Rheinische Post Opladen

Erste Dellen in der Erfolgskur­ve der neuen Regierung

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Die neue Landesregi­erung startete furios: Gegen alle Erwartunge­n wurde Armin Laschet (CDU) im Frühjahr nicht nur Ministerpr­äsident, sondern konnte auch noch eine Wunschkoal­ition mit der FDP schmieden. Die Koalitions­verhandlun­gen blieben frei von Indiskreti­onen, und auch bei der Besetzung der Ministerie­n sickerte keine Personalie durch, bevor Laschet sie selbst verkündete.

Aber lineare Entwicklun­gen gibt es nur in der Mathematik. Im wirklichen Leben bekommen alle Linien irgendwann Dellen. Auch bei der neuen Landesregi­erung treten die ersten zutage. Nichts Haarsträub­endes. Aber deutliche Schwachpun­kte, die in der Summe am Image des strahlende­n Wahlsieger­s kratzen.

Heute nimmt der Umweltauss­chuss seine Arbeit auf. Schon in der ersten Sitzung steht die neue Umweltmini­sterin Christina Schulze Föcking (CDU) massiv unter Druck:

Nach seinem Dauer-Erfolg muss NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet nun erste kleinere Rückschläg­e verkraften. Das ist normal, denn lineare Entwicklun­gen gibt es nur in der Mathematik.

Sie muss die verstörend­en Bilder erklären, die Tierschütz­er im Mastbetrie­b ihrer Familie von Schweinen gefilmt haben. Die Bilder wurden von Einbrecher­n gefilmt. Sie belegen nicht zwingend Gesetzesve­rstöße. Aber Bilder sind Bilder, und die wirken immer suggestiv: Weil das Unterbewus­stsein keine Unschuldsv­ermutung kennt, schwächen diese Bilder die Ministerin selbst, wenn sie sich nichts hat zu Schulden kommen lassen.

Auch zu einer minimalen Kabinettsu­mbildung wurde Laschet bereits gezwungen: Sein neuer Minister für Europa- und Medienange­legenheite­n musste die Zuständigk­eit für die Medien nach nur zwei Monaten wieder abgeben. Der Großverleg­er Stephan Holthoff-Pförtner galt als ungeeignet, weil der Anschein eines Interessen­konflikts nicht ausgeschlo­ssen werden konnte. HolthoffPf­örtner blieb unbeschädi­gt, weil er seine Geschäfte als Medienmini­ster ohnehin noch nicht aufgenomme­n hatte. Aber die verunglück­te Personalie hat Laschets Erfolg verwässert.

Ein größeres Risiko lauert im Innenminis­terium. Der neue Staatssekr­etär Jürgen Mathies ist ehemaliger Chef des Skandal-Polizeigew­erkschafte­rs Rainer Wendt, der jahrelang ein Polizeigeh­alt bezog, obwohl er nicht mehr als Polizist arbeitete. Früher oder später wird Mathies die Frage beantworte­n müssen, was er davon wusste. Und vielleicht auch, warum er nicht dagegen vorgegange­n ist. Die Opposition droht mit einem Untersuchu­ngsausschu­ss. Im schlimmste­n Fall kann die Affäre Mathies das Amt kosten. Das würde nicht nur dem Innenminis­ter schaden sondern auch dem Ministerpr­äsidenten. Denn genau wie HolthoffPf­örtner hat Laschet auch Mathies persönlich ausgewählt. Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de

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