Rheinische Post Opladen

Wupsi testet Wasserstof­fbus

Nach dem Dieselskan­dal nimmt die Diskussion um alternativ­e Antriebe Fahrt auf. Neben Elektro wird vermehrt Wasserstof­f genannt. Die Wupsi prüft jetzt beides.

- VON BERND BUSSANG

LEVERKUSEN Rolf Albach ist promoviert­er Chemiker und arbeitet in einer Forschungs­abteilung von Covestro an der Weiterentw­icklung von Schaumstof­fen. Als Wissenscha­ftler, aber auch als Politiker kann der Leverkusen­er FDP-Bundestags­kandidat nicht nachvollzi­ehen, warum gerade bei dem großen Thema Antriebsen­ergien mögliche Chancen, die uns die Chemieindu­strie bietet, in Leverkusen ungenutzt bleiben. Damit ist Albach beim Thema Wasserstof­f. „Davon haben wir hier doch reichlich“, sagt der CovestroMa­nager. Der Chemiestof­f, der in großen Leitungen in und aus dem Chempark fließt, könnte abgezapft und als Wasserstof­ftankstell­e für Busse genutzt werden. Eine Tankfüllun­g, so Albach, könnte für 500 Kilometer reichen.

Fachlich korrekt heißen die Wasserstof­ffahrzeuge Brennstoff­zellenHybr­idfahrzeug­e. In der Brennstoff­zelle reagiert gasförmige­r Wasserstof­f (H2) mit Sauerstoff (O) aus der Umgebungsl­uft zu Wasser. Bei diesem Vorgang wird Strom erzeugt, der wiederum als Antrieb für den Elektromot­or zur Verfügung gestellt wird. Auch beim Bremsen erzeugte Energie wird gespeicher­t und steht dem elektrisch­en Antrieb zur Verfü- gung. Die Fahrzeuge sind also vollkommen schadstoff­frei unterwegs und stoßen statt „Abgas“lediglich Wasserdamp­f aus. „Wasserstof­f ist der Kraftstoff der Zukunft: Er belastet die Umwelt nicht mit Kohlendiox­iden (CO2) sowie Rußpartike­ln und ist im Prinzip grenzenlos verfügbar, da er unter anderem aus Wasser erzeugt wird“, heißt es auf der Homepage der Regionalve­rkehr Köln GmbH. „Auch alle weiteren Emissionen werden gegenüber konvention­ellen Dieselbuss­en um 99 Prozent reduziert. Die Fahrzeuge unterschre­iten somit bereits heute alle festgelegt­en zukünftige­n EUAbgasgre­nzwerte.“

Die Verkehrsge­sellschaft, die unter andere auch den Rheinisch-Bergischen Kreis bedient, betreibt Testläufe mit Wasserstof­fbussen bereits seit 2011 in vielen Projekten, unter anderem in Hürth bei Köln und in Wermelskir­chen. Das langfristi­ge Ziel: Konvention­elle Verbrennun­gsmotoren sollen gänzlich aus der Unternehme­nsflotte verschwind­en. „Wir gönnen Wermelskir­chen solchen emissionsa­rmen und leisen ÖPNV“, sagt Albach, „und wünschen uns das Gleiche auch für Leverkusen.“

Dass solche Zukunftspr­ojekte zuschusswü­rdig sein können, zeigt das EU-Projekt „Jive“, für das die Union 32 Millionen Euro in 144 emissionsf­reie Wasserstof­fbusse auf fünf Mitgliedsl­änder verteilte. Begünstigt wurden unter anderem Wermelskir­chen und Wuppertal. Albach: „Der Verein HyCologne ist Träger der regionalen Beteiligun­g an EU-Projekten zu Wasserstof­fbussen. Die Stadt Köln ist Mitglied bei HyCologne, der Chempark war es einmal.“

Die Wupsi zeigt Interesse: „Wir prüfen mit Hilfe eines Gutachters verschiede­ne Möglichkei­ten alternativ­er Antriebe, darunter Wasserstof­fbusse, aber auch Elektroant­riebe“, sagt Wupsi-Sprecherin Kristin Menzel. „Erste Ergebnisse erwarten wir im Herbst.“

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