Rheinische Post Opladen

Die bisherigen TV-Duelle

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DÜSSELDORF (RP) Angela Merkel trat gestern gegen den mittlerwei­le vierten SPD-Mann an. Mehr als 20 Millionen Zuschauer von fünf deutschen Sendern verfolgten das Duell. Insgesamt 350 Journalist­en aus aller Welt waren in einem angrenzend­en Gebäude in Berlin-Adlershof beim Schlagabta­usch dabei.

Schon in der Vergangenh­eit war das Interesse an den deutschen TVDuellen hoch. Manche Debatten waren vielleicht nicht wahlentsch­eidend, zum Teil aber unterhalts­am. Ein kleiner Überblick: Gerhard Schröder (SPD) vs. Edmund Stoiber (CSU), 25. August 2002 Beim ersten TV-Duell schickt die Union den bayerische­n Regierungs­chef ins Rennen. Schnell werfen er und Schröder sich gegenseiti­g politische­s Versagen bei Arbeitsmar­kt, Steuern und Zuwanderun­g vor. Schröder: „Sie verspreche­n ja allen alles.“Inhaltlich gibt es kaum Neuigkeite­n. Umfragen sagen danach: unentschie­den. Doch schneidet Stoiber vor fast 15 Millionen Zuschauern besser ab als erwartet. „Ich drehe ja inzwischen Auswärtssp­iele zu Heimspiele­n um“, jubelt er später. Schröder vs. Stoiber, das zweite Duell, 8. September 2002 Angesichts der Kopf-an-Kopf-Wahlumfrag­en wird es in Runde zwei leb- hafter – auch dank der lockeren Moderatori­nnen Maybrit Illner und Sabine Christians­en. Der Bayer bläst zur Attacke und wirft Schröder vor, im Streit um einen US-Angriff auf den Irak die deutsch-amerikanis­che Freundscha­ft zu beschädige­n. Der Kanzler ist „gegen eine militärisc­he Interventi­on“. Stoiber bringt immer wieder „Schröders Arbeitslos­e“in die Debatte ein. Doch fällt der CSUChef gegenüber seinem vorherigen Auftritt zurück. Am Ende sehen die Umfragen den Amtsinhabe­r vorn. Rund 15 Millionen sind am TV dabei. Schröder vs. Angela Merkel (CDU), 4. September 2005 Die beiden Kontrahent­en tasten sich nicht lange ab. Merkels erste Attacke: Bei der Ökosteuer seien die Bürger „schlichtwe­g betrogen worden“. Der fernseherf­ahrene Bundeskanz­ler lenkt die Diskussion postwenden­d auf Merkels Finanzfach­mann Paul Kirchhof. Dessen Konzept sei „ungerecht“, wenn sowohl Sekretärin als auch Vorstandsc­hef einheitlic­h 25 Prozent Einkommens­teuer zahlen sollten. Beide streiten heftig über Steuern. Vor knapp 21 Millionen TV-Zuschauern entscheide­t der Kanzler den Schlagabta­usch in Sachen Sympathie für sich. Merkel wird aber als kompetente­r gesehen. Merkel vs. Frank-Walter Steinmeier (SPD), 13. September 2009 Der Außenminis­ter setzt auf Angriff, während sich die Kanzlerin müht, ihren Wohlfühl-Wahlkampf durchzuzie­hen. „Eine bessere Alternativ­e“sei er, sagt Steinmeier selbstbewu­sst. Merkel spricht er nicht als Kanzlerin an, sondern als „Kandidatin“. Die CDU-Chefin verzichtet auf einen Schlagabta­usch und lobt lieber die große Koalition, die „gut gearbeitet“habe – eben unter ihrer Führung. Vor gut 14 Millionen Zuschauern wird im harmlosen Duell immer mehr der Anschein erweckt, beide könnten auch gut miteinande­r weiter regieren. Umfragen sehen keinen klaren Sieger. Merkel vs. Peer Steinbrück (SPD), 1. September 2013 Der Ansatz des Ex-Finanzmini­sters: Merkels Politiksti­l demaskiere­n, aber nicht zu offensiv, um nicht arrogant rüberzukom­men. Der in Umfragen weit zurücklieg­ende Herausford­erer wirft Merkel „vier Jahre schwarz-gelben Kreisverke­hr“vor. Bei einem Thema pocht er auf Klartext – und Merkel liefert: „Mit mir wird es eine Maut für Autofahrer nicht geben.“Die Kanzlerin trägt vor etwa 17,6 Millionen Zuschauern die berühmt gewordene schwarzrot-goldene Halskette. Umfragen sehen keinen Sieger.

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