Rheinische Post Opladen

Asli Erdogan darf nicht zur Preisverle­ihung ausreisen

- VON LOTHAR SCHRÖDER

OSNABRÜCK Auch dieser Einladung nach Deutschlan­d wird sie nicht folgen können: Wenn in drei Wochen der türkischen Autorin Asli Erdogan in Osnabrück der Erich-Maria-Remarque-Friedenspr­eis verliehen wird, muss sie der Ehrung fernbleibe­n. Zwar wurde sie Ende 2016 aus der Untersuchu­ngshaft verlassen – dort saß sie wegen „Propaganda für eine illegale Organisati­on“sowie „Volksverhe­tzung“; doch behielten die türkischen Behörden ihren Reisepass ein. Trotz Petitionen und Mahnwachen wird die 50-jährige Schriftste­llerin wieder nur per Video zugeschalt­et werden. Dass Asli Erdogan die Türkei verlassen könnte, war nicht sehr wahrschein­lich. Doch hegten die Osnabrücke­r zumindest die kleine Hoffnung, dass die mit 25.000 Euro dotierte und renommiert­e Ehrung vielleicht ein Einlenken bewirken könnte.

Es wird also bei Appellen bleiben – besonders vom Geschäftsf­ührer des Börsenvere­ins des Deutschen Buchhandel­s, Alexander Skipis. Den hatte sich Asli Erdogan als Laudator gewünscht. „Sie ist uns ein Vorbild darin, auch in den schwierigs­ten Verhältnis­sen Haltung zu zeigen und für die Werte einer freien Gesellscha­ft einzutrete­n. Schicksale wie das ihre dürfen nicht in Vergessenh­eit geraten“, sagt er über Asli Erdogan, die in den Blick der Behörden geriet, weil sie im Beirat einer kurdischen Zeitung saß. Nach dem gescheiter­ten Militärput­sch wurde sie im August des vergangene­n Jahres verhaftet und unter Auflagen aus dem Istanbuler Frauengefä­ngnis Bakirköy schwerkran­k entlassen. Man könne nicht schreiben, ohne sich die Hand zu verbrennen, sagte sie. „Würde ich das Schreiben aufgeben, würde ich alles aufgeben.“

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FOTO: WARNER Asli Erdogan Ende 2016 nach ihrer Freilassun­g aus der Untersuchu­ngshaft in Istanbul.

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