Als die Erzbischöfe aus Köln Burgen bauten
Sachbuch Was für ein kleines und feines, vor allem überraschendes Buch ist das, mit dem uns Barbara Schock-Werner literarisch heimsucht: über die imposante Wehrhaftigkeit der Kölner Erzbischöfe, die sich im Mittelalter mit dem Bau zahlreicher stattlicher Burgen auszeichnete. Was uns heute mit dem geistlichen Amt unvereinbar erscheint, war damals selbstverständlich. Denn die Bischöfe waren auch weltlich mächtig und nicht nur nebenbei mit Landgewinn und Landesverteidigung beschäftigt. Erstmals sind die Burgen in einer Gesamtschau zu bestaunen, fachkundig von der früheren Dombaumeisterin erstellt. Zu den Wehranlagen gehören unter anderen die Wolkenburg, Rheineck und Rolandseck, Godesburg und Drachenfels, Burg Lechenich, Zons und Kempen. Das schmale Bändchen ist schöner Lesestoff und zugleich die Einladung, mit einem Sonntagsausflug auf den Spuren der wehrhaften Erzbischöfe zu wandeln. Lothar Schröder Barbara SchockWerner: Burgen der Kölner Erzbischöfe Greven-Verlag, 80 Seiten, 9,90 Euro (nämlich die vom Versmaß kürzeren Zeilen zwei und vier) erklingen gleichsam wie ein sehr, sehr leises Echo aus der Ferne, wie ein kaum zu verstehender Reflex vom Band. Die Reime sind paarig angelegt, aber weil alle Zeilen ineinander greifen, erlebt man in dieser Version Reiners, die auch zu schnell gelesen ist, das Gedicht nicht wieder. Eben weil „Wiegenlied“ein Meilenstein ist, ist es bedauerlich, dass Reiner es zerstückelt.
Bei anderen Gedichten tritt das Problem nicht auf, und Brodskys riesige „Große Elegie an John Donne“, den bedeutenden englischen Dichter, einer der Metaphysiker, hört man in gleich zwei verschiedenen Übersetzungen. Die eine dauert 26 Minuten, die zweite 17 Minuten. In beiden Darbietungen trifft Reiner bravourös den Tonfall der Übertragungen und den Geist dieser imposanten Huldigung an einen Kollegen, die jeweils mit einem Satz beginnt: „John Donne ist eingeschlafen.“Wolfram Goertz