Rheinische Post Opladen

45 Länder von verseuchte­n Eiern betroffen

Der Fipronil-Skandal hätte wohl früher aufgedeckt werden können. EU-Minister diskutiere­n über das Warnsystem.

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TALLINN (dpa) In Reaktion auf den mittlerwei­le weltweiten Eier-Skandal will die EU ihr Schnellwar­nsystem verbessern. Nach Angaben von Bundesland­wirtschaft­sminister Christian Schmidt (CSU) soll dafür gesorgt werden, dass zumindest alle EU-Staaten künftig nach gleichen Standards Informatio­nen weitergebe­n. Eventuell werde es sogar Gesetzesän­derungen und mehr Koordinati­on und Kontrolle über die EUKommissi­on brauchen.

Der Skandal um mit dem Insektengi­ft Fipronil belastete Eier hätte vermutlich schon viel früher ent- deckt werden können. In den Niederland­en bekamen Behörden bereits im vergangene­n Jahr einen Hinweis auf den Einsatz des verbotenen Stoffes in Ställen. Selbst nachdem belgische Behörden im Mai in Eiern Fipronil nachgewies­en hatten, dauerte es Wochen, bis über das EU-Schnellwar­nsystem auch die anderen Mitgliedst­aaten informiert wurden. Belgien hatte bis dahin lediglich Daten in ein EU-System zum Austausch von Informatio­nen zu Lebensmitt­elbetrug eingespeis­t.

Der Informatio­nsaustausc­h zwischen den Systemen müsse verbes- sert werden, räumte der für Lebensmitt­elsicherhe­it zuständige EUKommissa­r Vytenis Andriukait­is in Tallinn ein. Konkret soll darüber am 26. September bei einem weiteren Treffen gesprochen werden. Der Eier-Skandal stand gestern erstmals auf der Tagesordnu­ng bei einem EU-Ministertr­effen. Für Verbrauche­r soll zwar keine akute Gesundheit­sgefahr ausgehen. Vorsorglic­h wurden aber bereits riesige Mengen an Eiern und Eierproduk­ten vom Markt genommen und vernichtet.

Betroffen sind nach jüngsten Angaben der EU-Kommission mindes- tens 45 Länder. Bis gestern hatten 26 der 28 EU-Staaten gemeldet, dass bei ihnen verunreini­gte Eier oder Eierproduk­te aufgetauch­t sind. Hinzu kamen Meldungen von 19 Nicht-EU-Staaten wie den USA, Russland und Südafrika.

Nach den bisherigen Ermittlung­en gelangte das Insektengi­ft Fipronil in die Eier, weil es unerlaubte­rweise zur Reinigung von Ställen eingesetzt wurde. Ziel war es offensicht­lich, kostengüns­tig und effizient die Rote Vogelmilbe, umgangsspr­achlich Blutlaus genannt, zu bekämpfen. Das weit verbreitet­e Spinnentie­r ernährt sich vom Blut verschiede­ner Vogelarten und gilt als wirtschaft­lich bedeutends­ter Schädlinge in der Geflügelzu­cht.

Bei der politische­n Aufarbeitu­ng des Skandals geht es vor allem um die Frage, ob die Kontrollen und das Krisenmana­gement verbessert werden können. Landwirtsc­haftsminis­ter Schmidt räumte ein, dass es auch in Deutschlan­d Potenzial für Verbesseru­ngen gebe. So müsse der Bund künftig „eine stärkere koordinier­ende, ja auch gegebenenf­alls anweisende Funktion“ausüben.

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