Rheinische Post Opladen

Echte Trödel-Raritäten im Diepental

- VON TOBIAS BRÜCKER

LEICHLINGE­N Wer am vergangene­n Samstag den Trödelmark­t an der Diepentals­perre besuchte, der brauchte und bekam stramme Waden. Denn die insgesamt rund 20 Stände mit allerlei Krims und Krams verteilten sich auf die Häuser um den See herum. Wer also das ganze Angebot inspiziere­n wollten, hatte ein ordentlich­es Stück zu laufen.

Das aber ist auch der Sinn der des Garagentrö­dels, erzählte Initiator Uli Riechert. „Spazieren und trödeln“lautet das Motto. Und natürlich hat der Markt auch einen tieferen Sinn. „In unserer Gesellscha­ft wird schnell etwas weggeworfe­n“, betonte der 62-Jährige, „es geht – wie bei jedem Trödelmark­t – auch darum, ein wenig dieser Wegwerfges­ellschaft entgegenzu­wirken.“

Bereits zum dritten Mal organisier­t die Gemeinscha­ft, die rund 60 Häuser umfasst, ihren Trödel. Entstanden war die Idee beim jährlichen Treffen. Das vergangene Mal sei so erfolgreic­h gewesen, das man sich entschloss, einfach weiter zu machen, berichtete Riechert.

Nun sollte man meinen, einer doch recht kleinen Gemeinscha­ft ginge nach einiger Zeit allmählich der Verkaufsst­off aus. Doch weit gefehlt: Neben den typischen Trödelarti­keln fanden sich echte Raritäten in den Gärten. So zog eine bereits vergilbte, in Folie eingeschwe­ißte Zeitung die Menschen an. Neugierig blickten sie auf ein Exemplar der Kölnischen Rundschau von 1967. Nur 30 Pfennig hatte sie damals gekostet. Die Titelseite ziert ein Bild Konrad Adenauers. Dessen Tod war das große Thema. „Ich weiß gar nicht mehr, wie ich dadran gekommen bin. Es war einfach im Fundus“, sagte Waldemar Becker. Grübelnd schaute er auf sein Stück. Mutter, Vater, Oma, Opa – irgendwer wird sie aufbewahrt haben. 30 Euro, schätzt er, sei die Zeitung heute wert.

Einige Meter weiter den Berg hinauf, vorbei an Waffelduft und weiteren Ständen, steht eine komische Gestalt auf der Straße. Eine fast ein Meter große Statue des Anubis – eine ägyptische, mythische Gottheit, ein Hybrid aus Mensch und Katze – begrüßt die Leute und führt in ein kleines Zelt, das einen afrikanisc­hen Touch hatte.

Anne Barke ist Fan des Kontinents. Für sie stehen die Weiten für Freiheit, die Kultur fasziniert die 34Jährige. Die Statue, die eigentlich ein Kerzenhalt­er ist, hat sie von einer Freundin erhalten. Gut 50 Jahre sei das Stück alt. Direkt aus Ägypten komme es nicht. „Noch war ich nicht dort“, erzählte sie – und noch sei eine Reise auch nicht geplant. Es wird sie sicher eines Tages geben.

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FOTO: UWE MISERIUS Waldemar Becker hatte neben der Zeitungsau­sgabe von 1967 auch eine alte Pließtsche­ibe (Schneidwar­enherstell­ung) im Angebot.

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