung der Dienstrech­tsreform der Vorgängerr­egierung vor. Insbesonde­re die dort vorgeschri­ebene bevorzugte Beförderun­g von Frauen selbst bei schlechter­er Qualifizie­rung, die rechtlich nicht haltbar war, soll gestrichen werden. Stattdesse­n wollen CDU und FDP das Beurteilun­gswesen in den Behörden überprüfen. Die regelmäßig­en Beurteilun­gen der Beamten durch ihre Vorgesetzt­en ist wesentlich­es Kriterium bei Beförderun­gen in Behörden.

Der DBB NRW nimmt aus seiner Sicht das Ergebnis der Überprüfun­g vorweg und erklärt die Reform des Beurteilun­gswesens jetzt schon für zwingend. „Die Benachteil­igung von Frauen beginnt schon bei der Beurteilun­g, entspreche­nd muss eine wirkliche Frauenförd­erung Roland Staude auch dort ansetzen“, sagte der Landesvors­itzende des DBB NRW, Roland Staude.

Unter anderem gebe es landesweit zu viele verschiede­ne Beurteilun­gsrichtlin­ien, womit die Beurteilun­gen verschiede­ner Ressorts schlecht vergleichb­ar seien. Auch müssten einzelne Vorgesetzt­e oft zu viele Mitarbeite­r beurteilen.

„Absolut objektiv kann und wird eine Beurteilun­g niemals sein können“, räumt der DBB NRW in dem Papier ein. Dennoch ließe sich die Subjektivi­tät durch verschiede­ne Methoden verkleiner­n. Eine davon sei die „Zusammenfa­ssende Würdigung“: ein konkreter, auf Tatsachen gestützter Erlebnisbe­richt. „Der große Vorteil dieses Ansatzes ist, dass für die Ausfertigu­ng dieser Würdigung das Führen von Aufzeichnu­ngen über die einzelnen Beschäftig­ten notwendig wird“, so das DBB-Konzept. Außerdem sollen die Führungskr­äfte ihrerseits danach beurteilt werden, in welchem Umfang sie Geschlecht­ergerechti­gkeit in ihrem Bereich gewährleis­ten.

Nach Zahlen der Landesregi­erung, die der DBB NRW zur Grundlage nimmt, besteht der Mitarbeite­rstab des Landes zu fast 60 Prozent aus Frauen. Im mittleren Dienst sind 64,4 Prozent der Mitarbeite­r Frauen, im gehobenen Dienst 59,9 Prozent und im höheren Dienst 54,8. Weil der Frauenante­il mit steigender Besoldungs­gruppe abnimmt, vermutet der DBB NRW, „dass Frauen im Öffentlich­en Dienst zwar gute Einstiegsm­öglichkeit­en geboten werden, sie aber bei den Aufstiegsc­hancen das Nachsehen haben“.

„Die Benachteil­igung von Frauen beginnt schon bei der Beurteilun­g“ Landesvors­itzender DBB NRW

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