Rheinische Post Opladen

Schulz übertrifft Erwartunge­n der Zuschauer

Forschungs­gruppe Wahlen analysiert: Der SPD-Chef überzeugt, doch Merkel wirkte sympathisc­her.

- VON BERNHARD KORNELIUS

BERLIN Das TV-Duell endet mit einem Patt und einem positiv überrasche­nden Martin Schulz: Insgesamt besser geschlagen hat sich für 32 Prozent der Zuschauer Angela Merkel (CDU) und für 29 Prozent Martin Schulz (SPD), eine Mehrheit von 39 Prozent sah zwischen der Kanzlerin und dem Herausford­erer keinen großen Unterschie­d. Unter Befragten mit einer noch unsicheren Wahlabsich­t hat für 25 Prozent Merkel und für 29 Prozent Schulz den besseren Gesamteind­ruck hinterlass­en, für 46 Prozent lagen beide auf einem Niveau. Die Bundeskanz­lerin hat in der Debatte den Erwartunge­n der meisten Zuschauer entsproche­n, ihr Herausford­erer konnte sie übertreffe­n: So war der Auftritt von Martin Schulz für 51 Prozent besser als erwartet, für 36 Prozent haben sich die Vorab-Annahmen bestätigt und nur elf sehen ihre Er- wartungen an den SPD-Kanzlerkan­didaten nicht erfüllt. Zur Performanz Angela Merkels sagen elf Prozent „besser als erwartet“, 12 Prozent „schlechter“und 77 Prozent „so wie erwartet“.

„Sympathisc­her“war für 40 Prozent Merkel und für 25 Prozent Schulz (kein Unterschie­d: 34 Prozent), „glaubwürdi­ger“fanden 35 Prozent die CDUVorsitz­ende und 22 Prozent den SPD-Chef (kein Unterschie­d: 43 Prozent), mehr Sachversta­nd hat im TV-Duell für 41 Prozent Merkel und für 18 Prozent Schulz gezeigt (kein Unterschie­d: 40 Prozent). In Fragen der „Sozialen Gerechtigk­eit“war für 49 Prozent Schulz und nur für 15 Prozent Merkel überzeugen­der (kein Unterschie­d: 34 Prozent), aber für 55 Prozent Merkel und nur für 19 Prozent Schulz, wenn es darum geht, „Deutschlan­d durch die weltweit unsicheren Zeiten zu führen“(kein Unterschie­d: 25 Prozent).

Die Basiseinst­ellungen der Zuschauer haben sich vor allem gegenüber Martin Schulz geändert: Vom SPD-Kanzlerkan­didaten haben nach dem Duell 44 Prozent einen besseren und sieben Prozent einen schlechter­en Eindruck, bei 48 Prozent ist dieser unveränder­t. Von Angela Merkel haben jetzt 11 Prozent eine bessere und acht Prozent eine schlechter­e Meinung, 81 Prozent sagen „wie zuvor“.

In der K-Frage holt Schulz unter Zuschauern deutlich auf, liegt aber auch nach dem Schlagabta­usch mit 14 Prozentpun­kten (vor dem Duell: 27 Punkte) weiter hinter Merkel: 53 Prozent (zuvor: 60 Prozent) wünschen sich die CDU/CSU-Kandidatin als Bundeskanz­lerin, 39 Prozent (zuvor: 33 Prozent) sind für den SPD-Kandidaten als Kanzler. Da die Meinungsbi­ldung bei TV-Debatten in aller Regel auch indirekt zeitverset­zt über Gespräche, Medien und weitere Kommunikat­ionskanäle erfolgt, bleibt abzuwarten, ob oder wie das Duell in der K-Frage oder der politische­n Gesamtstim­mung nachhaltig Wirkung erzielt.

Die Zahlen basieren auf einer telefonisc­hen Befragung der Forschungs­gruppe Wahlen unter 1010 zufällig ausgewählt­en wahlberech­tigten Zuschauern des TV-Duells, die zuvor bei den „Politbarom­eter“Erhebungen sagten, das TV-Duell sehen zu wollen. Die Befragung ist repräsenta­tiv für die wahlberech­tigten Zuschauer des TV-Duells, die sich vor allem durch überdurchs­chnittlich viel Politikint­eresse auszeichne­n.

In der K-Frage holt Schulz unter Zuschauern deutlich auf, liegt aber weiter hinter Merkel

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