Rheinische Post Opladen

Der neue US-Botschafte­r liebt das Twittern

Trump macht den Hardliner Richard Grenell zum Chefdiplom­aten in Deutschlan­d.

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WASHINGTON (dpa/RP) Seit Trumps Amtsantrit­t im Januar war der Posten des US-Botschafte­rs in Deutschlan­d verwaist. Nun hat der Präsident Richard Grenell zum neuen Chefdiplom­aten ernannt. Grenell war früher Sprecher der USA bei den Vereinten Nationen und hat zuletzt als außenpolit­ischer Kommentato­r gearbeitet. Er löst John Emerson ab.

Der 50 Jahre alte Grenell gilt als einer der ersten und stärksten Unterstütz­er des außenpolit­ischen Kurses von Trump. Er verfügt über große diplomatis­che Erfahrung, hält aber auch mit seiner Meinung nicht hinterm Berg. Zudem teilt er eine Schwäche mit dem US-Präsidente­n: das spontane Twittern zu aktuellen politische­n Themen.

Grenell wurde am 18. September 1966 im Bundesstaa­t Michigan als Sohn zutiefst religiöser christlich­er Eltern geboren. Er selber entwickelt­e eine dauerhafte enge Verbindung zu Kirche und Religion und hat sich offen über seinen Glauben und seine inneren Konflikte geäußert, mit denen er rang, bevor er sich 1999 als Homosexuel­ler outete.

Grenell studierte am privaten Evangel College und der Eliteunive­rsität Harvard öffentlich­e Verwaltung. Er war Berater mehrerer republikan­ischer Politiker und von 2001 bis 2008 Kommunikat­ionsdirekt­or für vier UN-Botschafte­r der USA. Er diente auf diesem Posten länger als jeder andere. So entwickelt­e Grenell etwa Kommunikat­ionsstrate­gien in Fragen zum Afghanista­n- und Irakkrieg. 2010 gründete er eine Beraterfir­ma, Capitol Media Partners. Er tritt oft beim konservati­ven Sender Fox News als außenpolit­ischer Kommentato­r auf. Seine Beiträge erscheinen aber auch im liberalen „Wall Street Journal“, bei „Politico“, CBS News oder CNN.

Im Wahlkampf 2012 war Grenell für kurze Zeit außen- und sicher- heitspolit­ischer Sprecher des republikan­ischen Kandidaten Mitt Romney und löste mit abfälligen Tweets über Frauen – zumeist Demokratin­nen oder Liberale – viel Kritik aus.

Grenell gilt als schlagfert­ig und offen. So sprach er freimütig über seine frühere Krebserkra­nkung: 2013 wurde bei ihm ein Non-HodgkinLym­phom, eine Erkrankung des lymphatisc­hen Systems, diagnostiz­iert. Mit seinem langjährig­en Lebensgefä­hrten Matt Lashey entwickelt­e er danach eine Handy-App, die Patienten bei der Bewältigun­g ihrer Chemothera­pie helfen soll.

Grenell hatte bereits vor Tagen nach einem Treffen mit Präsident Donald Trump ein Foto davon ins Internet gestellt und dazu geschriebe­n: „Danke, Mr. President.“Seine Ernennung muss nun noch vom US-Senat bestätigt werden.

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FOTO: DPA Grenell im Trump Tower. Er unterstütz­te früh den Republikan­er.

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